Kapitel 7

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„Geht es Ihnen gut?", fragte Holmes, wobei er mehr John anschaute als Greg.

„Ja", antworteten sie gleichzeitig.

„Wenn Sie wollen, kann ich ihnen morgen Abend mit dem Trank helfen", bot Holmes an. John nickte leicht, Greg sagte gar nichts.

John versuchte einen Hundeblick aufzusetzen. „Bitte sorgen Sie dafür, dass Snape uns heute Abend nicht umbringt."

„Da kann ich leider nicht mitentscheiden, aber er hatte heute Morgen etwas erwähnt von wegen, dass die Behälter für die Nacktschnecken mal wieder sauber gemacht werden müssten, also wird das wahrscheinlich Ihre Aufgabe sein."

Greg stöhnte auf. „Warum muss er immer alle Schüler quälen?"

„Keine Ahnung", sagte Holmes achselzuckend und ging weiter.

„50 Punkte?! Für einen Unfall?", beschwerte sich Greg bei John. Der nickte zustimmend. „Alles andere als fair. Und wir müssen zusätzlich die Behälter säubern. Weißt du, wie groß die sind? Riesig. Und ich bezweifle wir dürfen zaubern", grummelte er. Das würde bestimmt ein besonders spaßiger Abend werden.

Nach dem Unterricht verpassten Greg und John das meiste von ihrem Lunch, um duschen zu gehen und sich umzuziehen, damit sie den lästigen Gestank loszuwerden könnten. Als sie zurückkamen, aßen die meisten noch und sie schlangen in Kürze noch so viel sie hinunter, wie sie nur konnten. Danach hatten sie alte Runen, eine weitere unglaublich langweilige Stunde, was ihre Stimmung nicht gerade verbesserte. Wenigstens mussten sie in Zaubertränke nachsitzen, wo John Professor Holmes wiedersehen würde

Aus einem Grund, den er noch nicht so genau wusste, wurde John immer total hibbelig, sobald er an Holmes dachte, so, als ob er gleich aufspringen und schreiend verschiedenste Dinge zerstören würde. Es war das verrückteste Gefühl überhaupt, aber er hatte sich noch unter Kontrolle und machte nichts kaputt. Noch.

Nach ein paar sehr langen Stunden in alte Runen und Pflege magischer Geschöpfe - beides Fächer, die John gerade nicht das mindeste interessierten - schleppten sie sich alle zum Abendessen, inzwischen ohne große Vorfreude auf das, was bald sein würde. Abendbrot dauerte nicht sehr lange und bevor sie es überhaupt bemerkten standen John und Greg bereits vor der Kerkertür.

Als sie die Türe öffneten, kam ihnen leise, aber unglaublich schöne Geigenmusik entgegen. Offensichtlich war Snape also nicht da. Holmes jedoch stand, wieder in seinen normalen Hosen und Hemd gekleidet, neben einem der Fenster, und spielte ein Stück, während Kerzen den Raum in warmes Licht eintauchten. Er sah nicht, dass sie inzwischen da waren; seine Augen waren geschlossen und sein Kopf auf das Instrument gelegt. Er wiegte sich etwas hin und her, seine Finger tanzten regelrecht über die Saiten der Geige, sein Bogen ging melodisch auf und ab.

Greg schlich zu einem der Tische, aber John blieb wie festgenagelt im Eingangsbereich stehen. Er konnte nicht anders als die Schönheit der Silhouette, die vom Mondlicht beschienen wurde, zu bewundern, die Schönheit der Musik, die Schönheit von Holmes.

Greg schaute genervt zu ihm hinüber. „John, komm schon!", flüsterte er. John zuckte aus seiner Trance und ging zu einem Stuhl ohne seine Augen von Holmes abzuwenden.

„Shhh, je länger wir ihn spielen lassen, desto kürzer müssen wir arbeiten", sprach er weiter. John nickte ihm zustimmend zu, nicht wegen der Arbeit, sondern wegen jeder einzelnen Note, die aus der Geige kam und sein Herz einen Hüpfer machen lies. Holmes schaute so elegant und friedlich aus, so wunderschön. John war sogar viel zu abgelenkte sich dafür zu schämen, dass er möglicherweise schwul war, es interessierte ihn nicht im Geringsten und der Mann vor ihm lies einfach alles verschwimmen, seine Gedanken, seine Gefühle.

AmortentiaWhere stories live. Discover now