3.

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Pia's P.o.V

Mein Kopf tut mir weh.
Alles tut mir weh.
Das ist das Erste, was ich bemerke, bis sich mein Verstand auch mal dazuschaltet.

Ich weiß sofort, dass etwas nicht stimmt. Irgendetwas muss passiert sein.
Aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern.
Langsam probiere ich meine Augen zu öffnen, um zu sehen wo ich bin.
Zuerst flackern sie, aber dann schaffe ich es unter Schmerzen.
Ich erkenen als Erstes eine Lampe an der Decke. Nachdem ich mein Kopf vorsichtig nach links gedreht habe, sehe ich einen Schrank, ganz viele Schläuche und einen Nachttisch.

Das war es aber auch schon. Besorgt bleibe ich in dieser Position liegen und probiere mich an das Vergessene zu erinnern. Da war etwas.
Nach einigen Minuten erzittere ich schließlich am ganzen Körper, als mich die Erinnerung einholt. Ich she wieder den Autounfall vor meinem inneren Auge und sofort beginnt mein Herz zu rasen. Die Geräte neben mir fangen laut an zu piepsen, was das Erscheinen einer Krankenschwester zur Folge hat.

"Hey, ganz ruhig, Pia.", flüstert diese mir beruhigend zu und dreht die Lautstärke des piepsenden Geräts ab.

Verzweifelt konzentriere mich auf meine Atmung und werde langsam ruhiger.

"Möchtest du wissen was passiert ist?", fragt mich die Frau lächelnd. Was lächelt sie? Ich liege anscheinend im Krankenhaus, das ist nicht toll.

"Bitte", gebe ich ihr mit rauer Stimme zu verstehen, dass sie beginnen kann.

"Ihr hattet einen Autounfall. Das Auto hat sich einmal gedreht, als es von der Straße abgekommen ist. Dann seid ihr in einen Baum geschlittert.", erklärt sie emotionslos und blickt mich nun traurig an.

Aber meine Sorge gilt meinen Eltern und das Einzige, das ich herausgehört habe, ist, dass sie nichts zu diesen sagte. Dass sie mir nicht sagte, ob es ihnen gut geht. Geht es ihnen schlecht, oder hyperventilliere ich?

Ich sehe sie mit Wasser in den Augen an. Meine Kehle ist trocken und ich brauche ein paar Anläufe, bis ich meine Frage rausbringe.

"Geht es meinen Eltern gut?", frage ich sie verzweifelt. Meine Atmung hat sich schon wieder verschnellert und ich keuche schon fast.
Wieder piepsen die Geräte leise im Hintergrund.

"Weißt du, es war ein wirklich schlimmer Unfall und der Baum bohrte sich ins Auto. Du hattest Glück, dass du nicht von einem Ast aufgespießt wurdest."

Sie spannt mich auf die Folter! Ich will es nicht hören, aber sie soll es nun endlich aussprechen! Ich möchge wissen, was Sache ist!
Liegen sie im Koma? Haben sie innere Verletzungen?

"Jetzt sagen sie es doch!", schreie ich sie verzweifelt an, was eigentlich überhaupt nicht meine Art ist. Sie will zwar nur helfen, aber so geht das nunmal nicht.
Ich raufe mir die Haare und bemerke erst jetzt, dass ich eine Injektion an der Hand habe, oder wie das Ding auch heißen mag.

Aber das ist nebensächlich, weil ich immer noch auf die Antwort der Frau Hiebling, wie auf ihrem Schild stand, warte.
Diese ist inzwischen kalkweiß angelaufen und schaut an mir vorbei, als sie mitleidig anfängt zu sprechen.

"Deine Mutter ist auf der Intensivstation. Dein Vater verweilt leider nicht mehr unter uns. Mein Beileid, Pia."

Ich höre ihre Worte, aber ich kann sie nicht verarbeiten. Ich schaue sie entgeistert an.

