eighteen

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Schwer atmend riss ich meine Augen auf. Es war dunkel und ich hatte Panik. Ich kannte diesen Ort. Die weiße Decke sah so leblos aus wie immer und ich spürte wie mein Körper fest, ohne Bewegungsmöglichkeit an dem Bett fesgekettet war. Ich blickte hinüber zu Scott, während wir versuchten uns irgendwie vom Bett los zu bekommen. Schwer atmend warf ich mich zurück.
,,Soll ich dich echt daran erinnern, dass du ein Werwolf bist?"
Ich zog die Augenbraue hoch.
,,Wir sind in Stiles Kopf. Das ist nicht die Realtität."
,,Und doch sind wir hier oder nicht? Du bist eine Kreatur mit übernatürlichen Kräften. Kämpf dich frei!"
Auffordernd sah ich ihn an. Er schloss die Augen und ich konnte förmlich sehen wie er seine Muskeln anspannte, brüllte und sich von den Ketten los Riss.
Na bitte. Geht doch. Er starrte mich an.
,,Machst du mich auch los?", fragte ich etwas ungeduldig.
,,Was jetzt?"
,,Keine Ahnung. Ich bin zum ersten mal in jemandes Kopfes. Vorallem muss ein riesiges Chaos in Stiles Kopf herrschen."
,,Bleib hinter mir", sagte er und wir gingen langsam zur Tür. Er umschloss mit seine Finger die Türklinke und drückte sie hinunter. Die Tür stieß er mit Leichtigkeit auf. Er ging hindurch und ich wollte ihm hinterhereilen, da schloss sich die Tür mit einem Knallen direkt hinter ihm.
,,Scott? Scott?!"
Panik überfiel mich. Ich schlug gegen die Tür, doch sie ließ sich nicht öffnen.

Ich blickte an die weiße Wand gegenüber der massiven Stahltür. Die weißen Fliesen verschwammen zu hellrosanen Wänden und einem schwarzen Teppichboden. Ich trug ein hellblaues Trägerkleid, schwarze Ballerinas und meine Haare waren teils zusammengebunden. Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse.
,,Mum? Dad?"
Ich lief aus meinem alten Kinderzimer hinaus.
,,Mum? Wo steckt ihr alle?"
Ich hustete. Der Rauch war so dicht, dass ich kaum etwas sah.
,,Kian?"
Dann wurde es plötzlich zu viel. Die ganzen Erinnerungen stürzten auf einmal alle auf mich ein.

Dennoch sah ich nicht eine Person. Keine Schreie. Keine Sirenen. Nichts außer dem lodernem Feuer. Dann knackte es über mir. Ich starrte nach oben und sah wie ein Pfeiler abbrach und sich mit gewaltiger Geschwindigkeit zu mir herab senkte. Ich schrie auf als der Pfeiler sich in meine Seite bohrte und ich begann stockend zu atmen. Ich schrie und schrie bis mir irgendwann die Stimme versagte und mir eine letzte Träne die Wange hinablief. Okay, okay. Reiß dich zusammen. Es sind nur Stiles Gedanken. Das ist nicht real. Oh Himmel, es fühlte sich aber so real an. Ich atmete einige male hastig ein und aus.
Oke, auf drei. Eins, ich atmete weiter flach.
Zwei, ich stemmte die Arme an den Pfeiler.
Drei. Mit aller Kraft die ich noch aufbringen konnte hob ich den Pfeiler Millimeter über mir an, drehte mich leicht zur Seite und ließ ihn los, sodass er direkt neben meiner Hüfte aufkam. Keuchend drehte ich mich zurück auf den Rücken. Ich muss hier schleunichts verschwinden. So gut es ging, riss ich einen Stoffetzen meines Kleides ab und setzte mich auf. Ich wimmerte auf. Verdammt noch eins. Den Stofffetzten fest um die Wunde ziehend, sah ich einen kurzen Augenblick schwarze Punkte vor mir tanzen, ehe ich mich am Boden abstützte um mich aufzustellen. Als ich nun neben den lodernen Flammen stand, hielt ich meine rechte Hand gegen die Wunde an meiner linken Seite. Sowas musste auch nur mir passieren. In diesem Moment fragte ich mich was wohl Scott erlebte und wünschte ihm alles Gute, alles, außer das hier.

Dann ertönte ein knirchen, das zerbersten der Flammen und vor mir fiel ein weiteres großes Holsstück zu Boden. Da hinter der Nogitsune. Mein Herzschlag pulsierte. Das Blut kochte in meinen Adern. Mein Puls verschnellerte sich aufs äußerste. Ich war wie gefangen. Gefangen in einer Trance in einem brennenden Haus, wärend er durch die Flammen hin, ganz langsam auf mich zu kam.

