Kapitel 2

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Es klingelt zur Pause. Ich stehe auf und packe meine Sachen in meine Tasche. Ich lasse mir extra viel Zeit, um zu sehen ob Caleb mich noch einmal anspricht. Irgendwie hoffe oder besser gesagt wüsche ich mir, dass er es tut aber er macht es nicht. Lucy wartet auf mich. Wir gehen zusammen raus zu unseren Spinden. Caleb kommt nicht direkt raus sondern redet noch mit Mr. Harvey. Wir packen unsere Bücher in unsere Spinde und gehen dann zur nächsten Stunde.

"Und wie findest du ihn?" fängt Lucy an.

"Wen?" erwidere ich, obwohl ich ganz genau weiß, dass sie Caleb meint.

"Na wen wohl? Caleb natürlich."

"Oh ja. Er ist nett."

"Und? Komm schon gib es zu er ist verdammt heiß."

"Ja er sieht nicht schlecht aus." stimme ich zu.

"Aber Hallo."

"Aber ich steh nicht auf ihn. Ich steh auf..." genau in diese Moment taucht er vor uns auf "Charly."

Ich sehe ihn an. Mit seinen wunderschönen blau-grauen Augen erwidert er meinen Blick. Wir bleiben beide stehen. Lucy geht weiter zu Nik der ebenfalls unseren Weg kreuzt.

"Hey, wie geht's?" fragt er.

"Wirklich gut, und selbst?" antworte ich.

"Schon viel besser da ich dich jetzt sehen und deine Stimme hören kann."

Ich muss Lächeln und schaue zu Boden. Mir fällt eine Haarsträhne ins Gesicht, ich will sie mir wieder hinters Ohr streichen aber Charly ist schneller. Seine Hand berührt kurz meine Wange und sofort spüre ich wieder dieses Kribbeln und die wärme auf der Haut. Ich will etwas sagen aber ich bekomme keinen Ton heraus. Charly sagt auch nichts mehr und wir schauen uns einfach nur in die Augen. Alles um uns herum verschwimmt auf einmal.

"Willst du mit mir essen gehen?" fragt Charly.

Mein Herz macht einen Satz und ich glaube, dass ist das erste Mal, dass ich so richtig glücklich bin und mich so richtig gut fühle seit mein Dad gestorben ist.

"Ja natürlich! Äh ich mein wieso denn nicht." platzt es aus mir raus.

Charly lächelt "Schön. Wie wärs mit Morgen um sieben?"

"Klingt gut." antworte ich.

Nik und Lucy stoßen wieder zu uns nachdem sich ihre Lippen vermutlich zehn Minuten nicht getrennt haben. Lucy und ich haben jetzt Sport. Wir verabschieden uns und gehen Richtung Sporthalle. Ich kann einfach nicht aufhören zu lächeln.

***

"OK ich halts nicht mehr aus sag schon worüber habt ihr geredet und warum hörst du nicht mehr auf zu lächeln?" schießt Lucy los.

Ich muss schmunzeln "Er hat mich zum essen eingeladen, morgen um sieben."

Sie fängt an auf und ab zu hüpfen und vor Freude laut zu kreischen. Ich schau mich um und ziehe sie peinlich berührt ein wenig zur Seite. "Schhhhh! Ich finds ja toll dass du dich freust aber geht das vielleicht auch leiser?"

"Oh mein Gott! Er hat dich eingeladen! Ich freu mich so!" erwidert Lucy.

Ich muss wieder lächeln.

"Eins ist aber klar, ich werde morgen so gegen drei vorbei kommen und dann machen wir dich so schick dass ihm die Augen aus dem Kopf fallen werden und er dir noch mehr verfällt als er es sowieso schon ist. Es wird schließlich echt zeit das das mit euch was wird. Dann könnt ihr zusammen auf den Herbstball gehen!"

Ich lasse sie weiter schwärmen. Und während sich Lucy schon Charlys und meine Zukunft ausmahlt und unseren Kindern Namen und Geschlecht zuteilt versinke ich in meinen Gedanken.

