Chapter 10

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Mit neuer Hoffnung machte ich mich am nächsten Tag auf den Weg zur Schule. 

Ich trug wieder die schwarze Jeans von gestern und eins meiner neuen Oberteile mit der Jeansjacke. Ich hoffte, dass der Tag heute besser werden würde, trotz Tessas Drohung. Vielleicht dauerte es einfach ein bisschen bis ich akzeptiert wurde. 

Positiv denken und selbstbewusst sein. Darauf sollte ich mich in der nächsten Zeit konzentrieren. 

Doch das wurde mir nicht leicht gemacht, denn kaum hatte ich die Aula betreten, stolperte ich über etwas und fiel der Länge nach hin. Zacs Lachen ertönte und ich musste mir auf die Innenseite meiner Wange beißen, damit ich nicht wieder zu weinen anfing. 

„Na komm Pünktchen ich helf dir hoch.", meinte Jason und lächelte mich zuckersüß an. Ich versuchte ihn möglichst gelangweilt und selbstbewusst anzuschauen, wie Finnley es mir geraten hatte, was mir aber wahrscheinlich nicht gelang, da ich auf dem Boden liegend alles andere als selbstbewusst aussah. 

Ich wollte aufstehen, ohne Jasons Hand zu nehmen, doch kaum hatte ich mich auf meine Arme gestützt, trat mir Jason mit voller Wucht dagegen und mein Kopf landete erneut auf dem Boden. Ich konnte es nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen stiegen, vor Schmerzen und Beschämung. 

Mittlerweile hatte die halbe Aula ihre Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und die Röte war mir ins Gesicht gestiegen. Kurz blickte in die Ecke, in der Finnley immer stand. Doch er warf mir nur ganz kurz einen emotionslosen Blick zu und wendete sich dann ab. Die erste Träne rollte. 

„Was ist Pünktchen? Willst du nicht aufstehen?", ertönte Sams hämisches Lachen und ich überlegte wie ich hier rauskommen sollte. Ich versuchte es einfach nochmal, doch mit demselben Ergebnis. 

Mein Arm schmerzte von den Tritten und mittlerweile liefen die Tränen ohne Pause. Die Wut in mir stieg immer weiter und ich presste meine Zähne so fest aufeinander, dass es fast schon weh tat. Auf einmal nahm ich wahr wie Ben, den Arm vor Zac hielt, der wieder einen Schritt auf mich zu machte und genervt zischte: „Lass doch gut sein, man." 

Zac blieb stehen und sah seinen Kumpel überrascht an, währenddessen meinte Jason lachend: „Ben du bist so eine Pussy." Ben zuckte nur genervt mit den Schultern und wendete sich ab. Doch ich hatte die Ablenkung genutzt und war endlich aufgestanden. Schnell zog ich mein Oberteil runter und senkte beschämt meinen Kopf, denn die halbe Schule starrte mich an und hatte eben auch noch meinen Bauch gesehen. 

Es gab nichts wofür ich mich mehr schämte, als für meinen Körper. Jason, Zac und Sam waren immer noch damit beschäftigt Ben aufzuziehen, weswegen ich unbemerkt aus der Aula rannte. Ich verschwand im nächsten Mädchenklo und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Mein Gesicht war ganz heiß, tränenverquollen und die Stelle mit der ich auf den Boden aufgeprallt war schmerzte. 

Ich kühlte ebenfalls die Stelle an meinem Arm, die mittlerweile komplett rot war. Da würde sich bestimmt ein blauer Fleck bilden. Ich war so dankbar, dass Ben etwas gesagt hatte. Wer weiß wie lange das sonst weiter gegangen wäre. Allerdings wunderte ich mich sehr darüber, dass Ben sich gegen seine Freunde gestellt hatte. 

Andererseits hatte er sich schon immer rausgehalten. Als es gongte wischte ich mir mit einem Papier das Gesicht trocken, setzte meine Brille wieder auf und ging mit hängenden Schultern zu unserem Klassenraum.

Nach den ersten Stunden hatte ich die Hoffnung, dass dieser Tag besser werden würde endgültig aufgegeben. Als ich den Klassenraum nach Englisch verlassen hatte und gerade Richtung Bibliothek unterwegs war, wartete Tessa mit ihren Barbies hinter einer Ecke. 

Ich lief an ihnen vorbei, ohne sie zu bemerken, als mich auf einmal ein Sprühregen aus meinen Gedanken schreckte. Erschrocken sah ich Tessa an, die einmal gespielt hüstelte: „Oh, das tut mir aber leid Pünktchen! Ich hab mich fürchterlich verschluckt." 

Everything happens for a reasonWhere stories live. Discover now