Chapter 12

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Das Wochenende verging und ich saß die meiste Zeit nur einsam und traurig in meinem Zimmer. Nur ab und zu leistete mir eine der Katzen mal Gesellschaft. 

Finnley hatte sich das ganze Wochenende nicht bei mir gemeldet. Ich wollte das mit ihm ja beenden, aber jetzt da es wirklich vorbei war, fühlte ich mich elend. 

Gleichzeitig war ich so sauer auf ihn. Wie konnte er das zwischen uns Freundschaft nennen, wenn er immer darauf bedacht war, dass uns niemand zusammen sah? 

Irgendwann am Sonntag hatte ich beschlossen auf zu hören mir darüber Gedanken zu machen. Ich wollte einfach wieder unsichtbar werden, aufhören Tessa oder Jason zu widersprechen und ich hoffte, dass die Ferien dabei halfen die Aufmerksamkeit wieder von mir ab zu lenken.

Also klammerte ich mich am Montag an den Gedanken, dass bald Ferien waren. Ich lief mit langsamen, unsicheren Schritten über den Schulhof, als auf einmal lautes Gejohle zu hören war. Adrenalin schoss in meine Adern und ich betete, dass es nichts mit mir zu tun hatte. 

Kaum hatte ich mich umgedreht traute ich meinen Augen nicht. Finnley. Er stieg gerade von seinem Motorrad, das er wohl aus seiner Winterpause geholt hatte, und setzte seinen Helm ab. Doch der Aufruhr galt nicht seinem Motorrad, sondern dem Fakt, dass er eine pinke HelloKitty Hose trug. 

Alle hatten ihr Handy gezückt und hielten es jubelnd auf ihn gerichtet. Er ließ sich kurz feiern, ehe er sich umsah, bis sein Blick an mir hängen blieb. Ich war starr vor Schreck und Überraschung. 

Erst als er auf mich zu kam, machte ich eilig einige Schritte rückwärst und schüttelte flehend den Kopf. Ich wollte nicht schon wieder der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit werden. 

„Kitty!", rief Finnley, als ich immer weiter entsetzt so schnell ich konnte rückwärts rannte. Einige Leute pfiffen und johlten laut. Lässig joggte er zu mir auf, was nicht allzu schwer war, da ich rückwärts nicht gerade eine Rakete war. 

„Kitty.", wiederholte er sanft. „Was willst du? Lass mich einfach in Ruhe. Bitte. Es wird alles nur noch schlimmer. Ich will einfach unsichtbar sein. Und das kann ich nicht, wenn – ", hechelte ich, hielt mir die Seite und sah ihn flehend an. 

„Du hattest Recht.", unterbrach er mich. „W-was?", stammelte ich und ging immer weiter rückwärts. „Jetzt bleib doch mal stehen Mensch!", murrte er und griff nach meinem Handgelenk. Ich tat wie befohlen, aber mehr deswegen, weil ich Seitenstechen hatte. Doch meinen Arm entzog ich ihm sofort. 

„Ich hab viel nachgedacht. Über das was du gesagt hast.", fing er an und fuhr sich durch die Haare. „Und du hattest Recht. Ich wäre dir eine bessere Hilfe gewesen, wenn ich einfach ein Freund gewesen wäre." 

Er schien nach Worten zu suchen und ich wusste selber nicht was ich dazu sagen sollte. Ich hatte mir wirklich fest vorgenommen mit ihm abzuschließen. „Uhh, Love is in the air.", gröhlte ein Typ aus der 11. und hielt sein Handy auf uns gerichtet. Erst jetzt merkte ich, dass sich eine Traube von Menschen um uns gebildet hatte. Finnley bemerkte meinen scheuen Blick in die Menge, weswegen er sich genervt umdrehte und bellte: „Verpisst euch gefälligst." 

Wütend machte er einige Schritte auf die Leute zu, die verunsichert einige Schritte zurückwichen. „Kommt klar und kümmert euch um eure eigenen beschissenen Leben!", ich zuckte zusammen, bei seinen harten Worten und senkte den Blick. Doch sein wütender Blick hatte seine Wirkung nicht verfehlt, denn die Leute verschwanden, wenn auch mit genervtem Gemurmel. 

Er drehte sich wieder zu mir und als er sah wie verunsichert ich da stand wurde sein Blick sanfter. 

„Kitty, ich schäme mich nicht für dich. Ich bin mit den Leuten zusammen, die ich mag und mich juckt die Meinung von den anderen echt einen Scheiß. Aber ich dachte, dass es besser für dich wäre, wenn du dich selber gegen die Pisser wehrst, anstatt dass du automatisch respektiert wirst, nur weil du mit mir rumhängst. Ich weiß auch nicht genau was ich dachte. Dachte halt irgendwie, wenn dus alleine schaffst ist das besser für dein Selbstbewusstsein oder so.", wieder fuhr er sich durch die Haare und steckte seine Arme in die Taschen seiner HelloKitty-Hose. 

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