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Pia's P.o.V.

Ich zittere noch von den Auswirkungen des Traums, als ich erschrocken die Augen aufschlage.
Es war nur ein Traum! Nur ein Traum! Sofort werden die Gedanken jedoch von meinen Erinnerungen abgelöst, die nicht wirklich besser sind. Ich wurde entführt und Lian's Begleiter wurden zurückgelassen! Wo bin ich jetzt? Was wollen sie von mir?
Geschockt blicke ich mich um.
Allerdings verändert das nicht viel in meinem Sichtfeld, denn es ist immernoch stockdunkel. Prüfend will ich mich aufsetzten, um meine Umgebung näher zu betrachten, muss dabei aber feststellen, dass meine Hände hinter dem Rücken gefesselt sind. Deshalb drücke ich mich vorsichtshalber wieder auf den Boden, in der Hoffnung, dass sie noch nicht bemerkt haben, dass ich wach bin. Dann würden sie noch nicht rein kommen und ich hätte Zeit meine Gedanken zu sortieren. Irgendwie fühle ich mich gerade alleingelassen und einsam, was wohl oder übel an der Situation liegt.
Ich verlangsame meine vor Angst zitternde Atmung und lausche nun. Aber das Einzige was ich höre ist ein Surren, welches von irgendeinem Gerät kommen muss.
Es sind die Werfledermäuse, die mich gefangen genommen haben. Den Typen habe ich ganz genau erkannt. Aber habe ich  es schon Lian gesagt?
Ja! Ich bin doch gar nicht allein, ich kann immer mit Lian sprechen! Ein bisschen erleichtert, verlässt mich das Zittern, während ich mich auf die Verbindung in meinen Kopf fokussiere. 

Lian? Habt ihr mich gefunden?, frage ich ihn in der Hoffnung gleich befreit zu werden.

Nein, leider nicht. Aber geht es dir gut? Weißt du in etwa wo du bist?, höre ich seine verzweifelte Stimme und meine Angst kehrt wegen der negativen Antwort zurück. Aber ich probiere mich zusammenzureißen und einen kühlen Kopf zu bewahren, denn alles andere würde die Situation nur unnötig verschlimmern. Möglichst ruhig antworte ich ihm einige Sekunden später:

Nein, ich war ja auf der Fahrt bewusstlos und stecke jetzt in irgendeinem Kellerloch bei diesen Werfledermäusen.

Das waren die Werfledermäuse?, höre ich seine vor Wut zitternde Stimme, was mich vorallem traurig, aber auch ein bisschen glücklich stimmt. Dieses Glücksgefühl ekelt mich gleichzeitg aber an! Ich sollte mich nicht freuen, dass er sich für mich in Gefahr begiebt. Ich kann mich doch nicht über seine Wut auf die Fledermäuse freuen! Er bringt sich wahrscheinlich bald wegen mir ihn Gefahr und ich freue mich darüber? Bin ich bescheuert, oder was? Er wird mich kommen holen. Das ist zwar toll für mich, aber scheiße für ihn.
Seine Wut bemerkend, probiere ich ihn zu beruhigen, da auch ihm Panik nicht weiter hilft.

Ja, aber bisher hat noch keiner bemerkt, dass ich aufgewacht bin. Bitte beruhige dich, mir geht es soweit gut.

Dass ich Angst um ihn habe, verrate ich erstmal nicht, da es irgendwie ... nicht nötig ist. Ach, ich weiß ja auch nicht.

Du hast wirklich keine Schmerzen?, hakt er aber noch einmal besorgt nach. Schnell verneine ich, da mir keiner von den Deppen weh getan hat. Aber mir fällt etwas anderes auf, als ich meinen Körper zur Sicherheit noch einmal auf Schmerzen abchecke. Genervt stöhne ich auf und zucke dann schlagartig zusammen, als ich merke, dass ich mich bemerkbar gemacht habe. Man, ich wollte doch so tun, als würde ich schlafen.

Immernoch abgelenkt durch das nervtötende Problem, das alle Frauen haben, mich aber gerade besonders plagen muss, bemerke ich die Schritte, die auf mich zukommen, zu spät.
Schon landet eine kleine Hand auf meiner Schulter und ich reiße meine Augen erschrocken auf, um etwas zu erkennen. Die Dunkelheit nimmt mir jedoch immernoch jede Sicht.
Ängstlich warte ich deshalb auf ein Zeichen der Person, ist es ein Aufpasser?

