Kapitel 20 - Die Perle des Lichtes

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Gleich bei den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Tages stiegen die Freunde aus ihren etwas ungemütlichen Sitzschlafplätzen. Ihre Knochen knackten, als sie sich streckten und um richtig wach zu werden gingen manche von ihnen raus, um sich die Beine zu vertreten. Der Rest blieb drin und versuchte in der Hexenküche von Lelle etwas essbares zu finden. Irgendwann nachdem alle gefrühstückt hatten, kam schlurfend dann auch Lelle aus ihren Schlafzimmer, bedachte jeden von ihnen mit einem missbilligenden Blick und machte sich daran heißes Wasser aufzusetzen, um sich einen Tee zu machen.

„Und ist euch schon eine Lösung zu eurem Perlen-Problem eingefallen? Wie wollt ihr sie finden?", fragte die Weisin schließlich in die Stille hinein.

„Tja, ich denke wir werden sie einfach suchen müssen", meinte Majorie und stand auf. „Je früher wir damit anfangen desto besser."

„Die Ebene ist riesig. Um alles unter den Schnee abzusuchen, werdet ihr Jahre brauchen."

„Habt Ihr eine bessere Idee?", fragte Majorie schnippisch, was der alten Frau nicht entging.

„Ja, aber dafür kann ich eure Hilfe nicht gebrauchen, daher könnt ihr jetzt alle rausgehen und euch in der Kälte abfrieren", antwortete Lelle und drehte sich um.

Majorie verdrehte die Augen. Manchmal nervte diese Frau mit ihrer Geheimniskrämerei. Allerdings blieb ihr und den anderen nichts weiteres übrig, als das zu tun, was Lelle gesagt hatte. So zogen sie sich alle ihre dicken Mäntel über und stapften in den Schnee. In der Nacht hatte es sehr viel Neuschnee gegeben. Daher war über den harten, festgetreten Schnee eine Schicht flockig, weichen Neuschnees zu sehen. Bei dem kleinsten Windhauch, wirbelten die Flocken auf und sanken nach mehreren Kreisen zu Boden, nu um kurz danach erneut in die Luft gewirbelt zu werden. Es war lustig mit anzusehen, wie die Hunde dem Schneetreiben hinterher liefen und sich in der Morgensonne austobten. Die Gruppe hingegen, die sich nun auf die Suche nach der Perle des Lichtes machen wollten, schauten missmutig über die weite Ebene und dem See. Wo sollten sie anfangen zu suchen? Sie einigten sich schließlich darauf, erst einmal alles um den See abzusuchen. Daher teilten sie sich in zwei verschiedene Gruppen ein; die einen gingen links herum, die anderen rechts um den See. Sie fingen ganz außen an und wollten dann immer näher an den See heran rücken. Doch es war mühselig. Sie hatten sich zwar Werkzeuge mitgenommen, um den Schnee beiseite zu schieben, doch schon nach ein paar Stunden, waren ihre Finger und Füße durchfroren.

„Hat jemand eigentlich eine Ahnung, wie diese Perle aussehen soll?", fragte Fha'dil, der zusammen mit seinem Vater und Majorie in einem Team war. Beide schüttelten den Kopf. Sie hofften einfach, dass Majorie es spüren würde, wenn sie die Perle gefunden hätten. Daher machten sie weiter.

Zur Mittagszeit gingen alle zurück zur Hütte. Lelle war nicht anzutreffen. Zudem hatte sie den Esel mitgenommen. Vermutlich war sie irgendetwas in den Bergen suchen gegangen. Über dem Feuer jedoch hing ein dampfender Kessel aus dem es mehr als gut roch. Schnell nahm sich jeder von ihnen eine Schale und aß gierig, dass gut gewürzte und wärmenden Mahl auf. Nach einer Stunde Pause in der sich alle wieder aufgewärmt und neuen Energie bekommen hatten, gingen sie wieder in die eisige Kälte und suchten weiter. Mittlerweile war das Wetter wieder umgeschlagen. Es schneite zwar nicht, jedoch wurde der Wind von Minute zu Minute stärker und wirbelte ihnen daher auch allen den Schnee ins Gesicht. Verbissen, das Wetter ignorierend suchten sie bis zum Abend weiter.

So ging das nun mehrere Tage. Mehrmals mussten sie auch ihre Suche unterbrechen, da das Wetter zu stürmisch wurde und es dann zu gefährlich wurde. Trotzdem kamen sie allmählich voran. Mit Holzpfählen steckten die Gruppen die Gebiete ab, in denen sie schon gesucht hatten. Die Kreise in denen sie um den See suchten, wurden immer kleiner. Und je näher sie dem See kamen, desto deutlicher wurde das Gefühl von Majorie, der Perle näher zu kommen. Sie wusste nicht wieso, aber irgendwas zog sie in der Mitte des Sees an. Immer wieder hörte sie auf den Schnee wegzuschieben und starrte stattdessen auf die von Schnee zu gedeckte, eisige Oberfläche des zugefrorenen Sees. Nachdem sie nun eine halbe Spanne auf der Ebene unterwegs waren und die Perle suchten, hielt sie es nicht mehr aus und erklärte ihr Verlangen ihren Freunden.

Perle des LichtesWhere stories live. Discover now