8.

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Lian's P.o.V

Ich fand unser Gespräch wunderschön, auch wenn ich es nicht gerade sehr lange ging. Glaubt sie mir?
Oder zweifelt sie noch dran?
Ich raufe mir die Haare, eine Geste die ich schon viel zu oft in den letzten Tagen genutz habe.
Ich weiß nicht, wie ich sie überzeugen kann?
Ich möchte sie sehen. Ich möchte sie in den Arm nehmen, sie wirkte traurig.
Aber ich möchte es auch nicht überstürzen.

Es ist das Schwierigste, dass ich bisher in meinem Leben machen musste.
Jeder Kampf, jede Entscheidung, fiel mir leichter. Nur ist sie für mich schon jetzt wichtiger als alles.

Ich könnte sie finden.
Ich habe meine Kontakte. Wenn ich es wollen würde, könnte ich sie entführen lassen, zu mir bringen lassen.
Und ich will es. Ich hätte sie für immer bei mir. Dagegen könnte sie nichts tun.
Ich könnte sie beschützen und lieben.
Sie sehen und fühlen.
Bewundern und ehren.

Aber so will ich nicht vorgehen, erinnere ich mich selbst. So verlockend es auch klingen mag, ist es mir das wichtigste, dass sie glücklich ist. Absolut kitschig, aber ja!

Ich möchte, dass sie freiwillig bei mir ist und mich kennen und hoffentlich auch lieben lernt.

Immerzu muss ich hart sein, einen starken und unbändigen Führer zeigen. Aber ich möchte sie nicht führen, sondern sie an meiner Seite haben. Nur wie kriege ich das hin?
Soll ich sie ansprechen? Oder doch lieber auf ihren nächsten Schritt warten?
Ich höre meinen Betha eintreten. Eigentlich hätte ich schon seine Schritte auf der Treppe bemerken sollen, aber sie lenkte mich zu sehr ab. Wie heißt sie eigentlich?
Ich überlege in Gedanken weiter und schaue Timo gelangweilt, vielleicht auch genervt an.
Ich höre ihn schnaufen, außerdem ist er verschwitzt, dass kann ich richen. Er muss eine längere Strecke gelaufen sein, schlussfolgere ich.

Ich nicke ihm zu und warte, dass er beginnt zu sprechen.
"An der Nordgrenze bricht gerade ein Krieg aus. Bill möchte weiteres Terretorium und ist mit allen Männern gekommen. Wir brauchen dich, Alpha."

Und ich habe dieses Problem schon wieder im hintersten Winkel meines Kopfes begraben.
"Okay, Betha.", antworte ich förmlich. Es ist kein großes Problem für uns, aber trotzdem kämpft das Rudel besser, wenn der baldige Alpha da ist. Nur die Förmlichkeit nervt mich dabei ein bisschen, aber wir sind eben auch Wölfe und müssen immer wieder eine klare Rangordnung feststellen, vorallem bei Kämpfen. Das Thema 'Wer hört auf wen?' und so weiter.

Ich stehe schnell auf und verwandle mich. Eigentlich komisch, dass Timo mich nicht über den Führer-Link benachrichtigt hatte. Das wäre viel einfacher gewesen. Ich werde ihn später deswegen fragen!

Ich renne nun als Wolf los. Meine Gestalt ist groß, umgefähr doppelt so groß wie ein normaler Wolf.
Die Bäume fliegen förmlich an mir vorbei. Ich höre nun auch die aufgeregten Stimmen meines Rudels im Rudel-Link.

Wir sollten sie einfach angreifen. Damit rechnen sie nicht!

Nein, wir verteidigen nur! Wir wollen kein Krieg.

Können wir sie nicht erstmal einkreisen und so in Schach halten?

Wartet auf mich! Ich schaue mir die Lage an und entscheide dann!, mische ich mich nun in das Getümmel ein.

Sofort spüre ich das Einverständnis und die Unterwerfung meines Rudels. Ich presche weiter vorwärts und überwinde die restlichen 5 Kilometer schnell.

Dann höre ich die Wölfe, sie knurren. Mein Rudel hält sich wie besprochen noch zurück, als ich auf den Platz komme.
Ich möchte keinen Kampf und werde es erst einmal mit reden versuchen. Warum sollte das Nordrudel auch kämpfen? Sie wissen, dass sie eigentlich keine Chance haben.
Ich verwandle mich teilweise zurück und stehe jetzt als Mensch, aber durch das bleibende Fell vor dem Wind geschützt, da.

"Was wollt ihr? Machen wir es friedlich!", rufe ich und warte darauf, dass sich der braune Alpha vor mir verwandelt.
In Wolfsform zu sprechen, geht nämlich nicht.
Aber es tut sich nichts bei ihm in Sachen verwandeln. Er kommt knurrend auf mich zu und fletscht die Zähne.
Dann eben nicht friedlich, denke ich mir und verwandle mich ebenfalls zurück und gebe diese Anweisung auch an das Rudel weiter.
Sie bauen sich bedrohlich neben mir auf.

Ich und der Nordalpha umkreisen uns immer wieder. Dieser Kampf ist nicht von mir gewollt, doch jetzt bin ich in Fahrt und er wusste davon. Nicht umsonst bin ich der stärkste Werwolf.
Ich knurre ihn noch einmal an, eine letzte Chance für ihn zurückzutreten, sonst wird es ein Kampf auf Leben und Tod und den werde ich gewinnen.
Weil ich stärker bin und für meine Mate.
Er lehnt die Chance ab und springt sogleich auf mich zu. Ich ducke mich weg, sodass er sich abrollen muss. Unsere Rudel stehen hinter uns, sie kämpfen nicht. Sie wollen zuerst sehen wer gewinnt.
Aber sie schreiten nicht ein, denn das wäre kein fairer Kampf und ein Rangkampf bleibt fair.

Wir umkreisen uns wieder und abermals greift der Nordalpha als erstes an. Ärgerlich springe ich auf ihn rauf, sobald er den Boden berührt und drücke ihn mit meiner ganzen Kraft nieder. Ich probiere ihn in den Hals zu beißen, aber er hat sich schon wieder herausgewunden und schnappt nach meinem Bein, das ich sofort wegziehe.

Ich täusche Unachtsamkeit an und entblöse für einen winzig kleinen Moment meinen Hals. Sein Maul schnappt sofort nach vorne, aber da bin ich schon wieder weg und ducke mich unter ihn. Sein Hals liegt jetzt frei entblöst vor mir und ich beiße kräftig zu.

Es knackt und blut rinnt aus dem Biss. Ich entferne mich schnell ein paar Meter und fange wieder an ihn zu umkreisen. Er geht darauf ein, sodass wir uns ein weiteres Mal drehen. Er ignoriert die Blutspur hinter sich, zumindest äußerlich.

Ich rolle mich wieder weg, als er auf mich springen will und wir beginnen eine kleine Verfolgungsjagd. Langsam merke ich, wie sich mein Ziel erfüllt und er immer langsamer wird. Er blutet aus.
Ich starte nochmal einen Überraschungsangriff und stürze mich auf ihn. Der braune Wolf kann meiner Kraft nicht standhalten und fällt rückwärts um.
Sein Kopf schlägt auf den Boden und er rühert sich nicht mehr.
Ich heule kurz auf, um mich dann wachsam nach dem Rudel umzuschauen.

Just my LunaWhere stories live. Discover now