"Ich lasse dir jetzt Zeit für dich. Wenn du etwas brauchst, drückst du einfach den Knopf hinter dir.", erklärt sie mir und geht aus dem Raum.

Ich sehe ihr kurz nach, dann begreife ich ihre Worte. Aber es kommen keine Tränen, da der schock überwiegt. Mein Papa ist tod? Aber meine Mutter, sie lebt noch! Ich will zu ihr! Sofort drücke ich auf die Klingel hintermir und die Schwester kommt wieder herein.

"Was ist denn los?", fragt sie mich verwirrt.
"Ich möchte zu meiner Mutter!"
"Das musst du dann mit der Ärztin vereinbaren. Soll ich sie herschicken?"

Wiederstrebend nicke ich und setze mich zurück auf mein Bett.
Hallo?, höre ich eine Stimme und gehe davon aus, dass es die Ärztin ist, die wohl an der Tür wartet.
"Hallo.", antworte ich ungeduldig und drehe meinen Kopf zur Tür. Aber da ist niemand. Die Türe ist verschlossen.

Es wäre schön, wenn du antwortest, hörte ich die Stimme wieder. Jetzt konnte ich erst ihren warmen Klang hören. Es surrte in meinen Kopf und ich wollte den Mensch hinter dieser wunderschönen Stimme kennenlernen.
Nein, was denk ich den für ein Mist? Ich muss erst mal rausfinden woher die Stimme kommt. Hier ist niemand, dem die Stime gehört, oder?

Ich setzt mich in meinem Bett auf und schaue mich minutenlang um. Ich höre dabei aber kein Geräusch mehr.  Schließlich bemerke ich Schritte, die auf mein Zimmer zukommen und danach klopft es auch schon. Sofort geht die Tür auf und eine Ärztin steckt den Kopf rein.

Sie erlaubt mir schließlich meine Mutter zu besuchen und bringt mich schnell durch die Krankenhausgänge zu ihr.
Andlich sitze ich dann neben ihr. Sie ist an tausende Geräte angeschnallt und sehr blass. Leise spreche ich sie an. Erzähle ihr wie ich sie liebe, wie sehr mir es leid tut, dass ich sie manchmal angeschrien habe und dass sie durchhalten soll. Ich streiche gerade über ihren Haaransatz, als die Geräte plötzlich laut anfangen zu piepen.
Eine angespannte Schwester schiebt mich aus dem Zimmer und setzt mich draußen auf einen Stuhl. Erschrocken und mit schnellen Atem schaue ich nun wieder auf die verschlossene Tür.
Was ist passiert? Lebt sie noch? Sie muss noch leben! die Ärzte werden sie retten, versichere ich mir immer wieder, während meine Anspannung steigt.
Gefühlte Stunden später kam die Ärtzin heruas und erlöste mich vom Warten. Sie schaute mich traurig an.

"Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihre Mutter an inneren Verletzungen von uns gegangen ist."

Einen Moment schaue ich sie an. Dann trifft mich der Verlust meiner beiden Eltern.
"Neeeeeeiiinnn! Neeeiiiinnn!", schreie ich und breche vor Schmerz zusammen. Es zerreißt mich. Ich schluchze auf und schreie wieder, immer weiter, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spüre. Ich bekomme nicht viel mit. Ich möchte von Mama und Papa getröstet werden! Ich kann nicht ohne sie!

Ich fange an zu weinen bis meine Augen kein Wasser mehr hergeben. Ich denke an alle gemeinsamen Erlebnisse. An alle Erinnerungen. Ich probiere mich zu beruhigen. Immer wieder schreie ich auf.
Immer wieder falle ich in mich zusammen. Und als es wieder dunkler wird höre ich abermals die Stimme.
Alles gut?
Ich will allein sein. Und dieser jemand, der sich hier versteckt oder was auch immer, nervt! Gedanklich schreie ich ihn an, dass er mich in Ruhe lassen soll. Äußerlich schweige ich und ignoriere ihn.

Just my LunaWhere stories live. Discover now