ONE

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[by @highonvelvet; story-of-light]

Hansung Universität.

Die Worte verzogen sich, kaum blinzelte sie.

Gerade, kursiv, gerade.

Schnell rieb sie sich mit den in Fingerlinge verpackten Hände ihre Augen.

Lustig war es, doch es sah komisch aus für die anderen.

Solche Dinge konnte sie jetzt nicht mehr rechtfertigen.

Jetzt, wo sie erwachsen war.

Mit einem Ruck blieb die Bahn stehen.

Die Kälte biss zu, kaum rassteten die Türen auf.

"Komm wir müssen wir raus!"

Eine weiche Hand fand ihre, verband sie und ihre Freundin für einen Moment, bis sie aus der, selbst am Tag dunklen, Station gelaufen waren.

Draußen lag schon der Geruch von Gewürzen in der Luft und die Weihnachtslichter blinkten, wie kleine Sternchen.

Die Dächer der Wolkenkratzer standen in den schweren Wolken und es sah aus, als gäbe es keinen Himmel mehr sondern sie selbst standen hoch oben.

Seulgi musste lächeln.

Das erste Mal seit einer ganzen Weile stand sie wieder in der Clique.

Sie hatte drei gute Freundinnen.

Yerim, das blonde Teufelchen und das Engelchen Sooyoung, mit ihren dunklen langen Haaren.

Ein Gegenspruch, der sich in der Liebe vereinte.

Die beiden waren immer durch ihre Augen oder Hände verbunden.

Es war eine weiche, bequeme Liebe und immer, wenn Seulgi sie sah, fühlte sie eine leichte Eifersucht.

Verständlich, sie war noch jung und hatte nie so etwas erlebt.

Beide kannte sie seit der Mittelschule.

Dann war da noch Wendy.

Eine kleine Frau mit zwei Augen, wie Zauberspiegel.

Ihre Haare hatten weit bis an die Hüfte gereicht, nun hingen sie an den Schultern.

Durch den fallenden Schnee lockten sie sich wild in ihrer ursprünglichen Form.

"Ich würde gerne Lebkuchenmännchen kaufen und dann noch Glühwein trinken. Das soll super schmecken, laut einer Bloggerin", tönte Yerim in aufgeregter Stimme in die kleine Runde.

Alle waren begeistert.

"Ist das mit Alkohol?"

"Ja schon. Aber ist nicht so stark, wie Seju oder Sake. Vertrau mir."

"Na, wenn du meinst."

Das Paar und Seulgi freuten sich, redeten aufgeregt darüber, sich schon am hellichten Tage mit dem Würzwein zu betrinken.

Nur die Älteste schwieg und stapfte mit besorgt hinterher.

Wendy hatte sich immer zu beschweren.

Juhyun tat es eigentlich nur wegen des Geldes.

Den freien Tag ihrer Woche mit dem Verkauf von Alkohol zu verbringen, war nun eher eine Notlösung hin auf ihre fehlenden Aufträge gewesen.

Doch sie genoss die Aufmerksamkeit der Mädchen und Jungen, die zwischen den Gerüchen, Lichtern und dem Kulturschock auch gerne mal eine Tasse des Weines genossen und sie dann mit verliebten Augen ansahen.

Als sie nun fast schon fertig war mit ihrer Schicht und selbst von den Dämpfen fast angetrunken war, verlor auch sie letzte Zurückhaltung.

In ihren Augen schwamm das Lichtermeer, die Menschen lächelten breiter und ihr Herz schlug schneller.

Gerade hatte sie sich eine Ladung Baumkuchen zwischen die Lippen geschoben, ließ schon den Geschmack auf sich wirken, da klopfte jemand auf die Theke.

Schnell schluckend drehte sich Juhyun um.

Ihr Blick schwankte einen Moment, bis sie fukusierte, ein hübsches Mädchen in ihren Blick landend.

Wie ein Kätzchen stand sie zwischen ihren Freundinnen, behütet von der Kleinsten, die am größten schien.

Dickes Haar auf Schulterlänge getrimmt, dünner Eyeliner und kaputte, in der Kälte zerrissene Lippen.

Juhyun selbst schien in ihrer Schönheit verletzt, wenn sie dem Kind, so jung schien die andere, in die Augen sah.

Ihr Blick wurde erwidert für einen kurzen Moment, bevor sie wieder alleine war und nur die flüchtige Röte auf den Wangen der anderen sah.

Kurz reckten sich ihre Mundwinkel.

"Einen schönen Abend! Was darf es sein?"

Die Blonde ganz rechts zog, sich die Kapuze ihrer Daunenjacke vom Kopf, bevor sie ins Licht trat und ein paar Won auf das Holz der Theke klingeln ließ.

"Dieser Glühwein für alle von uns. Und für sie hier", die Fremde deutet auf das Kätzchen, "eine Serviette bitte."

Glücklich und mit roten Wangen lag Seulgi auf ihrem Bett.

Die Wände drohten sie wie immer im nächsten Moment unter ihnen platt zu machen.

Doch alles, was sie sah, waren Sternchen.

Sie klebten an der Decke, klebten in ihren Augen.

Nur verschwommen nahm sie noch ihre Umgebung wahr.

Die Kälte kroch zu ihr unter die Decke, doch die Worte, die sie seit Stunden wiederholte, wärmten sie.

𝓙𝓾𝓱𝔂𝓾𝓷

𝓬𝓪𝓵𝓵 𝓶𝓮 𝓾𝓷𝓭𝓮𝓻

+481367340



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