Kapitel 18

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Ich kann schreie hören und etwas das auf dem Boden zerspringt. Sofort sitze ich kerzengerade im Bett. Caleb ist nicht mehr da. Langsam stehe ich auf und gehe in den Flur. Am oberen Ende der Treppe bleibe ich wie erstarrt stehen. Die schreie, das ist Viribus. Was ist da unten nur los? Ich traue mich nicht runter zu gehen. Ein weiterer Schrei ertönt. Das war eindeutig Caleb. Sofort renne ich die Treppe runter. Mein Angst ist wie weggefegt. Alles an das ich denken kann ist zu Caleb zu gelangen und ihm zu helfen.

Ich betrete das Wohnzimmer und kann meinen Augen nicht trauen. Es wütet ein Orkan und das Wort wörtlich. Sofort ziehe ich mir die Arme vor die Augen um sie zu schützen. Die ganze Zeit fliegen irgendwelche Gegenstände durch die Luft. Ich kann gerade so einem Kerzenständer ausweichen der mich sonst am Kopf getroffen hätte. In Mitten des Sturms steht eine Gestalt. Ich kann sie nicht genau erkennen. Sie steht mit dem Rücken zu mir. Sie ist riesen groß und scheint den Sturm zu beherrschen. Neben mir wird Caleb gegen die Wand geschleudert. Ich erschrecke und ersuche zu ihm zu rennen, doch der Wind ist viel zu stark. Ich werde nach oben gewirbelt und im Kreis geschleudert. Nach ein Paar runden um den Mann in der Mitte, den Mann der alles steuert, bremst mich eine Wand abrupt aus und ich gehe zu Boden. Mir tut alles weh. Ich kann nicht aufstehen, muss aber um Caleb zu helfen. Ich versuche aufzustehen, doch sacke direkt wieder zusammen. Mein Körper weigert sich. Vermutlich habe ich mir ein paar rippen geprellt und den Knöchel bei der Landung verstaucht. Doch alles an das ich denken kann ist Caleb der nicht weit von mir entfernt auf dem Boden liegt und sich nicht mehr regt. Ich weiß nicht ob er nur Bewusstlos ist oder schlimmeres. Ich muss unbedingt zu ihm.Ich sehe mich nach Viribus um. Er ist nirgends zu sehen.

"Caleb!!!" ich versuche gegen den Wind anzukämpfen. Es gelingt mir kaum. Ich halte mich an der Kommode fest und ziehe mich nach vorne.

Endlich bin ich bei Caleb angekommen. Ich schüttle ihn und rufe seinen Namen, doch nichts passiert. Die ersten Tränen laufen mir über die Wangen. Ich versuche sie zurück zu halten. Vor mir liegt der Junge den ich über alles Liebe und er rührt sich nicht. Ich versuche an seinem Hals einen Puls zu finden. Nichts. Kein Pochen. Meine Gefühle wollen nicht mehr im verborgenen bleiben. Die Tränen laufen mir immer weiter das Gesicht runter bis sie zu Boden fallen. Dann fällt es mir wieder ein. Einen der Schreie konnte ich nicht zuordnen. Es muss Viribus gewesen sein. Ich sehe mich im Raum um, kann ihn aber nicht entdecken. Das ist gar nicht gut. Der eine ist bewusstlos oder Tod und der andere nicht aufzufinden. Ich würde es mir nie verzeihen wenn die beiden hier in meinem Haus sterben. Ich muss irgendwas tun um das hier zu beenden.

Auf einmal hört der Sturm auf. Ich stehe auf und drehe mich um. Ich bin so entschlossen wie noch nie, auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich überhaupt etwas ausrichten kann. Der Mann sieht mich direkt an und irgendwie weiß ich, dass der riesen große Mann vor mir Culus ist. Der Zerstörer von Terra, dem Mörder von tausenden unschuldigen Ziba und dem Anführer der Martyris. Immer wenn Caleb und Viribus von ihm erzählt haben hatte ich dieses bestimmte Bild vor mir. Er sieht ganz genau so aus wie ich gedacht hatte. Er trägt einen langen dunklen Umhang. Seine Haare sehen aus als wären sie verkohlt. In seinen Augen ist nichts als Dunkelheit. Es gibt nicht einen Lichtblick, nichts gutes in diesem Mann, diesem Mörder. Seine Gesichtszüge lassen einen Angst vor ihm bekommen und er strahlt eine Macht aus als verfüge er über alles Leid der Erde. Es fällt mir schwer Stark zu bleiben aber ich kann jetzt nicht zurückweichen. Das wäre das Todesurteil für Caleb und auch für Viribus.

"Geh mir aus dem Weg!" richtet er das Wort an mich.

Ich stelle mich schützend vor Caleb "Niemals!" Ich habe unvorstellbar große Angst vor ihm, aber er wird auf keinen Fall auch noch Calebs leben nehmen.

Er macht einen Schritt auf mich zu und sinkt auf meine Größe herab, "Ich bin nicht hier her gekommen damit eine kleine Göre meinen Plan ruiniert. Also geh mir aus dem Weg." diesmal sagt er es mit mehr Nachdruck.

"Nein! Du wirst ihm nichts tun. Das lasse ich nicht zu. Nicht heute."

