BREATHLESS - even roses can break

𝟒𝟕. 𝐌𝐎𝐍𝐄𝐘

~~MORGAN~~
~Sonntag~

Ich lege mich einmal quer über Jeremys Brust, als Brian nach oben verschwunden ist mit dem Argument, dass es ihm wirklich, wirklich gut geht. An seiner Miene habe ich erkannt das dem nicht so ist, aber wenn er nicht reden möchte und das kann ich voll und ganz verstehen, dann ist das seine Sache, nicht meine. Alira hat mir auch erst vor einer Sekunde geschrieben, dass etwas dazwischen gekommen ist und dass sie deswegen doch nicht kommen kann.

Und jetzt, hauptsächlich weil diese alten Schuldgefühle wieder da sind, liege ich auf Jeremys Brust und schaue zu meiner Mutter, die gedankenverloren auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers schaut. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab und langsam aber sicher schlafe ich ein. »Das heute war mal wieder ein Desaster«, meint Jeremy dann plötzlich gedankenverloren. Ich lege meinen Kopf bei seinen Worten in den Nacken und versuche zu ihm aufzublicken. »Aber mit Brian kann man auch nicht darüber reden oder ihm helfen, das war schon immer so und wir müssen uns nicht wundern, dass heute Abend was schief gelaufen ist.«

Meine Mutter sagt das, was sie immer dazu sagt. Schon wieder. Ich atme langsam aus und lege meine Hände auf meinen Bauch. »Das ist keine Hilfe. Die Sache ist noch mehr ein ziemlich blödes Problem und es nervt höllisch. Das war auch schon letztes Jahr so. Mittlerweile und vor allem nach den letzten Wochen habe ich das Gefühl er hasst mich immer noch und er tut nur so, als würde er mir verzeihen.« Meinen Gedanken auszusprechen, den ich schon sehr lange habe, ist etwas komisch und trotzdem gibt es eine noch komischere Reaktion drauf.

Meine Mutter verdreht die Augen und Jeremy biegt den Kopf zurück. Ich spanne meine Muskeln an und richte mich leicht nach vorne. »Was denn? Ist doch so!«
»Fang bitte nicht nochmal mit dem Thema an, Mor. Streich es einfach aus deinem hübschen Kopf ihm helfen zu wollen oder dass er dich deswegen noch immer hasst. Das kann doch eh nichts werden. Er würde es nicht ernst nehmen, denn er glaubt wirklich immer noch Herzschmerz zu haben, dabei ist er doch sicherlich über Mae hinweg.«

So wie Jeremy ›Mae‹ ausspricht mit voller Liebe und Teil unserer Gruppe... man könnte meinen sie wäre noch hier, vor uns und sie würde uns breit anlächeln und überglücklich sein, wie sie es immer war. Ich schlucke und setze mich dann gerade hin und durchkämme meine Haare. Ich habe keine Lust diese dummen Diskussion wieder ins Leben zu rufen, die wir früher ständig hatten, wenn Brian nicht da war, um uns zu hören, wie wir ständig über Maeve geredet haben oder reden, denn es hat tatsächlich ein riesiges Loch hinterlassen, in uns allen, als sie gegangen ist und jeder von uns wusste, dass sie nie, nie wieder zurückkommen würde.

Ich reibe mir noch einmal über die Augen und strecke mich dann. »Ihr habt Recht, lasst uns nie wieder über das reden was passiert ist oder wie wir es ändern können, etwas ändern können. Lass uns keine Gedanken mehr darum machen und es endgültig vergessen. Ist das beste so.« Ich stehe auf und sehe wie meine Mutter gestresst ausatmet, dennoch nickt, als würde sie verstehen was ich meine.

Und egal wie oft wir schon gesagt haben, dass sie aus unserem Kopf verschwindet, sie kam immer wieder zurück. Und dann habe ich heute ihre Stimme gehört und gewusst, dass sie noch weitere Jahre ein ziemlich präsenter Gedanke in meinem Kopf sein wird. »Ich gehe schlafen«, sage ich müde und halte mir die Hand vor den Mund, als ich gähne. Ich sehe ein monotones Nicken von Jeremy und meine Mutter wirft mir einen Kuss zu.

Ich bin schon auf dem Weg zur Treppe, als es klingelt. Davon mal abgesehen, dass wir halb eins haben, könnte ich deswegen gerade echt kotzen. Mit einem lauten Stöhnen stampfe ich rüber zur Tür, rufe meiner Mutter zu, das ich gehe und mache mich auf eine vollbetrunkenen Arsch bereit, der hier vor der Tür steht, weil irgendwo in der Nachbarschaft gefeiert wird und jemand zu viel Alkohol abbekommen hat und jetzt denkt, dass hier ist das Haus, indem dieser Mensch normalerweise lebt.