Chapter 26

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Mit einer gekonnten Bewegung schließe ich die Wohnungstür auf und lasse Niall eintreten. Neugierig beginnt er sich im Raum umzusehen und auch ich trete ein, gehe ins Schlafzimmer und beginne unsere Koffer auszupacken. Ich öffne sie und fange an unsere Sachen entweder in den Schrank, oder in die Waschmaschine zu packen, als Niall seinen Kopf zur Tür herein streckt.

"Soll ich dir helfen?"

Verwundert blicke ich auf und sehe in das Gesicht, das mein Herz höher schlagen lässt, während mir mit einem Schlag bewusst wird, dass er das nicht gefragt hat, weil er bei mir sein möchte, sondern aus Höflichkeit.

"Ist schon okay. Du brauchst mir nicht zu helfen. Nur wenn du willst.", antworte ich und versuche nicht zu traurig zu klingen.

"Okay. Ich versorge eben meine Wunde und gehe dann ein bisschen raus, mich umsehen. Bin heute Abend wieder da."

Mit einem kleinen Lächeln und einem Kopfnicken ist er schon verschwunden, als ich nach ein paar Minuten die Haustür ins Schloss fallen höre. Ohne eine Chance, sie zurück zu halten finden die ersten Tränen ihren Weg über meine Wangen. Ich versuche, irgendwie meine ganze Verzweiflung und Enttäuschung hinaus zu waschen, doch das gelingt mir nicht wirklich.

Ich denke ich weiß nun, wieso die Männer, die Niall entführt haben, mich nicht auch mitgenommen haben. Sie haben einen härteren Weg der Bestrafung für mich gefunden. Sie haben mir meine Liebe genommen. Nicht einfach genommen durch sterben, sondern durch Vergessen der Liebe, was mir jetzt noch viel härter vorkommt.

Mit verweinten Augen und zu vielen Gedanken in meinem Kopf leere ich unsere Koffer zu Ende aus und verstaue sie oben auf meinem Schrank.

Der alte Niall hätte mir geholfen die Koffer auszupacken und sich so sehr an mich gekuschelt, dass wir nach Stunden immer noch nicht fertig mit auspacken gewesen wären. Und genau das vermisse ich jetzt. Ich will ihn wieder in meinen Armen spüren.Traurig gehe ich in die Küche und beginne etwas zu Kochen, während im Radio alle möglichen Songs vor sich hin spielen. Meine Gedanken drehen sich dabei nur um Niall und wie ich sein Vetrauen, seine Liebe und unsere Beziehung wieder zurück bekommen kann. Ich fühle mich wie in einem endlosen Labyrinth, in dem ich scheinbar niemals das Ende finden werde. Die Mauern unüberwindbar hoch und grau. Alles bedrückend.

Mit einem lauten Zischen werde ich aus meinen Gedanken gerissen und versuche so schnell wie möglich die Soße zu retten, was mir auch gelingt. Ich schiebe den Braten in den Ofen und werfe mich danach auf die Couch. Nach einer Ablenkung suchend hole ich mein Handy aus der Tasche und wähle Harrys Nummer. Vielleicht kann er mir helfen, oder mir wenigstens zuhören. Er wird mich beruhigen können.

Schon nach ein paar Freizeichen nimmt Harry ab und lässt sich von mir alles erklären, während ich wieder in Tränen ausbreche. Er ist sichtlich betroffen und versucht mich mit den nettesten Worten wieder aufzuheitern, was ihm dennoch nicht so ganz gelingt. Über eine zerbrochene Liebe helfen einem nicht nur ein paar Worte. Leider kann Harry nicht vorbei kommen, doch er verspricht mir, mich sobald seine Arbeit es zulässt zu besuchen und mir zu helfen.

Immer noch niedergeschlagen widme ich mich wieder meinem Braten und beginne den Tisch zu decken. Ich stelle sogar zwei kleine Kerzen als Decko hin und stelle danach den Braten in die Mitte und die Soße und die Beilagen daneben. Mit etwas Wasser versuche ich mein Gesicht wieder etwas frisch zu machen, sodass meine Augen nicht mehr wie rote Warnsignale hervorleuchten, als ich schon den Schlüssel, den ich Niall gegeben hatte im Türschloss knacken höre.

"Hey Liam! Ich bin wieder da!", ruft er etwas zu laut durch die kleine Wohnung, während ich beim Klang seiner Stimme zu Lächeln beginne. Auch er kommt mit einem Lächeln zum Esstisch, an dem wir uns beide niederlassen und mit einem "Guten Appetit" zu Essen beginnen.

"Das schmeckt echt gut. Wie war dein Tag?", lobt er mich.

"Danke. Ganz okay eigentlich. Ich habe unsere Koffer ausgepackt, mit Harry telefoniert und gekocht.", antworte ich, obwohl der Teil, dass mein Tag "okay" gewesen wäre vollkommen gelogen ist. Es war schrecklich.

"Dieser Harry muss ein sehr guter Freund sein. Du hattest gesagt, wir wären auch sehr eng befreundet. Vielleicht kann ich ihn demnächst nochmal kennenlernen.", antwortet er sehr lieb und bei dieser Antwort fängt in mir ein kleiner Funke Hoffnung an zu glühen. Er will einen alten Freund kennenlernen. Das heißt ja, dass er sich damit abgefunden haben muss, dass er etwas vergessen hat. Vielleicht gibt er mir auch noch eine zweite Chance.

"Und was hast du so gemacht? Hattest du eine schöne Zeit?", frage ich ihn zurück.

"Ja es war sehr schön. Ich bin ein bisschen hier rum gelaufen und hab mich in ein Café gesetzt. Da habe ich jemanden kennen gelernt. Ich habe morgen ein Date mit ihr."

Reset My MindWhere stories live. Discover now