Kapitel 3 - Die Sümpfe von Kä'anuh

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Um die Mittagszeit gelangten sie am nächsten Tag aus dem Wald. Durch die weniger werdenden Bäume kam die Gruppe nun etwas schneller voran. Da sie keine Ahnung hatten, ob Ahzatzel sie noch verfolgte, wollten sie kein Risiko eingehen und machten deshalb wenig und nur kurze Pausen. Sie behielten ihre Richtung bei und ritten gen Norden. Bald ließen sie den Ak'Llon hinter sich und vor ihnen sahen sie am Horizont die Sümpfe von Kä'anuh.

Die Sümpfe bildeten einen weiten Teil von Kä'anuh. Der Ybai'í floss aus seiner Quelle im Cälhinka'a-Gebirge im Norden und sein Gewässer verbreitete sich in der Tiefebene. An einigen Stellen floss das Wasser wieder zu einem Fluss zusammen. Viele Menschen lebten nicht in Kä'anuh. Die Sümpfe waren tückisch und man konnte sich leicht verirren. Viele hatten auch Angst vor den Kreaturen die dort angeblich hausten und darauf warteten einen orientierungslosen Wanderer in das dunkelgrüne Wasser zu ziehen. Doch gab es ein paar Leute, die sich kein anderes Leben vorstellen konnten. Manche aus den südlichen Ländern waren der Meinung, dass diese verrückt und lebensmüde seien. Es wurden gruselige Geschichten über diese verrückten Menschen erzählt und sich über sie lustig gemacht. Doch die Menschen in Kä'anuh blieben wo sie warn und ließen sich von diesen Beleidigungen nicht unterkriegen.

Genau zu den verrückten Leuten wollten Lokhan und Fares. Sie wussten, dass sie dort Hilfe bekommen konnten. Einmal für die Reise nach A'tdhe und zweitens für Väabre. Auch wenn diese Leute verrückt sein sollten, so hatten sie unglaublich effektive Heilungsmethoden. Doch mussten sie es erst einmal durch die Sümpfe schaffen und das war ein großes Problem. Das wussten die beiden Krieger. Doch ließen sie sich nichts anmerken und ritten weiter, hielten dabei Ausschau nach möglicher Gefahr.

Dann erstreckten sich die Sümpfe plötzlich vor ihnen. Der Boden war sehr weich und matschig und trotzdem drängten sie die Pferde vorwärts. Hinter einander ritten sie und waren bedacht nicht in das gurgelnde Wasser zu treten. Sie kamen wieder sehr langsam voran. Fares und Penelope ritten voraus. Sie begutachteten den Boden zu ihren Füßen und lenkten das Pferd nur dahin, wo sie der Meinung waren, dass es dort sicher war zu gehen. Doch mussten sie deshalb immer wieder eine große Schlaufe um ein tiefes Becken machen und konnten nicht geradlinig nach Norden reiten. Auch die Pferde waren nervös; das Weiße in ihren Augen war zu sehen, die Ohren angelegt und die Nüstern blähten sich unruhig auf. Gepeinigt von Mücken tänzelten sie herum und machte es den Reitern nicht leicht.

„Oh man. Wann sind wir endlich aus diesem Sumpf raus?“, sagte Majorie leise zu Fha'dil und klatschte sich mit der linken Hand auf ihre Wange. „Ich werde hier noch beim lebendigen Leibe aufgefressen.“

„Ich hab keine Ahnung“, meinte Fha'dil, der vor ihr saß. „Ich habe Utz nie gefragt wie es hier so ist. Aber keine Sorge, es wird bestimmt nicht mehr lange dauern.“

„Wenn du meinst …“, seufzte sie und schaute sich ein wenig um.

Viel war nicht wirklich zu sehen. Glucksendes, übelriechendes Wasser, langes, braunes Schilf und überall flogen Insekten herum. Kleine Fische schwammen im seichten Wasser und feine Nebelschwaden zogen sich durch die Luft. Ihr wurde bewusste, dass sie sich verirrt hatten. Wenn sie nach vorn blickte, sah sie Penelope und die beiden Männer sich suchend um blickten. Majorie hoffte inständig auf einen fahrenden Händler zu treffen. Von ihr aus könnten es auch Utz und sein Vater sein. Die kannten sich immerhin hier aus.

Allmählich wurde es dunkler und keiner hatte das Gefühl im Sumpf voran gekommen zu sein. Sie suchten eine einigermaßen trockene Stelle, stiegen ab und aßen etwas. Mehr konnten sie im Moment nicht tun. Penelope wagte es außerdem nicht, den provisorischen Verband von Väabres Körper zu entfernen, da sie befürchtete die Mücken und anderen Krabbeltiere könnten von dem Geruch angelockt werden. So blieb ihnen nichts weites übrig als bis auf den nächsten Tag zu warten.

Perle des LichtesWhere stories live. Discover now