Chapter 14

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"Niall, der Stalker ist hier."


Mit großen Augen guckt Niall mich an und lässt dann auch seinen Blick durch die Menschen schweifen. Sein Blick wandert wieder zu mir und ein bisschen Panik oder Angst vielleicht auch Verwirrung ist in seinen Augen zu sehen.

"Du hast Recht. Was machen wir jetzt?" fragt er vorsichtig.

"Ich denke nicht, dass wir ihn loswerden, aber wir können es wenigstens versuchen oder?", schlage ich vor und bekomme zustimmendes Nicken von Niall.


Ich schnappe mir wieder seine Hand, die ich gerade eben losgelassen hatte, während sich unsere Füße zu bewegen beginnen. Wir laufen mit schnellen Schritten wieder in das Jahrmarkt-Getümmel, in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Mit einem kurzen Blick nach hinten stelle ich fest, dass der Typ uns etwas langsamer folgt. Mein Blick richtet sich wieder nach vorne, während wir uns unseren Weg duch die Menschen bahnen. Immer wieder rempeln wir ein paar Menschen an, oder werden von ihnen angerempelt, weshalb ich immer wieder kleine Entschuldigungen vor mich hin murmele.

Immer wieder blicke ich nach hinten, nur damit ich sehen kann, dass der Stalker sich nicht einfach so abschütteln lässt. Den Rest des Jahrmarktes versuche ich gleichzeitig zu überblicken und merke so fast gar nicht, wie sich neben uns eine gute Chance anbietet abzutauchen. Der Weg mit den verschiedenen Ständen gabelt sich, sodass ein kleinerer Weg vom Hauptweg wegführt. Genau diesen Winkel entdecke ich gerade noch so. Fast wären wir daran vorbei gelaufen.

Mit Niall zusammen biege ich in den kleinen Weg ein, wo wir halb hinter einem Stand mit dem Schriftzug 'heiße Maronen' stehen bleiben. Wir keuchen beide etwas und ich beginne zu grinsen, als ich um die Ecke sehe, wo unser Stalker sich suchend umsieht und dann dem anderen Weg weiter folgt.


"Er ist erstmal weg Niall.", sage ich erleichtert und höre, wie auch er erleichtert aufatmet.

"Liam? Ich hab Hunger"

"Okay, dann suchen wir uns jetzt den nächsten Stand mit Pommes oder so."


Gemeinsam gehen wir ein paar Meter weiter, wo uns, wie es der Zufall eben so will eine Pommesbude erwartet. Wir gehen dort hin und ich bestelle uns zwei normal große Pommes, die wir ein paar Minuten später auch erhalten.

"Alle Tische sind belegt", stellt Niall fest, als wir uns umdrehen und zu einem der Stehtische gehen wollten, um unsere Schalen, die voll mit den Pommes sind abstellen zu können.


"Der Stand ist auch ziemlich klein. Vier Stehtische sind schnell belegt. Komm, wir fragen, ob wir uns zu irgendjemadem dazustellen können.", sage ich. An den meisten Tischen stehen ungefähr drei Leute, doch an einem steht nur ein Mann. Er steht mit dem Rücken zu uns, also kann ich ihn nicht wirklich erkennen. Er ist groß und schlank und hat braune Haare.


Wir machen uns auf den Weg zu ihm und ich stelle mich neben ihn an den Tisch.

"Können wir uns zu dir stellen?", frage ich freundlich und bekomme eine ebenso freundliche Antwort: "Klar, ist ziemlich voll heute. Stellt euch dazu."

Niall stellt sich auch an den Tisch, denn er hatte sich halb hinter mir versteckt. Er mag es immer noch nicht wirklich mit Fremden zu reden.

Als er sich dort hinstellt merke ich, wie sich der Blick des Fremden auf ihn heftet. Der junge Mann vor uns scheint ungefähr so alt zu sein, wie wir und sieht echt freundlich aus. Vielleicht steht er auf Niall? Wieso mache ich mir jetzt schon wieder Gedanken darüber? Blöde Frage. Weil ich selber auf ihn stehe.


Mein Blick schweift zu Niall und ich sehe, dass dieser ebenfalls den Mann uns gegenüber anstarrt. Mit dem selben Gesichtsausdruck, wie er ihn auch hat.

Träume ich? Verlieben sie sich gerade in einander oder was?

"Niall? Bist du es?", fragt der Fremde mit tiefer etwas rauer Stimme und spätestens jetzt verstehe ich gar nichts mehr.

Woher kennt er ihn? Aus seinem alten Leben? Ist das jetzt gut, oder schlecht, dass sie sich treffen? Wer genau ist der Typ? Kann sich Niall auch an ihn erinnern? Waren sie vielleicht sogar mal ein Par und ich bin jetzt überflüssig?

"UUuhhm ja. Wer genau bist du? Du kommst mir bekannt vor", antwortet Niall. Er redet mit einem fremden Typen und das ohne zu stottern? Bei mir hat er Tage dafür gebraucht.


"Du kennst mich nicht? Ich bins doch. Harry. Weißt du nicht mehr? Dein bester Freund. Wo warst du eigentlich so lange?", redet dieser Harry mit seiner schönen Stimme auf ihn ein. Warte mal.

Hatte er nicht einmal einen Erinnerungsfetzen, in dem Harry vorkam? Der mit dem Abklatschen? Ist das sein bester Freund aus der ersten Klasse?

"Stimmt ja. Harry. Das ist Liam. Er kommt aus England und ich wohne dort im Moment mit ihm. Wir machen so zu sagen Urlaub hier.", erklärt Niall ihm und lächelt ein bisschen. Dieses Lächeln. Wie kann jemand nur so schön lächeln, wie Niall? Was wollte ich jetzt gerade nochmal tun? Ach ja, mich vorstellen. Nialls Lächeln ist echt fesselnd.


"Hi, ich bin Liam. Schön dich mal kennen zu lernen Harry.", stellte ich mich vor und halte ihm die Hand hin, woraufhin er nur leicht mit dem Kopf schüttelt und mich stattdessen kurz umarmt. Schnell löst er sich wieder von mir, dreht sich um und umarmt auch Niall. Doch er umarmt ihn viel länger, als er es bei mir getan hat.


"Schön, dass du wieder da bist." sagt Harry zu ihm, während er ihn in seinen Armen hält und in mir kommt der dringende Wunsch auf, derjenige zu sein, der Niall umarmt. Derjenige, der seinen warmen Atem im Nacken fühlt und ihn so nah an sich hat. Derjenige, der seinen Duft riechen kann und ihn nie wieder loslassen würde.


Dieses Gefühl dehnt sich in mir zu etwas anderem aus. Zu Schmerz. Schmerz darüber, dass ich aber nicht derjenige bin, der dieses gerade tut, sondern Harry.

Ich bin eifersüchtig. Eifersüchtig, wegen einer Umarmung.

Dieses Gefühl habe ich sonst wirklich nicht so schnell. Normalerweise bin ich nicht so der total eifersüchtige Typ, der seiner Freundin nachspioniert und ausrastet, weil sie jemanden mag.

Normalerweise.

Aber nicht bei Niall. Er lässt mich anders fühlen, als alle anderen. Er macht mich mit Kleinigkeiten eifersüchtig. Jede seiner Bewegungen faszininert mich. Er ist besonders.

Jetzt wird mir klar, was mir schon viel eher hätte klar werden können, doch eher konnte ich es mir nicht eingestehen.

Ich liebe einen Jungen. Diesen Jungen.

Ich liebe Niall.

Reset My MindWhere stories live. Discover now