Chapter three

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,,Schau nach vorn. Such den Silberstreifen am Horizont. Tu, was Du kannst, und dann lass los. Die Dinge, die passieren sollen, werden passieren. Die nächsten Schritte werden sichtbar, der Weg wird klar, während Du ihn gehst."

Ein Satz den mein Großvater mir oft sagte, wenn ich deprimiert war. Er hatte immer versucht mich aufzumuntern. Selbst nach seinem Tod, fand ich seine Weisheiten immer noch tröstend auch, wenn er sie niemals wieder sagen würde.
Meine Schreie waren verstummt und ich? Ja richtig, war wieder an eines dieser Betten gekettet. Die Türen waren geschlossen und ich lag wie immer alleine in diesem weißen Bett. Das weiß der Wände machte mich irgendwann noch verrückt.
,,Hey kann mich jemand, kann mich jemand einfach bitte jemand hier rauslasen? Irgendjemand? Irgendwer?", schrie eine Stimme und ich vermutete sie kam aus dem Raum neben mir.
Ich wusste das Oliver, ein Junge mit kleinen Macken nebenan im Zimmer wohnte. Warum genau er hier war, wusste ich nicht. Wir unterhielten uns meistens nur über irgendwelchen Mist. In der Ecke meines Zimmers, etwas hinten an der Wand, ragte ein kleines Rohr hervor. Ich dachte immer es sei eine Art Lüftung, wurde jedoch eines besseren belehrt, als Oliver zum ersten Mal mit mir über das Rohr sprach. Vermutlich wussten die Wärter nicht einmal das, dass hier möglich war.
,,Oliver?", fragte ich in das Rohr und reckte meinen Kopf etwas seitlich.
,,Oh, hey. Hab dich ja schon ganz vergessen.", kam es von der anderen Seite.
,,Wie nett.", grummelte ich.
,,Wer ist das?", konnte ich eine fragende Stimme im Hintergrund hören.
,,Oh, das ist Lavinia. Wir können miteinander durch das Rohr kommunizieren.", sagte Oliver.
,,Oh. Na dann. Ich bin Stiles.", kam es jetzt von einem anderen Jungen.
,,Ist das dein echter Name? Ich meine, ich habe noch nie von so einen Namen gehört."
,,Nein, ist er nicht.", lacht er und ich musste zugeben, dass ich sein Lachen angenehm fand.
Ein echtes Lachen, was mir in der Zeit hier so gefehlt hatte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen und er ließ mich meinen toten besten Freund für einen Augenblick vergessen. Auch wenn es nur ein kurzer Moment gewesen war, war ich ihm dafür dankbar.
,,Ich meine welcher Vater würde seinen Sohn schon Stiles nennen?"
,,Keine Ahnung. Vielleicht jemand mit viel Fantasie?", lachte ich.
,,Du hörst dich gar nicht so verrückt an. Ein bisschen Hoffnung an die Menschheit habe ich noch nicht verloren."
,,Das kann ich nur zurück geben", sagte er und das Gespräch zwischen uns verstummte.

Am nächsten Morgen lief ich durch die Außengänge der Anstalt und dachte über den Jungen mit den braunen Haaren nach und wie es der Zufall so will, sah ich diesen mit Oliver an einem der Telefone stehen und ging näher heran. Ich wusste das man nicht lauschen sollte, aber ich war zu neugierig und wollte nicht in deren Gespräch platzen.
,,Hey, wieso willst du jetzt schon telefonieren?", fragte Oliver interessiert.
,,Weil ich festgestellt habe, dass dieser Ort doch nicht so sicher für mich ist.", sagte der Junge und erst jetzt fiel mir seine Stimme auf, die mich gestern Abend zum Lächeln gebracht hatte. Es war Stiles. Der Junge, der mich gestern gehalten und beruhigt hatte. Der Junge der mich nach langer Zeit wieder lächeln ließ und dabei kannten wir uns so gut wie gar nicht.
,,Nein. Ich glaube du liegst falsch. Ich denke das ich es ihnen sagen sollte. Sie werden die Geschichte hören  wollen. Die ganze Geschichte. Ich denke wirklich, dass sie es wissen sollten. Ja. Das tue ich. Einer von ihnen spüre ich direkt hinter mir", hörte ich Meredith ins Telefon flüstern.
Als sie ihren Satz zu Ende sprach schaute Stiles sie misstrauisch an.
,,Wer ist das?", fragte Stiles.
,,Das ist Meredith. Sie ist ein wenig verrückt.", antwortete Oliver ruhig.
,,Nein, du bist verrückt. Sie ist sehr verrückt.", antwortete Stiles.
Nun lief ich auf die beiden zu.
,,Wohl eher ganz schön angeknackst.", sagte ich, während beide bei meiner Stimme kurz zusammen zuckten.
,,Oh, hey Lavinia.", sagte Oliver.
,,Hey."
Kurz schaute mich Stiles an, bevor er sich dem Telefon zu wandte und eine Nummer eintippte. Skeptisch betrachtete er das Telefon.
,,Es ist tot.", murmelte er.
,,Die Telefone werden nach...", meine Stimme verstummte und Oliver beendete meinen Satz.
,,-nach einem Selbstmord für einen Tag abgeschaltet."
Mein Blick ging zu Boden und merkte die ankommenden Tränen in meinen Augen, hielt sie jedoch zurück. Ich musste stark sein. Hier dachte wahrscheinlich sowieso jeder, ich sei verrückt. So würde ich hier nie wegkommen.
,,Das hättest du mir doch früher sagen können", sagte Stiles verärgert an Oliver.
,,Du hast nicht gefragt", antwortete dieser als wäre das selbstverständlich.

,,Was wirst du jetzt tun?", fragte Oliver.
,,Die Irrenanstalt verlassen", antwortete Stiles.
,,Du bist seid einem Tag hier und hast jetzt schon die Schnauze voll? Man kommt hier nicht so leicht raus", sagte ich.
Er betrachtete mich von oben bis unten, bevor er seine Augen ungläubig nach vorne auf ein Mädchen richtete. Sie hieß Malia. Ich habe öfters mit ihr geredet.
,,Malia? Hey, ich bin es Stiles. Ein Freund von Scott. Erinnerst du-''
Er wurde in seinem Redeschwall unterbrochen, als Malia ihm ins Gesicht schlug.
,,Was zum..."
Plötzlich kamen die Wachmänner und einer hielt Stiles auf den Boden gedrückt, während zwei andere versuchten auf Malia ein zu reden.
,,Nochmal Malia und du landest in der geschlossenen Abteilung.", antwortete einer von ihnen, während Stiles versuchte sich zu rechtfertigen.
,,Sie hat mich geschlagen. Hey, hey stopp. Ich habe nichts getan!", schrie er und plötzlich wurde sein Blick starr und der Wärter ließ ihn los.
,,Aufhören", kam eine Stimme wie aus dem nichts. Ich hatte die Frau schon mehrmals bei den Gruppensitzungen gesehen.
,, Endlich mal etwas Spannung hier",flüsterte Oliver mir zu und ich schüttelte den Kopf.
Ich wusste nicht wieso, jedoch konnte ich selbst aus der Entfernung hören, was die beiden sprachen. Sie beugte sich zu ihm hinunter.
,,Stiles."
Sein Blick richtete sich auf.
,,Du hast etwas gesehen oder?"
Nun wurde ich neugierig. Irgendetwas stimmte hier nicht.
,,Ich war da schon mal. In diesem Keller", antwortete Stiles.

*überarbeitet

FIERCE ~Against the worldWhere stories live. Discover now