***

Endlich! Der Tag ist um und ich kann nach hause. Nach Charlys Einladung war der Tag ziemlich einseitig. Während meine Lehrer verzweifelt versucht haben mir etwas beizubringen und mich zum zuhören zu bewegen hab ich die ganze zeit nur an den morgigen Abend gedacht und mir vorgestellt worüber wir reden würden. Nach meiner kurzen Panikattacke, verursacht durch meine Angst uns könnten die Gesprächsthemen ausgehen, bin ich kurz im Krankenzimmer gelandet. Da Lucy aber so nett war mich zu begleiten, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie einfach keine Lust auf Mathe hatte, brachte sie mich wieder auf den Boden der Tatsachen und versicherte mir, dass es eine Millionen Themen geben würde die es wert sind angesprochen zu werden.

Mom ist Arbeiten also schalte ich den Fernseher ein und mache mir das essen von gestern warm. Ich war so abwesend heute dass ich sogar Lucy fragen muss wie den unsere Hausaufgaben aussehen. Ist echt komisch sie das zu fragen, normalerweise läuft das immer anders rum. Ich stöhne auf als sie schreibt, dass wir in Geschichte einen drei Seiten Text zusammenfassen müssen. Das verbindet so ziemlich die beiden dinge die ich am meisten hasste: Geschichte und Textzusammenfassungen. Naja was sein muss, muss sein.

"Hallo ich bin wieder da!" ruft mom aus dem Hausflur.

Ich sitze in meinem Zimmer und mache Hausaufgaben "Hey, ich bin oben!"

Sie kommt hoch in mein Zimmer und setzt sich erwartungsvoll auf mein Bett. "Und wie war dein erster Tag in der zwölften Klasse? War es schlimm? Hat jemand was blödes gesagt?"

"Nein sie sagen nie etwas sie starren und tuscheln nur, das weißt du doch. Ich hatte eigentlich einen guten Tag. Wir haben einen neuen in der Klasse, er heißt Caleb, Charly hat mich morgen um sieben zum essen eingeladen und Mrs. Cooper ist der Meinung es wäre einen geniale Idee uns schon am ersten Tag als Hausaufgabe einen drei-seitigen Text zusammenfassen zu lassen. Also ja, ich kann mich nicht beschweren."

"Wie war das Charly hat dich zum essen eingeladen" hackt sie nach.

Ich muss grinsen "Ja."

"Das ist ja toll! Wo geht ihr hin?" fragt sie und schließt sich meinem Grinsen an.

"Keine Ahnung wo wir hingehen. Ich weiß nur ich soll um sieben fertig sein."

"Weißt du schon was du anziehst?"

"Nein, da hab ich gar keine Idee. Aber Lucy meinte sie kommt vorbei und hilft mir mit allem. Wie war die Arbeit?" antworte ich.

"Ach naja, es ist wie du gesagt hast die Leute starren und die meisten sagen kein Wort. Jedenfalls nicht zu mir, nur hinter meinem Rücken. Das ist echt furchtbar wie sie wirklich glauben ich würde das nicht mitbekommen." meint Mom, "Ein paar Kollegen die ich schon sehr lange kenne haben mir ihr Beileid ausgesprochen. Und ich habe es geschafft den Tag zu überstehen ohne in tränen auszurechen, dass ist doch was oder?"

"Ja, das ist toll." erwidere ich.

"Alles klar geh dann bald schlafen ja, es ist schon spät."

"Ist gut Mom."

***

Ich liege im Bett und bin hellwach. Ich muss die ganze Zeit darüber nachdenken was meine Mom gesagt hat. Dass sie nicht weinen musst. Ich weiß nicht aber ich hätte gedacht, dass sie noch ein wenig Zeit braucht, immerhin waren die beiden ganze 15 Jahre verheiratet. Natürlich wird es von Tag zu Tag besser aber es schmerzt dennoch. Ich musste heute auch an ihn denken. Ich hätte gerne gewusst was er zu meiner Verabredung mit Charly gesagt hätte. Hätte er es gut gefunden und sich vielleicht sogar ein wenig gefreut? Oder wäre er nicht ganz so begeistert, dass seine einzige Tochter ein Date hat? Naja ich denke er hätte sich gefreut, schließlich kennt er Charly ja auch schon eine ganze Weile. Aber vielleicht gefällt mir die Vorstellung, dass er es nicht gut finden würde, einfach nicht so toll. Schließlich hab ich ihn wirklich gerne.

Ich schaue auf die Uhr. Es ist schon halb zwei in der Nacht. Ich muss wirklich schlafen. Meine Gedanken schweifen ab zum nächsten Tag. Zum nächsten Abend. Letztendlich werden meine Augen immer schwerer und fallen zu.

RooftopOnde as histórias ganham vida. Descobre agora