Kapitel 1

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Ich starre auf meinen Wecker. In wenigen Sekunden wird er mir mit seinem lauten und schrillen Ringen mitteilen, dass es 7 Uhr ist und ich aufstehen soll. Ich habe überhaupt keine Lust heute in die Schule zu gehen. Die Menschen dort werden mich sowieso nur anstarren aber es wird sich keiner trauen irgendwas zu sagen. Nie sagt einer was, sie starten einfach nur. Bei Erwachsenen ist das anders, sie können es besser verstecken aber Teenager und Kinder überhaupt nicht.

Mein Wecker klingelt. Sofort mache ich ihn aus und verkrieche mich wieder unter der Decke. Mom kommt ins Zimmer und teilt mir mit, dass wenn ich nicht aufstehe ich meinen Bus verpassen werden, aber ganz ehrlich wäre das so schlimm? Da Mom mich aber nicht fahren kann und sie sonst eventuell wütend werden könnte weil ich absichtlich dem Bus verpasst habe zwinge ich meinen Körper sich aufzurichten. Ich öffne die Augen und kneife sie direkt wieder zusammen. Meine Schreibtischlampe leuchtet mir direkt ins Gesicht. Mom hat sie angemacht, weil sie weiß das ich das hasse um mich zum aufstehen zu bewegen. Ich steh auf und mach sie aus.

In meinem Kleiderschrank herrscht gähnende Lehre also entscheide ich mich dazu, das gleiche wie gestern anzuziehen. Ich geh ins Bad und putze mir die Zähne, dann geh ich runter um einen Kaffee zu trinken, der mir hoffentlich hilft wach zu werden.

"Wie siehst du denn aus?" fragt Mom.

Ich sehe sie an "Ja ich weiß. Es hat nicht so ganz geklappt meine Augenringe zu verdecken. Ich hab's versucht ok."

Aber ehrlich gesagt ist es mir mittlerweile auch egal was die Leute in der Schule denken.

***

Der Bus ist wie immer zu spät und rappel voll. Ich muss stehen. And der Schule angekommen steige ich als letzte aus um so wenig Zeit wie möglich hier zu verbringen. Früher hab ich die Schule geliebt und war immer total gerne hier aber seit mein Dad vor einem Jahr gestorben ist, finde ich es nicht mehr so toll. Unteranderem weil ich jede Sekunde beobachtet werde. Ich bin wie eine Reality-TV-Serie die von der gesamten Schule geschaut wird und bei der es ein riesen Skandal ist wenn man eine Folge verpasst.

Schon als ich den ersten Schritt in das Riesige Schulgebäude setzte kommt direkt Lucy, meine beste Freundin, auf mich zugestürmt "Aria, warte auf mich! Ich hab unglaubliche Neuigkeiten." Sie hakt sich bei mir unter und wir gehen gemeinsam zu unseren Schließfächern. "Ach ja welche denn?" frage ich. Wir biegen um die Ecke und schon bemerke ich die ersten Blicke. Eigentlich ist es mir ja egal wenn die Leute starren, aber sie tuscheln dabei immer so und ich würde zu gerne wissen was die immer reden. Ich meine Hallo wenn die schon reden müssen dann sollen sie mir das doch einfach ins Gesicht sagen. Aber das würde die sich vermutlich nicht trauen. Lucy redet irgendwas von neuer Schüler...total heißer Typ...in unserer Klasse, aber ich bin mit den Gendanken ganz woanders.

Uns kommt gerade Charly entgegen. Lucy hört auf zu reden als sie ihn bemerkt. Als wir aneinander vorbeilaufen kann ich sein Duschgel riechen. Ich liebe dieses Duschgel. Es riecht nach dem Wald. Wir Begrüßen uns kurz. Keiner von uns bleibt stehen um zu plaudern, weil wir beide weiter müssen. Nachdem mein Vater gestorben ist war Charly oft bei uns und hat uns geholfen mit allem klar zu kommen. Er hat meiner Mom geholfen einen neuen Job zu finden bei dem sie mehr verdient. Er hat mich einfach weinen lassen ohne, dass ich stark sein musste. Meine Mom war eine ganze weile nicht sie selbst so wurde ich Selbständiger und habe so gut wie alles gemacht was gemacht werden musste. Ich bin einkaufen gegangen und habe das Haus sauber gehalten, eben all die Dinge die Mom nicht machen konnte. Das war nicht schlimm für mich, ich wusste warum meine Mom nichts machen konnte und habe ihr die Zeit gegeben die sie gebraucht hat. Charly hat mir dabei immer sehr geholfen, manchmal hatte ich das Gefühl, dass er öfters bei uns Zuhause war als bei sich. Er ist ein toller Mensch. Ich mag ihn, ich würde sogar sagen ich liebe ihn ein wenig. Und ich weiß von Lucy's Freund Nik, dass er total verknallt in mich ist. Nik und Charly sind schon seit ich denken kann beste Freunde. Ich liebe seine Augen, die sind echt was besonderes. Also so richtig besonders. Manche Menschen sagen ja manchmal zu anderen sowas wie >Deine Augen sind wunderschön< oder so. Aber bei Charly's Augen trifft das wirklich zu. Sie sind Blau und sie haben ganz viele Goldene Sprenkel die seine Augen leuchten lassen.

