Kapitel 4

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Gelähmt. Ich war völlig gelähmt, konnte mich weder umdrehen noch losrennen. Die Angst übernahm die Kontrolle, ließ mein Herz unglaublich schnell schlagen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in den Spint, hoffend es mir nur eingebildet zuhaben. Weihwasser! Rhi hatte immer ein kleines Fläschchen Weihwasser im Spint gelassen. Hinter mir hörte ich näherkommende Schritte. Hektisch suchte ich, ohne mich zubewegen, im Spint danach. Da! Neben einem alten Schulbuch, warum auch immer sie es drinnen gelassen hatte, stand eine kleine Ampulle. Als wäre ich Flash höchstpersönlich, schnappte ich sie mir, drehte mich um, während ich sie öffnete und schüttete sie ohne zu zögern über den Dämon. Gespannt wartete ich auf das zischende Geräusch, den Rauch und das auflösen des Dämons. Vergebens. Es sah auf sich herab und runzelte die Stirn. „Das war nicht sehr nett," stellte es fest und sah mich aus seinen seltsamen goldenen Augen an. Es war das Etwas aus meinem Traum! Ein Dämon konnte es nicht sein, dass wäre vom Weihwasser getötet worden. Oh, scheiße. Vielleicht gab es Dämonen, die Weihwasser vertrugen? Oder es war tatsächlich etwas anderes. Meine Gedanken kreisten sich. Die Panik in mir stieg ins unermessliche. Eine Panikattacke würde mir gerade noch fehlen. Reiß dich zusammen Fia. „Mich ein „Etwas" zu nennen ist ebenso wenig Höflich." Seine Stimme durchschnitt den Nebel in meinen Kopf. Okay denk nach, denk nach. Ich begann so schnell ich konnte zu rennen. Auf einmal, als hätte mich eine Welle purer Energie getroffen, wurde ich gegen eine Wand geschleudert. Schmerz durchzog meinen Körper. „Was willst du?" Als ich eine schmerzende Stelle auf meinen Kopf berührte, spürte ich etwas Klebriges. „Vieles und nichts aber das hat mit der Sache hier nichts zu tun." Er, Es, wie auch immer, stand nun über mir. „Menschen, so dämlich." erklang seine Stimme, während er sich hinkniete. Er sah aus wie ein Mensch, ein gutaussehender Mann aber er war ein es. Logik Fia. „Danke und hör auf mich es zu nennen." zwinkerte er mir zu, um in der nächsten Sekunde meine Hand zupacken. Grob zog er mich auf die Füße. „Hör auf!" meine Stimme brach. Irgendwie musste ich es schaffen zu handeln ohne zu denken. Er hatte meine Hände noch immer fest umschlossen. Verzweifelt versuchte ich mich von ihm loszureißen. In meinem Kopf sang ich „Lemon Tree" und hob mein Knie um ihn zwischen die Beine zu treten. Ich hoffte ihm mit dem Lied zu irritieren erfolglos, denn er schnappte sich meinen Fuß zog ihn in die Luft und verursachte damit, dass ich mit dem Rücken auf den Boden knallte. Ohne groß nach zudenken rollte ich mich auf die Seite, sprang in die Luft und versuchte erneut mein Glück mit Rennen. Tränen quollen aus meinen Augen als ich schon wieder diese Energie spürte. Als würden mich unsichtbare Fesseln halten, konnte ich nicht loslaufen. „Gib es auf." schlug er gähnend vor. „Wer bist du?" flüsterte ich. Er stand dicht hinter mir und strich mit seiner Hand über meine rechte Schulter. „Mein Name ist Luzifer." flüsterte er mir ins Ohr. „W-was willst du von mir?" Ich hasste es so schwach zu klingen. „Ich, kleine Maus, will gar nichts von dir. Allerdings habe ich jemanden zugesagt, dass ich dich entsorge. Nimm es nicht persönlich, du kannst für deine Existenz nichts." „Ich verstehe nicht?" Ist jemand wirklich einen Pakt mit Satan eingegangen um mich tot zu sehen? War dieser Mann wirklich Luzifer, Satan oder wie er sich sonst noch nannte? Schmerzend drückte er meinen Oberarm und drehte mich so, dass ich ihn auf die Brust starrte. Im Gegensatz zu mir war er riesig. Ich ging ihn nicht mal zur Schulter. „Mach nicht den Fehler mich mit diesem Lackaffen zu vergleichen." zischte er. Ich legte meinen Kopf verwirrt in den Nacken um ihn in die Augen sehen zu können. „Du tust mir weh." Toll er will dich umbringen und du nörgelst, weil er deinen Oberarm zu fest zusammendrückt. Wie immer eine Glanzleistung. Er sah mir ebenfalls in die Augen und schien angespannt nach zu denken. Obwohl sie in den schönsten Goldtönen glitzerten, strahlten sie eine Kälte aus die ich noch nie zuvor gesehen habe. Auf einmal lächelte er mich überheblich an. „Kleines, du bist ja so planlos, dass es zum Schrein ist." „Was?" „Du hast Glück. Ich bringe dich nicht um, zumindest