"Solange er oder sein dämlicher Bruder am leben ist kann ich nicht herrschen. Deswegen werde ich die beiden umbringen. Und ich habe keine Skrupel davor das gleiche mit dir zu machen. Ich sag das jetzt noch einmal: Geh mir aus dem Weg!" Er steht nur ein paar Meter vor mir. Seine Stimme bleibt ganz ruhig, aber die Art wie er mit mir spricht lässt mir einen Schauder über den Rücken laufen.

Ich bin so wütend. Auf ihn und auf mich selber. Er kommt hier in mein Haus und will meinen Freund und dessen Bruder umbringen. Nein nicht mit mir. Und ich kann nichts tun als hier zu stehen und mein Leben riskieren. Aber das ist es mir Wert. "Nein!" schreie ich ihm entgegen, "Du wirst ihn nicht anrühren. Du hast ihm schon genug genommen, sein Leben wirst du nicht auch noch nehmen!" sage ich und fühle mich dabei so unglaublich stark. Es ist eine Energie die durch mich strömt und aus dringen will. Sie geht von meine Füßen aus weiter nach oben in meinen Bauch und weiter in die Brust. Sie macht mich Stark. Sie erfüllt mich mit Wärme und Mut. Ich bekomme als könnte ich alles schaffen wenn ich nur fest daran glaube.

Culus marschiert auf mich zu. Bereit um mich zu töten. Mom wird es gut gehen! geht es mir die ganze zeit durch den Kopf. Gerade als er mich packen wollte schließe ich die Augen und halte mir schützend die Hände vor mein Gesicht. Ich öffne die Augen und erschrecke vor mir selber. Die gesamte Energie die ich in mir spüre bahnt sich den Weg durch meinen Körper. Sie schießt aus meinen Händen wie eine Kugel aus dem Lauf einer Waffe. Gelbe und blaue Funken strömen aus mir heraus und bahnen sich den Weg in Culus Brust. Sie sehen aus wie kleine Blitze. Ich kann die Energie überall spüren, sie pulsiert in meine Adern, sie flutet mein Gehirn und stärkt meine Sinne. Eine Macht kommt über mich wie ich sie noch nie zuvor gespürt habe. Ich fühle mich so stark wie noch nie, als könnte ich einfach alles schaffen was auch immer ich will. Culus wird nach hinten geschleudert, prallt an der Wand ab und sinkt zu Boden. Er rührt dich nicht mehr. Hab ich ihn getötet? Omg, ich habe jemanden umgebracht! Dann fällt mir auf, wie sich seine Brust hebt und senkt. Gott sei dank. Ich habe keinen Menschen auf dem Gewissen. Auch wenn er ein furchtbarer Mensch ist, ich will nicht diejenige sein die ihn um die Ecke bringt.

Sofort zeihe ich meine arme zurück und schaue auf meine Handflächen, die mir gerade das Leben gerettet haben. Ich bin total verwirrt. Was war das gerade? Wo kam das her? Aber jetzt ist keine Zeit um das zu klären. Culus liegt noch auf dem Boden. Er ist bewusstlos. Caleb muss sofort ins Krankenhaus. Und ich muss Viribus finden. Wo ist er nur? Hoffentlich konnte er fliehen. Aber er würde doch niemals Caleb einfach alleine lassen.

Ich hieve Caleb nach oben und schleife ihn zur Tür. Er muss sofort ins Krankenhaus. Sein Auto steht in der Einfahrt. Mittlerweile ist er wieder zu sich gekommen und hilft zum Glück mit. Sobald er auf dem Beifahrersitz platz genommen hat renne ich zurück ins Haus. Culus ist weg. Gerade eben lag er noch da auf dem Fußboden, bewusstlos und regungslos und im nächsten Moment ist er weg. Egal, um ihn können wir uns kümmern wenn es Caleb wieder gut geht. Wo ist Viribus? Ich sehe mich um und laufe hin und her. Dann fällt mir auf, dass eines der Wohnzimmerfenster eingeschlagen wurde. Ich renne in den Garten. Viribus liegt genau wie Caleb vorhin auf dem Boden. Sofort suche ich einen Puls. Er lebt noch. Ich schüttle ihn kräftig damit er aufwacht.

"Was?" er erschrickt vor mir und weicht zurück

"Viribus, alles gut. Culus ist weg. Komm wir müssen euch beide so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen. Kannst du aufstehen?"

Er steht auf sackt aber wieder zusammen. "Mist. Ich glaub ich hab mir den Fuß gebrochen."

"Warte ich helfe dir." ich greife ihn unter der Achsel und ziehe ihn auf seine Füße.

Zusammen laufen wir zum Auto. Ich schnappe mir die Schlüssel und rase die Straßen runter als gäbe es kein Morgen. Und wer weiß vielleicht stimmt das sogar. Sobald wir im Krankenhaus angekommen sind und ich Caleb und Viribus in den Schwestern und Ärzten übergeben habe setzte ich mich ins Wartezimmer. Erst jetzt bemerke ich mein Verletzungen. Das war das Adrenalin, dass durch meine Adern floss. Dadurch habe ich die Schmerzen nicht gespürt doch jetzt überkommt es mich. Ich merke nur noch wie ich von dem Stuhl gleite und auf dem Boden aufkomme. Bevor meine Augen sich schließen sehen ich ein paar Füße auf mich zu rennen. Dann ist alles Schwarz.

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⏰ Last updated: Dec 28, 2019 ⏰

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