Chapter 7

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Die nächsten Tage hörte ich erst mal gar nichts von Finnley. Bis Freitag, während der zweiten großen Pause. Ich hatte gerade eine Horrorstunde Französisch hinter mir, als mein Handy in meinem Bh vibrierte. 

Da das nicht gerade häufig vorkam, eilte ich in die Bibliothek, wo ich das kleine Gerät vorsichtig aus seinem Versteck holte. Kitty? Warum hab ich deine Nummer? Ehrlich gesagt war ich ziemlich überrascht gewesen, denn ich hatte mit einer Nachricht von meiner Mom gerechnet. 

Nachdem Finnley sich nicht mehr am Dienstag, wie ich erwartet hatte, gemeldet hatte, hatte ich angefangen daran zu zweifeln, ob er es wirklich ernst meinte. Ich wunderte mich über seine Nachricht, aber gleichzeitig war ich froh, dass er sich gemeldet. 

Ich hab sie dir am Dienstag gegeben, weil du mich erreichen wolltest. Du weißt schon, weil du mir helfen wolltest. Antwortete ich und ich konnte nichts gegen das kleine Lächeln auf meinen Lippen tun. Ich war erleichtert, dass er sich gemeldet hatte und hoffte, dass wir bald anfingen an meinem Image zu arbeiten. Ach ja. Nach der 6. Hinter der Schule. Kam es kurz darauf und in meinem Bauch kribbelte es vor Aufregung. Könnte es wirklich bald alles vorbei sein? 

Diese Hoffnung gab mir so viel Kraft, dass ich die letzten beiden Stunden, samt Jasons Schikanen, mit einer für meine Verhältnisse guten Laune überstand. 

Mit eiligen Schritten verließ ich das Schulgebäude und blickte mich nervös um, denn ich wollte nicht, dass Jason oder Tessa mir womöglich folgten. Als ich hinter der Schule eintraf war von Finnley weit und breit nichts zu sehen. Ich wartete ungeduldig und sah dabei alle paar Sekunden auf meine Uhr. Hatte er mich nur verarscht? War das womöglich eine Falle? 

Ich durchlebte alle Stufen der Panik, ehe Finnley endlich um die Ecke kam. Er trug nur ein weißes T-Shirt, weswegen seine Tattoos zu sehen waren. Erst in diesem Moment wurde mir bewusste, dass es langsam immer wärmer wurde. Mir grauste es wahnsinnig davor, denn dann konnte ich mich nicht mehr in meinen Pullis verstecken. Sommer war für mich die letzten Jahre die Hölle gewesen. 

Letztes Jahr war es am schlimmsten gewesen, immer wieder wurde mir gesagt, dass ich fett sei. Jedes Mal, wenn ich was gegessen hatte, hatte ich mich schlecht gefühlt. Letzen Endes hatte ich mir langärmlige Oberteile besorgt, in denen ich mir die Seele ausgeschwitzt hatte, aber wenigstens hatten sie meinen Körper versteckt. 

„Kitty.", holte mich Finnleys raue Stimme aus meinen Gedanken. Ein Stück hinter der Schule war ein kleiner Park und auf eine der Bänke dort setzten wir uns. Wieder einmal wurde mir bewusst wie schön der Frühling war. Die Pflanzen sprühten voller Farben und die Sonne schien golden durch die Baumkronen. 

Frühling war, als würde alles aus einem tiefen Schlaf erwachen. Gerade heute an so einem schönen Tag herrschte reges Treiben in dem Park. Leute gingen mit ihren Hunden spazieren oder joggten. Vögel flogen herum auf der Suche nach Futter und hier und da sah man ein Eichhörnchen vorbei huschen. 

„Also du bist dir sicher, dass du das ganze Mobbing beenden willst ja?", fing er schließlich, nach ein wenig Smalltalk an, auf das eigentliche Thema unseres Treffens zu lenken. Scheu nickte ich, aber die Hoffnung in meinem Blick war wohl kaum zu übersehen. 

„Gut. Es ist wichtig, dass du das auf jeden Fall willst.", erklärte er weiter. „Ich bin mir sicher. Ich will nicht mehr zu den Opfern gehören.", stellte ich mit einer scheuen Überzeugung in der Stimme klar. „Du bist kein Opfer.", sagte er und runzelte die Stirn: „Das ist nur wie die dich nennen. Das solltest du nicht so ernst nehmen." 

„Wie soll ich, dass denn nicht ernst nehmen? Es ist einfach ein Fakt, dass ich zu den Opfern gehöre. Ich dachte das ist genau das was du mir vorgeschlagen hast? Also, dass du mir hilfst, dass ich nicht mehr zu den Opfern gehöre?" Er seufzte leise, fuhr sich übers Gesicht und drehte sich schließlich zu mir. 

Everything happens for a reasonWhere stories live. Discover now