Kapitel 7 - Der Rat des Hohen Priesters

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Langsam drehte der bärtige Mann in der Tür seinen Kopf zu dem Tisch, von dem aus der Ruf kam. Eine kleine Gruppe von sechs, sehr schmutzigen Menschen, sah ihm entgegen. Seine Augen hatten sich noch nicht an das Licht gewöhnt. Doch er kannte schemenhaft ein kleines Mädchen, welches ihn mit geweiteten Augen, ungläubig musterte. Er erkannte sie. Er wusste wer sie war und auch von den meisten Anderen die an dem Tisch saßen. Es war lange her, zu lange, doch ihre Gesichter hatte er nicht vergessen.

„Emmeram!“, kam es drängelnd von hinten, doch er hörte es nicht. „Wieso bleibst du einfach stehen? Hier draußen ist es kalt! Lass uns rein!“

Mehrere kleine Hände versuchten ihn vorwärts zu schieben. Da er dies nicht vorhergesehen hatte, klappte es. Er verlor kurz sein Gleichgewicht und schwankte überrascht ein paar Schritte nach vorne. Nun konnten seine Begleiter auch endlich ins Warme gehen.

„Louis, Alani, Joyce und auch Malu!“, kam es wieder von dem Tisch und die Neuankömmlinge drehten sich bei ihren Namen um. „Ihr seid alle am Leben!“

„Danke, Ab'sy!“, sagte eine zweite Stimme, auch aus der Ecke.

„Und ich dachte wir wären die Einzigen!“

Die Tür schlug zu. Es wurde immer noch Musik gespielt. Alle anderen Anwesenden hatten die Neuen und die Reaktionen von den sechs Reisenden nicht bemerkt. Sie lachten immer noch. Sie tranken und aßen, sangen und spielten Karten. Nur der Nahor, der Wirt, hatte alles mitbekommen. Schließlich war es seine Kneipe. Er musste immer wissen, was los war. Ansonsten könnte er Streitigkeiten nicht so leicht verhindern und Prügeleien beenden. Doch es schien nicht so, als würden seine Gäste auf einander losgehen wollen. Daher wartete er ab, was als nächstes passieren würde. Er lächelte, als Majorie und ein blondgelocktes Mädchen auf einander zu liefen und sich weinend umarmten.

Nun standen auch Penelope, Fha'dil und Fares auf und gingen lachend auf ihre alten Freunde und Nachbarn zu. Aufgeregt sprachen alle durcheinander, doch das störte die singenden Betrunkenen an den anderen Tischen nicht. Langsam ging die Gruppe von der Tür weg, zogen ein paar neue Tische und Stühle heran und machten es sich in der Ecke bequem. Fares, Lokhan und Emmeram bestellten noch mehr Suppe und Bier. Sie lachten und unterhielten sich miteinander, doch noch sprach keiner die Nacht an, als der Überfall passierte. Erst später in der Nacht, nachdem die meisten Gäste gegangen und alle etwas ruhiger geworden waren, lenkte Emmeram schließlich das Gespräch auf das Thema. Es kam unerwartet für die Anderen und alle guckten ein paar Augenblicke in ihre Gläser. Sie fühlten sich wieder in die verhängnisvolle Nacht zurückversetzt.

„Also, wie seid ihr entkommen?“, fragte der ehemalige Wirt des Pinken Rotwildes.

„Das ist eigentlich die Frage, die wir euch stellen wollten“, antwortete Penelope nach einer Weile. „aber, man könnte sagen, dass wir es mit viel Glück geschafft haben.“

„Wir hatten alle Glück, doch nur damit haben wir es nicht geschafft“, sagte Locan.

„Nun ja, wir hatten das Glück, das mein Vater die Schwerter zur Hand hatte“, meinte Fadil. „So konnten wir uns vor den Sturmdämonen wehren.“

„Sturmdämonen? Sind das die Monster?“

„Ja, Alani“, beantwortete Majorie die Frage von Louis kleiner Schwester. „Wir wissen allerdings auch nicht viel über sie.“

„Aber etwas wisst ihr?“, fragte nun Louis selber, der für seinen Charakter sehr still war an diesem Abend.

„Ja. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir es euch erzählen sollten“, meinte Lokhan nachdenklich. „Je weniger ihr über sie wisst, desto sicherer seid ihr.

„Wir wollen aber wissen, wer unser Zuhause zerstört und uns unsere Eltern genommen hat!“, rief Alani empört.

Lokhan sah sie einen Moment lang an. Dann lächelte er. Er sah in die Runde.

Perle des LichtesWhere stories live. Discover now