,,Lavinia!"
Die Stimme war leise in meinem Unterbewusstsein, allerdings hörte sie sich an wie Peter.
,,Lavinia, Lauf! Du bist stärker als er!" Dann, als hätte sich ein Schalter umgelegt, drehte ich mich um und rannte. Es war wie ein Parkurlauf. Ich sprintete an den Flammen vorbei, über die kaputten heruntergefallenen Holzstück bis hinaus, in die angenehme Sommerluft und noch etwas weiter. Ich wollte Fliehen. Fliehen von diesem Ort. Dem Ort, der sich einst mein Zuhause nannte.

Doch als ich aus der Tür heraus lief, lief ich geradewegs in einen neuen, weißen leeren Raum hinein. Er war riesig und mit grellen weißen Lampen, dessen Licht in meinen Augen brannte, bestückt. Keuchend kam ich zum stehen. Herabschauend auf meine Wunde, sah ich den abgerissenen Stofffetzen der nun rotgetränkt war. Das verwirrende, kuriose an dieser Sache jedoch war, es tat nicht ein bisschen weh. Das einzige was ich spürte war ein leichtes Ziehen.

Ich hörte Schritte.
,,Scott?"
Er stellte sich neben mich. Gegenüber von uns, einige Meter entfernt sah man einen Baumstamm. Auf diesem sah man Stiles. Gegenüber von ihm der Nogitsune. Und das erstaunliche daran: Sie spielten Schach. Oder etwas, das aussah wie Mühle. Leise und konzentriert.
,,Wir müssen zu ihm."
Wir liefen auf ihn zu. Immer schneller, bis wir rannten. Doch so schnell wir rannten, wir kamen nicht vorran.
,,Stiles!", brüllte Scott.
,,Stiles!", doch er hörte uns nicht. Egal wie laut wir brüllten. Ich winkte mit den Armen, aber weder sehen noch hören tat er mich.
,,Stiles! Stiles, hier drüben!"
Es war zum verzweifeln.
,,Er ist menschlich. Aber... er ist doch trotzdem in deinem Rudel, oder etwa nicht?"
Mit einem vielsagendem Blick sah ich ihn an, wobei er seinen Kopf von mir zu Stiles wendete.
,,Ja, natürlich."
,,Wie signaliesieren Wölfe ihrem Rudel ihren Aufenthaltsort?" Grinsend nickte ich ihm zu. Sein Gesicht verwandelte sich und unwillkürlich ging ich ein Schritt zur Seite. Eine Art neuer Insinkt.
,,Sie heulen."
Der Schall breitete sich aus und ließ die schwarzen und weißen Steine auf dem Schachbrett erzittern.
Ruckartig blickte Stiles auf, in unsere Richtung. Stiles schob die Steine zur Seite auf den Boden mit einer Handbewegung.

Keuchend riss ich die Augen auf und befand mich wieder auf der Couch.  Auch Stiles schien mit einem mal wie geschockt. Stiles schreckte auf. Als würde er plötzlich keine Luft mehr bekommen.
,,Mach ihm das Ding ab", sagte ich, während alle nur herum standen.
Er würgte beziehungsweise zog sich etwas wie eine elendlange Mullbinde aus seinem Mund, was ziemlich verstörend war und aus dem endlosen Wirr Warr aus Stofffäden erhob sich eine Hand aus Mullbinden gestrickt.
,,Was zur Hölle." 
Der Nogitsune erhob sich und schaute verwirrt umher, obwohl seine Augen verbunden waren. Er schmiss sich kurzerhand jedoch nach vorne und Peter und Scott hielten ihn fest umschlugen und rangen ihn zur Couch.
,,Wartet!", schrie ich und sie hieten inne. Auch der Nogitsune.
,,Lasst ihn los!"
Meine Stimme ließ keine Wiederrede zu und sie ließen ihn tatsächlich los und auch der Nogitsune hörte auf sich zu wehren.
Hektisch wickelte er sich das Band vom Kopf und langsam konnte man die braunen verwuschelten Haare von Stiles erkennen. Mir viel ein Stein vom Herzen. Nun konnte man sein Gesicht ganz erkennen, als er den Rest von sich los band.
,,Stiles?"
Vorsichtig machte ich einige Schritte auf ihn zu.

Er sah zu mir auf mit Tränen in den Augen.
,,Stiles!", schrie ich rannte zu ihm und warf mich in seine Arme. Er umarmte mich fest, hielt mich danach jedoch eine  Armlänge von sich entfernt.
,,Lavinia", flüsterte er.
Doch plötzlich kehrte der Schmerz zurück, den ich durch das Adrenalin vergessen hatte. Ich hatte mir eingebildet die Wunde sei nicht real, doch das war sie. Ich merkte nur noch wie kleine schwarze Punkte mein Sichtfeld verzerrten und mir eine einsame Dunkelheit hinterließen, bevor ich zu Boden fiel.

FIERCE ~Against the worldWhere stories live. Discover now