Kapitel 5 - Rh'Una und das Meer

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Sie waren jetzt einen ganzen Mondlauf unterwegs gewesen und laut Arvit hatten sie ungefähr die Hälfte der Sümpfe hinter sich. Was auch gut so war, denn Majorie und ihre Gefährten wollten endlich wieder eine Zivilisation sehen und nicht Millionen von Mücken und anderen Tieren, die sich nicht einordnen konnten. Seit dem Aufbruch, waren sie zu einem routinierten Alltag übergegangen. Morgens ganz früh aufstehen, schnell was essen, dann den ganzen Tag im Boot sitzen und durch die Gegend paddeln und Abends schließlich nach einem trockenen Untergrund suchen, um dort die Nacht zu verbringen.

Nun hatten sie wieder einen eintönigen, aber dennoch anstrengenden Tag hinter sich. Sie fuhren zwischen dem Schilf entlang und suchten nach einer geschützten Insel.

„Wie wäre es mit dieser da?“, fragte Fha'dil und zeigte zwischen dem Schilfe auf einen weichen Moosflecken.

„Rundherum ist Schilf, also werden uns mögliche Angreifer nicht so schnell sehen. Ich denke sie ist gut“, meinte Arvit und die Anderen nickten.

Langsam lenkten sie die Boote auf das Schilf zu. Zwei Männer stiegen aus und wateten, die Boote hinter sich herziehend, das letzte Stück durch das Wasser. Schließlich hatten alle einen einigermaßen trockenen Boden unter den Füßen. Sie holten die Säcke aus den Booten und legten letzteres mit dem Bauch nach unten, so dass, falls es regnen sollte, kein Wasser auf die Bänke lief.

Schnell hatte Fares ein Feuer entfacht und nun saßen alle darum und wärmten sich ein wenig auf. Penelope und Majorie holten ein paar alte Brote hervor und zusammen mit ein bisschen Obst aßen sie ihr karges Mahl auf. Es wurde dunkler und dunkler. Wolken hatten sich vor den Mond geschoben und bildeten eine undurchdringbare Decke. Das einzige Licht kam vom Feuer. Majorie beobachtete wie die Flammen kleine Funken in die Nacht hinaus spuckten. Sie flogen hoch in den Himmel und erloschen dann in der kühlen Herbstluft. Es knisterte und knackte, während der eine oder andere sich zum schlafen bereit machte oder noch ein leise mit seinem Nachbarn unterhielt. Es war eine friedliche Truppe, keiner hatte Streit, dennoch hatte Majorie das Gefühl, dass eine gereizte Spannung in der Luft lag. Sie wusste nicht von wem diese Ausging, aber es sorgte dafür, dass nicht jeder mit jedem scherzte und unterhielt. Die Männer aus Cahsa blieben unter sich und ihnen gleich taten es auch Majorie und ihre Freunde.

Sie gähnte. Sie war müde und das sah man ihr an. Jodok sah ihr gähnen, stand auf und holte eine Decke. Er legte die Decke über ihre Schultern und setzte sich neben sie. Sie lächelte ihm zu und dankte. Er lächelte zurück. So saßen sie neben einander und starrten ins Feuer, bis die Augen von Majorie langsam zu fielen. Auch das bemerkte Jodok und legte seinen linken Arm um sie. Sanft zog er sie zu sich. Sie ließ es zu und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Sie merkten nicht, wie Fha'dil ihnen missbilligende Blicke zu warf und leise schnaubte. Doch er sagte nichts, sondern starrte weit in die Ferne und zerriss abwesend einen kleinen Zweig auseinander. Schließlich schliefen die meisten irgendwann ein. Nur Arvit und Lokhan blieben als Wache auf und erwarteten den nächsten Tag.

Der nächste Morgen war grau und feuchte. Es hatte in der Nacht nicht geregnet, dafür sah es aber jetzt so aus, als würde jeden Moment anfangen wie aus Eimern zu schütten. Nach dem Aufstehen bewegten sie sich viel, um ihre steifen Knochen wieder aufzuwärmen. Als die Sonne dann gänzlich auf gegangen war saßen sie schon wieder alle in den Booten und fuhren auf den Sümpfen Rh'Una entgegen. Dafür brauchten sie einen weiteren Mondlauf. Dann endlich sahen sie die ersten Häuser der Hafenstadt. Es waren wieder einfache Holzhäuser. Sie standen ein Stück vom Fluss entfernt, um einen langen, breiten Steg Platz zu machen. Schon so früh am Morgen war es sehr lebhaft vor den Häusern. Fischer machten ihre Boote für das tägliche Rausfahren auf die See bereit. Kinder liefen umher, jagten eine Katze oder sammelten Muscheln und Steine am Strand. Möwen flogen kreischend durch die Luft und versuchten den einen oder anderen Fisch zu bekommen. Während die kleinen Boote zwischen den beiden Seiten Rh'Unas durch das Wasser glitten, ließen viele von ihrer Arbeit ab und schauten neugierig den Fremden entgegen. Jedoch beachteten die meisten die Gruppe nicht. Schließlich erreichten sie die Brücke, die die beiden Hälften der Stadt mit einander verbannt.

Perle des LichtesTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon