3. Türchen

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"Kyle, das solltest du sehen," Josh war von den Geschenken auf gesprungen und zu der nächsten Tür gelaufen.

Ich trottete hinterher. Komischer konnte es ja kaum werden. Doch ich täuschte mich.

"Reentiere?" entsetzt sah ich auf zahlreiche Reentiere, die in ihren Boxen standen.

"Mit irgendwas muss der Weihnachtsmann seine Geschenke doch verteilen," grinste Josh mich an und lief zu den Tieren um sie zu streicheln.

"Vorsicht vielleicht beißen sie," warnte ich ihn.

"Niemand beißt hier irgendwen," meinte plötzlich eine fremde Stimme.

"Wer hat das gesagt," erschrocken sah ich mich um, um jemanden zu finden, der mit mir sprach.

"Na ich," sagte die Stimme wieder.

"Josh hörst du das ?" Ich sah meinen kleinen Bruder etwas ängstlich an.

"Ja, Rudi redet mit dir."

"Rudi? Wie Rudolf das Reentier ?"

"Das ist richtig," bestätigte die fremde Stimme. Ich drehte mich nach rechts und sah das Rentier ungläubig an.

"Du kannst reden ?" Ich glaube, dass mein Blick so komisch aussah, dass das Rentier anfing zu lachen.

"Ja, ich kann reden."

Ich fing an zu schreien. Das war eindeutig zu viel für meinen Geschmack. Wo war ich hier gelandet?

"Josh wir gehen," sagte ich zu meinem kleinen Bruder und schnappte ihn an der Hand. Gerade als ich ihn aus der Tür ziehen wollte  hielt das Rentier uns auf.

"Stop, bitte warte Kyle. Wir brauchen deine Hilfe."

"Warte, du kennst meinen Namen?" entrüstet drehte ich mich zu dem Rentier um.

"Klar, den kennt hier jeder. Du bist der neue Weihnachtsmann."

"Ich bin was?" schrie ich das Rentier entrüstet an.

"Der neue Weihnachtsmann," meinte es ruhig. Anscheinend war hier niemandem bewusst, dass ich nicht die blasseste Ahnung hatte, wovon sie redeten.

"Ich bin viel, aber der neue Weihnachtsmann, bin ich sicher nicht. Den gibt es doch nicht mal."

"Doch Kyle, der Weihnachtsmann existiert. Er ist bei dem Feuer ums Leben gekommen und jetzt bist du der neue Weihnachtsmann," entgegnete das Reentier.

"Warum ich ?" wollte ich wissen und war mir dabei nicht sicher, ob ich die Frage den Reentier oder mir selbst stellte.

"Weil du der nächste lebende Verwandet vom Weihnachtsmann bist."

"Ich bin verwandt mit dem Weihnachtsmann," gestresst fuhr ich mir durch die Haare:" Kann ich bitte endlich aus diesem miserablen Traum aufwachen? Ich werde jetzt gehen."

Mit meinem Bruder an der Hand verließ ich das Haus. Ich brauchte unbedingt frische Luft. Keine Ahnung was da drin grade gerade passiert ist, aber da scheint sich jemand einen schlechten Scherz mit mir zu erlauben.

"Josh, träume ich?" Komplett durch den Wind sah ich meinen kleinen Bruder an, der sich zu mir auf die Treppe vor dem Haus gesetzt hat.

"Nein, tust du nicht," antwortete mein kleiner Bruder und sah mich besorgt an.

"Gott ich werde hier noch wahnsinnig."

"Aber das ist doch voll cool. Du bist der neue Weihnachtsmann," meinte Josh aufgeregt.

"Ich bin gar nichts und schon gar nicht der neue Weihnachtsmann."

Ich brauche eine Pause von all dem. Was passiert hier grade überhaupt ? Langsam stand ich auf und hielt mich am Geländer fest. Wie war es soweit gekommen ? Ich sah in die Ferne und konnte immer noch nicht glauben was grade passiert ist. Das fühlt sich alles wie ein Traum an. Momentan könnte ich noch nicht mal sagen  ob es ein guter oder ein schlechter Traum ist.

Ich brauchte eine ganze Woche um alles zu verdauen und setzte in dieser Woche keinen Fuß in dieses Haus. Auch wenn Josh nörgelte und mich hin und wieder dazu zwang zurück zu kehren weigerte ich mich. Wieso müssen mir immer so komische Sachen passieren ?

Langsam aber sicher wurde es in dem kleinen Städtchen, in dem Josh und ich wohnten, weihnachtlich. Von bunt geschmückten Häußern und Bäumen über wunderschöne Weihnachtsmärkte.

"Kyle?," fragte Josh mich eines Tages mit quengelnder Stimme:" können wir auf einen Weihnatschmarkt gehen, bitte."

Eigentlich hatte ich sowas von genug von dem ganzen Trubel um Weihnachten und den Fakt, dass ich eigentlich für die Geschenkverteilung zuständig war. Dennoch wollte ich nicht mehr einfach nur im Haus rum sitzen und grübeln sondern mir auch mal die Beine vertreten, also stimmte ich zu. Begeistert klatschte Josh in seine Hände.

Wir schlenderten zwischen den bunt geschmückten Holz Häusern durch. Eigentlich war es ja schon ganz romantisch. Doch irgendwie war es für mich nicht möglich die Romantik zu genießen. Dass der Weihnachtsmann wirklich existieren soll, ist noch nicht wirklich in meinem Gehirn an gekommen und ich weiß auch nicht, ob es das jemals wird.

"Kyle," aufgeregt zupfte Josh an meinem Ärmel und zog mich damit aus meiner Gedankenwelt.

"Was ist denn?"

"Da guck mal," aufgeregt zeigte Josh auf einen bunt beleuchteten Schießstand, an dem viele Kuscheltiere rum hingen. Die Kuscheltiere waren ein bisschen zu groß für meinen Geschmack, denn sie erreichten fast Josh's eigene Körpergröße.

Ich seufzte:" Willst du dein Glück mal versuchen?," fragte ich ihn und beugte mich dabei leicht zu ihm runter. Der 9 Jährige nickte begeistert. Ich kaufte ihm also einen Versuch, der drei Bälle beinhaltete. Josh nahm einen der Bälle in die Hand und konzentrierte sich auf die leeren Dosen auf der anderen Seite. Der erste ging wie der zweite Ball daneben. Josh sah mich an.

"Kannst du mal versuchen?" er sah mich bittend an und streckte mir den Ball entgegen. Natürlich nahm ich seine Bitte entgegen und versuchte mein Glück. Sonderlich gut war ich nicht im Ziele treffen, deswegen ging auch mein Ball daneben. Betrübt sah Josh zu Boden. Ich hasse diesen Blick er bricht mir immer das Herz.

Auf einmal tauchte ein Typ neben uns auf, der in etwa in meinem Alter war. Er sah Josh an, dann sah er zu mir und nickte mir zu. Die Frage ob wir uns kannten, tauchte in meinem Kopf auf. Gesehen hatte ich den Typ noch nie zu vor. Er bückte sich zu Josh runter.

"Hey, ich habe gesehen, du willst einen von diesen wundervollen Kuscheltieren, ist das richtig ?"

Josh nickte leicht verwirrt.

"Wie wäre es, wenn ich mal für dich werfe und du dann das Kuscheltier bekommst, wenn ich treffe ?"

Staunend sah Josh den Fremden Typ an und schien den Worten genau so verwirrt gegenüber, wie ich es war. Trotzdem nickte er zögernd. Also drehte sich der Typ zu dem Standmann um und kaufte einen Versuch, der wieder drei Bälle beinhaltete. Wie auch immer der Typ es schaffte, aber er kegelte mit einem Wurf alle Dosen auf der anderen Seite um. Mit einem strahlenden Lächeln nahm der Typ den Kuscheltierbär entgegen. Dass er sich dann wirklich zu meinen Bruder runter bückt und ihm den Bär entgegenstreckte hätte ich nie erwartet und trotzdem tat er es.

"Bitteschön," grinste der Typ verschmitzt. Josh bedankte sich strahlend und drückte seinen neuen Kuscheltierfreund an seine Brust.

"Wie können wir dir dafür danken," wollte ich wissen, denn Geschenke nahm ich nur ungern an. Doch der Typ machte eine Bewegung mit seiner Hand, die mir sagen ließ, dass es ihm egal war.

"Lass stecken man," grinste er," hab ich gerne gemacht."

Santa? That's MeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora