16. Türchen

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Ich sah Damian hinterher und wusste nicht genau was ich mit mir anfangen sollte. Dass das was passiert war nicht wirklich so statt gefunden hatte, musste ich erstmal verarbeiten. Es musste in meinen Kopf ankommen. Wenn ich schlafen würde und das was grade passiert ist ein Traum wäre, könnte ich nachvollziehen, dass alles nicht real war. Ich wusste aber dass das kein Traum war. Mein Bruder war eine Illusion gewesen. Ein Erscheinungsbild, dass sich mein Gehirn durch den Einfluss von Azraels Kräften nur ausgedacht hatte. Wie war das alles nur möglich? Mein Kopf fing an weh zu tun. Rudolf, der immer noch neben mir stand riss mich mit einem Schnauben aus meinen Gedanken.

"Ich kann mir gut vorstellen, dass das alles gerade ein bisschen viel für dich ist," meinte das Reentier leise mit der Absicht nicht in irgendwelche Fettnäpfchen zu treten.

Ich sah das Reentier von der Seite:" Du hast ja keine Ahnung," dabei rieb ich mir mit den Zeigefingern meine Schläfen. Nach einer Weile sah ich das Reentier wieder an und fragte es:" Wie hast du das mit deiner Nase gemacht?"

"Wir Reentiere sind nicht einfach nur dafür da dem Weihnachtsmann beim Geschenke ausliefern zu helfen, wir sind auch zu seinem Schutz da. Eine Weihnachtsnacht kann ziemlich turbulent sein. Damit dem Weihnachtsmann auch wirklich nichts passiert und jedes Kind seine Geschenke bekommt haben wir Reentiere eine art Schutzfunktion. Die Engel haben schließlich nicht immer Zeit sich um Weihnachten zu kümmern. Deswegen hat man uns irgendwann zu den sogenannten Bodyguards gekürt", das Reentier reckte seinen Hals stolz in den Himmel. Ich sah Rudolf überfordert an und fragte mich wie viele Informationen zu dieser neuen Welt mir noch fehlten. Ava sah meine Überforderung und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

"Kommt ihr beiden. Wir können hier nicht mehr viel ausrichten lasst uns zum Institut fliegen."

Ich nickte zustimmend war aber immer noch ziemlich geknickt, dass ich nicht wie erwartet meinen Bruder in den Armen halten konnte. Ich wollte ihn doch einfach nur in Sicherheit wissen. Rudolf schien zu merken, dass ich anfing mir selbst die Schuld zu geben. Aus den vielen Filmen, die ich in meinem Leben schon gesehen hatte, hätte ich wissen sollen, dass eine Kreatur wie Azrael es mir nicht so einfach machen wird. Rudolf stupste mich leicht mit seiner Schnauze an:" Es ist nicht deine Schuld."

"Warum fühlt es sich dann so an?" wollte ich wissen und wusste dabei aber schon, dass es hierfür nicht wirklich eine Antwort gab. Rudolf sah mich einfach nur an. Anstatt auf meine Frage zu antworten meinte er:" Komm Kyle, an diesem Ort werden wir nicht schlauer. Lass uns nach Hause fliegen."

Ich nickte nur zustimmend. Als Rudolf meine Zustimmung sah nahm er eine eine Position an, die aussah, als würde er sich verbeugen wollen. Er hatte sein linkes Bein gebeugt auf den Boden gelegt und seinen Kopf zu Boden gesenkt. Diese Geste sollte in diesem Moment aber keine Verbeugung darstellen sondern eher eine Hilfestellung sein, dass ich besser aufsteigen konnte. Von Rudolfs jetziger Possition ging es auch um einiges besser mich auf seinen Rücken zu schwingen.

Als Rudolf mit mir auf dem Rücken durch die Tür schritt konnte ich nur Ava entdecken, die wohl auf uns wartete. Als sie uns sah lief sie direkt auf uns zu und sah uns nochmal prüfend an als würde sie sich sicher gehen wollen, dass Azrael nicht doch zurück gekommen war.

"Wo ist Damian", wollte ich wissen und sah mich suchend um.

"Er ist in die Richtung verschwunden", Ava zeigte mit ausgestreckter Hand hinter sich. Wahrscheinlich wollte sie damit aussagen, dass Damian seine Richtung in dem großen Gebiet hätte ändern können:" Er war ziemlich aufgelöst darüber, dass er dich nicht richtig beschützen konnte. Ich wollte ihm nicht hinterher, weil du ihn in dieser Situation besser beruhigen kannst."

Ich nickte verstehend:" Ich werde ihn suchen gehen. Wir sehen uns dann gegen später im Institut."

Ava nickte und breitete ihre Flügel zum Abflug aus. Ich gab Rudolf gleichzeitig zu verstehen, dass er sich auch Abflug bereit machen sollte. Mit meine Hände klammerte ich mich in einen Lederring, der von Rudolfs Sattel ab stand, fest. Gleichzeitig drückten sich Ava und Rudolf in den Himmel. Für beide sah es so unfassbar mühelos aus, das ich mich fragte, wie die Menschen, das Fliegen so schwer machen konnten. Eine Blechbüchse, die mit Kerosin vollgetankt war. Es ist zwar eine der sichersten Arten, wie man von einem Ort zum anderen kommt aber trotzdem schlecht für die Umwelt. Vielleicht könnte man irgendwann die normale Welt mit der Welt verbinden, die ich jetzt kennen gelernt habe, um ein bisschen für die Sicherheit der Welt zu sorgen. Aber bevor ich die ganze Welt rette muss ich erst einmal egoistisch sein und meinen kleinen Bruder retten.

Santa? That's MeWhere stories live. Discover now