noch nicht." „Glück? Das nennst du Glück?" zischte ich. Ich hatte keine Ahnung woher der Mut kam. Vielleicht lag es daran, dass ich so oder so sterben würde. „Ja, immerhin hatte ich den Plan dich qualvoll auseinander zunehmen und anschließend hätte ich dein Herz deinem kleinen Menschenfreund vor die Füße geschmissen." sprach er als wäre es das natürlichste auf der Welt. Ich riss meine Augen auf und sah ihn entsetzt an. „Also lass uns zum Geschäft kommen." Er ließ meinen Oberarm los und ging einen Schritt zurück. Sein Blick stehts auf mich gerichtet. „Woher weißt du von Ben?" Sein Lachen ließ alles in mir erfrieren. „Ihr seid nicht gerade die Vorsichtigsten. Ich muss ehrlich zugeben, war ganz schön amüsant euch zu Beobachten. Pures Kino aber eine Frage hätte ich. Was hätte wohl deine Freundin zu heute Morgen gesagt?" Hass, ich hasste ihn. „Wie auch immer, unser Geschäft." „Welches Geschäft?" „Wir beide gehen einen Pakt ein." erneut tauchte dieses gefällige Grinsen auf. Am Liebsten würde ich es ihm aus dem Gesicht schlagen. „Ich gehe keinen Pakt mit Satan ein." trotzig hob ich das Kinn. Wütend sah er mich an, ehe ich erneut gegen die Wand geschleudert wurde. „Erstens, sollst du mich nicht mit diesem primitiven Affen vergleichen und zweitens bleibt dir nichts anderes übrig. Du willst doch nicht das ich zurück zu Plan A gehe?" Ziemlich sicher, dass ich mir die Schulter geprellt hatte, stand ich auf wackligen Beinen auf. „Ist. Mir. Egal." war es nicht. Definitiv nicht. Aber ich würde lieber sterben als einen Deal mit ihm einzugehen. „Warte, wenn du nicht Satan bist, wer bist du dann?" fragte ich ehe er mir weiter Drohen konnte. „Ich habe dir bereits meinen Namen genannt. Zurück zu den wichtigeren Dingen, wenn du nicht einwilligst, töte ich diesen Menschen, Ben." erklärte er gelassen. „Wenn du einwilligst, lass ich ihn aber am Leben und gebe euch eure Freundin zurück." „Du lügst, sie ist tot und den Tod kann kein Dämon überlisten." Auf einmal übermahnte mich die Müdigkeit. Das Adrenalin wich und zurück blieb nur der Schmerz. „Woher willst du das wissen? Außerdem bin ich kein Dämon." „Was willst du von mir?" „Du gehst mit mir mit und als Gegenleistung bringe ich dir Rhiannon." Als hätte ich nicht schon genug Tränen vergossen, begann ich zu weinen als wäre ein Damm tief in meinem Inneren gebrochen. „Wieso?" flüsterte ich. Wieso sollte ich mit ihm mit gehen, vor allem wohin und was meinte er damit, dass er kein Dämon ist? „Weil ich Chaos liebe. Allerdings habe ich Zweifel, dass du deine Freundin überhaupt wieder unter den Lebenden sehen möchtest." „Was?" geschockt sah ich ihn aus meinen tränenden Augen an. „Du bist selbstsüchtig und willst diesen Ben nicht teilen. Deshalb hast du deren Beziehung manipuliert und in jener Nacht mit ihm geschlafen. Deine Selbstsucht hat ihr das Leben gekostet und insgeheim bist du froh, dass sie keinen Keil mehr zwischen dich und ihn bringen kann." „Nein!" schrie ich. So war das nicht. Ich würde alles dafür geben diese Nacht rückgängig zu machen. Luzifer begann zu lachen, er lachte mich ernsthaft aus. „Nein? Hast du deren Romanze etwa nicht stetig manipuliert? Nur, weil du angst hattest?" Nein, nein. So grausam war ich nicht. Ich schüttelte meinen Kopf. So war ich nicht. „Tick Tack." Tief Luft holend stand ich auf. Mir tat alles weh, meine Lungen füllten sich mit Panik und ich drohte in Ohnmacht zufallen. Vor ihm blieb ich stehen, hob meine zitternde Hand und wollte gerade seine ausgestreckte ergreifen um den Pakt zu schließen, als ich Ben sah. Er war blass und sah mich aus ungläubigen Augen an. „Fia egal um was es geht, tu es nicht" schrie er. Ich ließ meinen Blick von Ben zur Luzifers Hand hin und her schwanken. „Egal was es ist, dass ist es nicht wert." drang die Stimme meines besten Freundes zu mir hinüber. Wieso zur Hölle war er überhaupt gekommen. Zögernd warf ich ihm wieder einen Blick zu. Er war alles was ich jemals hatte und mehr. Hat mich immer beschützt oder an erste Stelle gestellt. Jetzt war ich an der Reihe. Entschlossen umschloss ich Luzifers Hand und schüttelte sie. Ich schüttelte sie um meine begangenen Fehler wieder gut machen zu können, denn der Goldäugige hatte Recht. Tief in mir drinnen war ich dieses Monster, deren Wohl über das der anderen stand. 

Apokalypse - BittersüßWhere stories live. Discover now