●•vivid°seulrene•●

TEN

[by @highonvelvet ; story-of-light]

Während im Plattenspieler 'I Don't Know You' von 'The Marías' vor sich hindudelte, kauerte Juhyun auf dem Boden ihres Wohnzimmes. Für gewöhlich beruhigte sie das, aber heute kam sie sich wie in einem Gefängnis vor.

Seulgi zu küssen war für Juhyun so verführerisch gewesen. Das kleine, unschuldige Kätzchen hatte doch scheinbar nur darauf gewartet, ihre Lippen mit Juhyuns zu vereinen. Jetzt ist Seulgi weg und Juhyun ist allein.

Ihr Blick verfing sich in einem der Bilder, die an Juhyuns Wänden hingen, jedoch haftete er sich dann auf ihr Handy, in der Hoffnung, dass Juhyun eine, vielleicht auch drei oder vier Nachrichten von Seulgi erhielt, allerdings blieb der Bildschirm dunkel.

"Was Seulgi wohl gerade macht", murmelte Juhyun leise, obwohl keiner in der Wohnung war, um sie zu hören.

❅

Der Regen prasselte gegen Seulgis Haar, doch das kümmerte sie in diesem Moment nicht.

Ihr gingen zu viele Gedanken durch den Kopf, sie waren einfach zu überwältigend. Sie empfand etwas, das sie nicht empfinden sollte. In Seulgis Kopf hallten die Stimmen ihrer Eltern, die sie davor mahnten, eine Beziehung mit einer Frau einzugehen. Dann sah sie wieder Juhyuns Gesicht vor sich, wunderschön und makellos. Diese Bilder wechselten sich in Seulgis Kopf ab, wie eine Auseinandersetzung in ihrem Kopf. Kurz: es machte Seulgi einfach nur mehr wahnsinnig.

Sie setzte sich auf eine Bank im örtlichen Park. Alles war komplett durchnässt, das Einzige, was einigermaßen zu Seulgi durchdrang, war das Klingeln ihres Handys.

Juhyun: Ich habe einen Fehler gemacht.

Diese Nachricht alleine war für Seulgi ein Grund, wieder in die Wohnung zurückzukehren. 

❅

"Es tut mir leid", waren die ersten Worte, die Juhyun zu Seulgi sagte, als diese die Wohnung betreten hatte. "Ich... ach du meine Güte, wo hast du dich herumgetrieben?", schnell wickelte sie Seulgi in eines ihrer Handtücher, ehe sie fortfuhr. "Ich weiß auch nicht, wie so etwas passieren konnte. Jedenfalls möchte ich, dass das nicht zwischen uns steht. Dass wir gute Freunde bleiben, wenn das okay für dich ist."

Seulgi sah zuerst zu Juhyun, dann zu ihren klitschnassen Armen, dann wieder zu den Bildern an der Wand. Juhyun musste etwas empfunden haben, sonst hätte sie sie nicht geküsst, oder etwa nicht?

"Geht klar", insgeheim wussten jedoch beide, dass dieser Kuss, den Juhyun zwischen die beiden geworfen hatte, nicht mehr entfernt werden konnte.

Und auch, als Juhyun Seulgi eine gute Nacht wünschte, blieb in ihrem Kopf nur mehr dieser kleine Moment übrig.