Chapter 5

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Niall POV


"Möchtest du mit zu mir kommen?"

Die Worte klingen noch lange in meinem Kopf nach, bis ich realisiere, was er überhaupt gesagt hat. Damit hätte ich niemals gerechnet. Ich meine, wer nimmt schon einen fremden, nackten Kerl mit Katzenohren und -Schwanz, den er gerade im Wald gefunden hat einfach so mit zu sich nach Hause? Richtig, eigentlich niemand.


Liam scheint bis jetzt ganz okay zu sein, aber kann ich ihm trauen? Vielleicht ist er ein Wissenschaftler, der mit mir herum experimentiert, oder ein Perverser, der mich missbraucht. Vielleicht ist er eine alte Hexe, die mich kocht. Okay, ich fantasiere. Er ist bestimmt keine Hexe. Aber vielleicht bringt er mich zu irgendwelchen anderen Leuten. Was weiß ich, vielleicht zum Tierheim, aber da würden die mich bestimmt nicht aufnehmen. Immerhin bin ich nur zur Hälfte ein Tier. Oder er will mich gleich töten, weil ich irgendwie nichts so wirklich bin. Er weiß nicht ob ich ihm vielleicht schaden will, ob ich vielleicht ein Außerirdischer bin und hier bin, um die Welt auszuspionieren.... Okay, ich weiß es selbst nicht, aber das wäre unwahrscheinlich. Oder er tötet mich weil es ihm Spaß macht?


So sieht er aber wirklich nicht aus. Er sieht nett aus. Braune Augen, die mich ein bisschen an einen Teddybär erinnern und sein Blick ist nun wirklich nicht der eines Mörders. Er strahlt so viel Wärme und Freundlichkeit aus, dass man sich bei ihm einfach sicher fühlen muss.


Außerdem, was soll ich sonst machen? Ich habe schließlich nicht wirklich eine andere Möglichkeit. Es ist kalt und ich würde diese Nacht wahrscheinlich nicht überleben. Ich bin nackt und habe nichts, was mich wärmt, außer jetzt vielleicht seiner Jacke. Ich kann zu niemandem sonst gehen, ohne Angst haben zu müssen, dass man mir etwas tut, oder mich nicht akzeptiert. Liam scheint ziemlich gut aufzunehmen, wer oder besser was ich bin und mein Bauchgefühl sagt mir einfach , ich sollte zu ihm gehen. Er ist nett und geduldig.


Ich fange an zu nicken und stehe langsam auf. Liam tut das Gleiche und steht nun vor mir. Er ist ein Stück größer als ich und somit verdeckt seine Jacke zum Glück alles, was unangenehm wäre, wenn er es sehen würde. Liam lächelt mich an und sagt:" Komm mit Niall, es ist nicht mehr weit."


Zögerlich laufe ich ihm nach und wir gehen schließlich schweigend hintereinander her, da der Weg sehr schmal ist. Während ich Liam hinterherlaufe, hänge ich meinen Gedanken nach und versuche mich an irgendetwas zu erinnern. Doch es fällt mir wirklich NICHTS ein. Ich weiß nur, wie ich heiße und wie alt ich bin. Ich bin Niall und 18 Jahre alt. Das war's auch schon. Mein Kopf fühlt sich leer und irgendwie nebelig an, wenn ich versuche an die Vergangenheit zu denken. Ich kann mich an nichts erinnern, bevor ich im Wald aufgewacht und herumgeirrt bin, bis Liam mich gefunden hat. Davor ist einfach nichts. Keine Ahnung, ob ich eine Familie oder Freunde habe, wo ich wohne, oder ob ich überhaupt irgendwo wohne. Ich würde gerne wissen, warum diese komischen, aber ziemlich gut funktionierenden Ohren oben auf meinem Kopf sind und wieso ich einen Katzenschwanz habe. Ich habe Hunger, so viel weiß ich, aber was kann ich essen?


So viele Fragen und keine Antworten. All das geht mir durch den Kopf, bis ich schließlich mit Liam vor einem großen Haus stehe. Er schließt auf, lächelt mich unglaublich nett an und hält mir die Tür auf. Ich husche an ihm vorbei ins Treppenhaus und gemeinsam gehen wir die Treppen hoch bis ins dritte Stockwerk.


Liam öffnet die Tür und zeigt mir stolz seine Wohnung. Sie ist nicht sonderlich groß. Küche und Wohnzimmer sind in einem Raum, in dem man direkt steht, wenn man die Wohnung betritt. Von diesem Raum gehen zwei weitere Türen ab. Ich schätze mal Bad und Schlafzimmer. Das war's auch schon. Auch wenn sie nicht groß ist, ist die Wohnung sehr einladend und strahlt Wärme aus. Sie ist in warmen Farben gestrichen und mit Holzmöbeln eingerichtet, was mir sehr gut gefällt. Mitten im Raum steht eine große Couch, die sehr bequem aussieht und von der man gute Sicht auf ein schwarzes, flaches Ding hat. Ich weiß nicht, was das ist, oder zu was es gut ist, aber es kommt mir bekannt vor. Die Küche auf der anderen Seite des Zimmers ist mit hellen Holzfronten ausgestattet und davor steht in derselben Farbe ein relativ großer Esstisch.

Reset My MindWhere stories live. Discover now