Wir holen unsere Bücher für die ersten beiden Stunden aus unseren Schließfächern und gehen dann weiter zum Klassenzimmer. Lucy sieht mich erwartungsvoll an

"Und was ist jetzt mit Charly und dir?". "Was soll schon sein?" erwidere ich. Sie verdreht die Augen

"Nah seid ihr jetzt zusammen oder nicht? Ich will dich echt zu nichts drängen aber ihr seid in einander verknallt und es passt gut. Außerdem könnten wir dann öfters mal zu viert ausgehen."

Ich muss schmunzeln "Nein wir sind nicht zusammen."

In dem Moment als ich diesen Satz aussprach wurde mir bewusst, dass das die traurige Wahrheit ist und ich diese Tatsache gerne ändern würde. Wir betreten das Klassenzimmer und setzten uns auf unsere Plätze. Ich hole mein Mäppchen aus meiner Tasche und lege es neben meinem Buch ab. Lucy tut es mir gleich aber neben ihrem Mäppchen findet auch ihr Planer einen Platz auf dem Tisch.

"Also ich denke das Universum will euch zeigen, dass ihr einfach zusammen gehört. Ich meine ihr geht auf die gleiche Schule und seht euch oft. Ihr seid ineinander verknallt und habt durch den Tod deines Vaters eine Verbindung aufgebaut." wirft sie ein.

Ich sehe sie schief an "Du denkst also wenn mein Dad nicht gestorben wäre würden wir niemals zusammen kommen, weil wir dann keine Verbindung hätten?"

"Nein nein. So mein ich das nicht. Ich meine dass er dich besser versteht, weil er das auch durchgemacht hat. Wenn man es genau nimmt sogar zwei mal. Bei seinem und bei deinem Dad. Schließlich kennt ihr euch schon seit dem Kindergarten und deswegen kann es doch sein dass er deinen Dad ein bisschen als Ersatz für seinen sah. Deswegen konnte er dir so gut helfen in dieser Zeit, weil er wusste was in dir vorgeht und so." Ich drehe mich nach vorne als Mr. Harvey das Zimmer betritt

"Vermutlich hast du recht aber er fragt mich nie ob ich mit ihm ausgehen will.". Mr. Harvey legt seine Tasche auf dem Stuhl ab. Er erzählt von einem neuen Schüler der zu uns in die Klasse kommt. Er heißt Caleb. Es klopft an der Tür. Sie geht auf und ein äußerst attraktiver Junge betritt den Raum. Er hat sich einen Block und einen Stift unter den Arm geklemmt. "Ah. Da bist du ja schon. Ich habe gerade von dir erzählt. Also Leute das ist Caleb. Er wird das letzte Schuljahr hier mit euch absolvieren.", sagt Harvey.

Ich starre Caleb an. Er hat braune, dichte Haare. Seine Augen kann ich nicht genau sehen aber ich glaube sie sind grau. Er sieht durchtrainiert aus und hat eine Selbstbewusste auftreten, dass einen durchaus einschüchtern kann. Er trägt ein grünes, ausgewaschenes T-Shirt und eine schwarze Jeans. Seine Schuhe sind abgewetzt und dreckig. Sie sehen so aus als hätte er sie schon sehr sehr lange. Ich bin wie hypnotisiert als er mich ansieht und auf mich zukommt. Er setzt sich neben mich auf den freien Stuhl. Ich merke dass ich ihn immer noch anstarre und schau schnell zur Tafel.

"Hallo." höre ich leise. Ich drehe mich zu Caleb und er sieht mich erwartungsvoll an.

"Hallo" bringe ich hervor.

"Ich heiße Caleb. Wie heißt du?"

"Ich weiß. Mr. Harvey hat dich gerade vorgestellt. Ich bin Aria." antworte ich.

Caleb lächelt "So heißt er also. Ich hab mich schon gefragt was ich tun soll wenn er merkt, dass ich keine Ahnung habe wie er eigentlich heißt. Du hast mich vor einem echt peinlichen Moment bewahrt, vielen Dank."

"Kein Problem."

Danach fällt es mir schwer mich auf den Unterricht zu konzentrieren.

Seine Stimme. Ich könnte ihm den ganzen Tag zu hören. Sie ist weich und wenn man sie hört fühlt man sich geborgen und beschützt. Meinem Gehirn fällt es offensichtlich schwer sich wieder anzuschalten denn als Mr. Harvey mir eine Frage bezüglich des Unterrichts stellt bringe ich nur ein stottern raus. Caleb merk das ich überhaupt nicht bei der Sache bin und antwortet schnell für mich.

Ich forme meine Lippen zu einem "Danke". Caleb ist wirklich schlau, die restliche Stunde kann er auf jede von Harvey's Fragen richtig antworten.

RooftopOù les histoires vivent. Découvrez maintenant