Chapter four

652 23 0
                                    

Ich war auf dem Weg Richtung  Gruppensitzung. Mal wieder war ich zu spät dran, also rannte ich den Gang hinunter, blieb jedoch vor der weißen Tür stehen und atmete einmal tief durch, bevor ich die Klinke hinunter drückte.
,,Du bist spät Lavinia", sagte die Psychologin vor mir.
,,Tschuldigung. Hatte zu tun", antwortete ich leise und setzte mich auf einen freien Platz neben Meredith, gegenüber von Stiles. Nun sah sie mich eindringlich an.
,,Du hattest also zu tun?", fragte sie mich skeptisch.
,,Nun ja, jedenfalls besseres als hier zu sitzen."
,,Okay Lavinia. Du sagtest letzte Mal etwas über Angst. Du sagtest es käme durch einen Gedanken.", sagte sie.

,,Ich sagte.-''
Ich lehnte mich nach vorne.
,, Durch Erinnerungen und Gedanken an schlechte Zeiten bekomme ich Panik."
Sie nickte. Ich spürte Stiles Blick auf mir und drehte mich um. Seine warmen braunen Augen starrten in meine und ich spürte, wie etwas Anspannung von mir wich.
,, Panik ist eine extreme Stressreaktion auf eine vermeintliche oder reale Bedrohung. Bei einer Panik steht der eigene Selbsterhaltungstrieb im Mittelpunkt, höhere menschliche Verhaltensweisen geraten hingegen in den Hintergrund. Panik tritt plötzlich auf und ist mit einem sehr starken Angstgefühl verbunden."
Nun wandte sie den Blick von mir zu Malia
,,Malia. Du hast neulich etwas über Schuld gesagt. Du sagtest es käme mit einem Bauchgefühl."
,,Ich sagte ich fühle mich im Bauchbereich unwohl", sagte sie und schaute zu Stiles. Ich musterte ihn ruhig. Mein Blick glitt über seine gerade Stupsnase, seinen Muttermalen, zu seinen warmen braunen Augen, bis hin zu seinen langen, etwas verwuschelten Haaren. Alles in allem, sah er echt gut aus, auch wenn er eigentlich nicht mein Typ war.

,,Schuld wirkt sich meist physisch aus. Man fühlt es in den Eingeweiden. "
Die Psychologin sah Stiles eindringlich an und betonte jedes Wort. Der angesprochene schaute betretend und nachdenklich auf seine Hände, die er ineinander gefaltet hatte.
,,Es ist nicht nur psychologisch."
Stiles sah hinter sich. Ein Arzt redete mit einem anderen und seine Haltung wurde angespannter. Ruckartig sah er nach vorne und wandte seinen Blick auf den Boden ab.
,,Hey. Alles ok?", versuchte ich zu ihm zu flüstern. Er sah mir kurz in die Augen und ich erkannte darin Zweifel und Angst.
,,Wie fühlt sich Schuld für dich an Stiles? "
Irritiert sah Stiles weg und löste sich so von meinen Augen.
,,Entschuldige was?", fragte er nach.
,,Schuld. Wie fühlst du dich dabei?"
,,Nervös.", antwortete er und zappelte mit seinen Füßen ungeduldig auf und ab.
,,Also ein Gefühl der Dringlichkeit?"
Er wollte etwas sagen, entschied sich jedoch um und schloss den Mund.
,,Der Wunsch etwas wieder gut zu machen, was man getan hat."
Stiles Augen wanderten paranoid mehrmals nach links. Ich bezweifelte das er mitbekam was sie sprach. Unruhig betrachtete ich ihn. Gestern noch hielt ich ihn für normal und fragte mich was ihn in das Eichenhaus gebracht hatte. Aber was erwartete ich? Dass man sich in eine Irrenanstalt weisen ließ, wenn man mental gesund war? Wohl eher nicht. Irgendwie machte ich mir sorgen. Vielleicht war er ja Paranoid?
,,Sich zu entschuldigen."
Stiles Blick war starr und mittlerweile hörte ich gar nicht mehr richtig zu.
,,Das sind gesunde Reaktionen."
Nun schaute Stiles mit geweiteten Augen nach vorne.
,,Weiß jemand, wie man jemanden nennt, der keine Schuld empfindet?"
,,Soziopath?", fragte Oliver.
,,Richtig, Oliver."
Lächelnd sah sie Oliver an.

Stiles sah auf den Boden und nahm währenddessen seine Hand an seinen Hals und rieb darüber. Als er seine zitternde Hand wegnahm, kamen rote Adern zum Vorschein. Was zur Hölle war hier los? Seine Hände zitterten Stärker und sein Atem wurde flach. Ich wusste was passieren würde. Panikattacken fingen meist so an.
,,Stiles?, fragte ich vorsichtig in seine Richtung und ignorierte die Blicke der anliegenden in diesem Raum.
,,Stiles?", fragte ich nun eindringlicher und sah ihn an, jedoch hörte er mir wahrscheinlich gar nicht zu. Ich stand von meinem Platz auf und hockte mich vor ihm hin. Seine zitternden Hände nahm ich in meine und nun sah er auf.
,,Hey, Stiles. Du musst atmen, hörst du? Atmen."
Ruhig sah ich ihn an, obwohl ich innerlich verdammt aufgewühlt war.
,,Stiles.", flüsterte ich und er sah auf meinen Mund. Ich atmete tief ein und aus, was er mir nach machte.
,,Sieh mich an. Was siehst du? Was hörst du?"
,,Ich...sehe dich und...andere Leute in diesem Raum", brachte er schwer atmend hervor.
,,Und was hörst du?"
Ich sah ihm tief in die Augen.
,,Stiles. Was hörst du?", fragte ich wieder.
,,Deine Stimme. Das Vogelgezwitscher."
,,Ja, richtig", lächelte ich ihn an, als auch er bemerkte, dass er sich beruhigt hatte und lächelte  ebenfalls leicht zurück.
,,Entschuldigt aber wir müssen eine kleine Pause machen.", sagte die Psychologin knapp und verwirrt schauten Meredith, Oliver und die anderen drein.
Auch Stiles sah verwundert auf, kratzte sich am Kinn, bevor er jedoch seinen Blick auf unsere Hände legte. Peinlich berührt nahm ich sie sofort weg und schaute zu Boden.
,,Komm mit mir Stiles. Ich möchte mit dir sprechen.", sagte die schwarzhaarige Frau und beide wandten sich zum Gehen.
Ich schaute beiden nach. Was war das gerade?

*überarbeitet

FIERCE ~Against the worldWhere stories live. Discover now