"Hey, Pia. Alles gut bei dir?", hörte ich eine leise, bekannte Stimme.
"Vulvia?", frage ich sie ungläubig, "Was machst du hier?"
Meine Gedanken werden immer wirrer. Was hat Vulvia hier zu suchen? Gehört sie zu den Entführern? Dann habe ich mich aber ganz schön in ihr getäuscht!
Gespannt warte ich auf eine Antwort, während die erdrückende Stille mir in den Ohren summt. Immernoch habe ich Angst, das gleich jemand hereinkommt und was weiß ich mit mir macht.
"Sie wollten irgendetwas von mir, ich weiß nicht was. Und bei dir? Solltest du nicht bei dem Alpha sein?", fragt sie mich irritiert.
"Lian musste nach Hause und ich habe mich geweigert mitzufahren. Die Deppen haben seine Wachen dann mit einem Trick überwältigt und ja: Hier bin ich!", bringe ich sarkastisch hervor und ärgere mich über mich selbst. Wieso kann ich nicht ein Mal das richtige machen? Immer treffe ich die falsche Entscheidung... Wäre ich doch nur mit ihm mitgekommen. Aber dann wäre Vulvia alleine, schlussfolgere ich.
"Ohh.", kommt es wegen meines Sarkasmus von Vulvia zurück.
"Ja, danke.", muss ich aufgrund ihrer unbedachten Reaktion nun doch schmunzelnd und probiere mich aufzusetzten. Aber die Fesseln hindern mich immer noch.
"Kannst du mir mal helfen mich aufzusetzten? Oder sind deine Hände auch gefesselt?", bete ich sie nun doch um Hilfe. Es bringt mich ja auch nicht weiter, wenn ich hier so liegenbleibe.
"Nein, ich bin nicht gefesselt. Warte, ich helfe dir.", sagt sie fürsorglich und greift mir nach mehrern Versuchen in der Dunkelheit unter die Arme. Mit Ächzen und ihrer ganzen Kraft, schafft sie es schließlich mich Hochzuzerren.
"Danke."
"Gerne. Darf ich dich was fragen?", fragt sie nun zarghaft.
"Hast du doch schon.", antworte ich lächelnd, bekomme aber keine Antwort. Versteht sie es nicht?
Wieso bringe ich so etwas immer im falschen Moment?
"Na klar darfst du.", erlaube ich es ihr jetzt ausdrücklich und lächel sie an. Sieht sie wahrscheinlich sowieso nicht, aber egal.

"Ist Lian jetzt sehr wütend auf dich?"
"Hä?", schießt es sofort aus mir raus. Wieso soll er wütend auf mich sein, wenn ich entführt werde?
"Weil er doch ein Alpha ist und du dich seinem Befehl wiedersetzt hast. Dazu bist du seine Mate und wurdest wegen deinem Missachten entführt.", verteidigt sie sich wieder leise.
Also auf so eine Logik sollte man mal kommen?
"Erstens bin ich immer noch ein Mensch. Zweitens habe ich nicht eingewillgt seine Mate zu sein und drittens kann ich nicht wissen, dass ich entführt werde.", probiere ich ihr meine Sichtweise zu erklären.
"Aber er ist ja trotzdem ein Wolf und da er dir Wachen dagelassen hat, war es wohl wahrscheinlich, dass etwas passiert. Bist du dir echt sicher?", hakt sie erneut nach.
Und dass sie trotz ihrer Schüchternheit noch einmal nachfragt, beunruhigt mich.
Ist er vielleicht doch wütend auf mich?

Nein, bin ich natürlich nicht! Nur auf das Fledervieh!, kommt seine Antwort sofort und lässt mich erleichtert aufatmen.

"Nein, ist er wirklich...", versichere ich ihr, werde aber von einem Quietschen unterbrochen. Erschrocken stolpere ich ein Schritt von dem Geräusch weg und halte den Atem an. Laute Schritte sind zu hören und bescheren mir vor Angst eine Gänsehaut.

Just my LunaOnde histórias criam vida. Descubra agora