Kapitel 25

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Ich sage nichts. Stumm starre ich auf meine schwitzenden Hände, während ich Harrys Blick auf mir spüre. Es ist, als wäre die Zeit stehengeblieben. Alles, was ich höre ist mein Herz, das gegen meinen Brustkorb hämmert, während es darauf wartet gebrochen zu werden. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, bis Harry sich endlich bewegt. Doch anstatt sich wie erwatet umzudrehen und zu gehen, hebt er mit seinem Zeigefinger mein Kinn an, sodass ich ihn anschauen muss. Obwohl es dunkel ist, erkenne ich seine grün schimmernden Augen und wiedereinmal bin ich von ihnen so gefangen, dass ich alles andere ausblende. Es ist, als wäre ich in einer Art Trance gefangen, die erst durchbrochen wird, als Harry seine Augen schließt. Erst dann bemerke ich überrascht, dass er mir so nah ist, dass er mich küssen könnte. Ich bin noch überraschter, als er es tatsächlich tut.

Verwirrt mache ich einen Schritt zurück.

"Hast du mir nicht zugehört?", frage ich wütend und Tränen steigen mir in die Augen.

"Ja, ich habe dir zugehört. Aber ich werde das ganz bestimmt nicht zulassen! Ich habe dich nicht kennengelernt, um dich sofort wieder gehen zu lassen. Vergiss es.", erklärt er kopfschüttelnd und sieht mich bestimmen an.

Mein ganzer Körper zittert, mein Gehirn läuft auf Hochtouren, doch mein Kopf ist leer und das Atmen fällt mir schwer.

Er will mich nicht gehen lassen.

Stumm streckt er mir seine Hand entgegen, bevor er weiterredet. "Wir werden keine Zeit verschwenden, an die nächsten Tage können wir später denken. Aber jetzt gehen wir zu den anderen und haben ein Barbeque unter Freunden. Zusammen." Die letzten Worte fleht er fast. Ohne etwas zu sagen und ohne nachzudenken - denn für einen klugen Entschluss bin ich im Moment einfach zu überfordert - nehme ich seine Hand und verschrenke meine Finger mit seinen. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, das ich mit gerunzelter Stirn erwidere.

"Hör auf nachzudenken", grinst Harry mich an.

"Aber-", ich weiß nicht einmal was ich sagen soll, ich möchte ihm einfach widersprechen. Wieso tut er so, als ob alles in Ordnung wäre? Abrupt bleibt er stehen und dreht sich mit seinem Körper zu mir.

"Wieso trauerst du etwas nach, das noch nicht vorbei ist? Wieso kannst du es nicht genießen so lange es da ist? So lange ich da bin? Deutschland ist nicht das Ende der Welt, Pia. Wie lang war dein Flug? Eine Stunde? Das ist schneller, als mit dem Auto von London zu meiner Mum. Worüber machst du dir also Sorgen?" Sein Lächeln reicht bis zu seinen Augen, die puren Optimismus ausstrahlen.

Worüber mache ich mir nochmal Sorgen?

Sofort schlinge ich meine Arme um seinen Körper.

"Danke, Harry", flüstere ich mit meinem Gesicht an seiner Brust, sodass ich überrascht bin, dass er mich gehört hat und antwortet: "Immer wieder gerne, Darling", bevor er mir einen leichten Kuss auf meinen Haaransatz gibt.

Und genau das ist der Moment in dem mir klar wird, dass so lange Harry mich bei ihm haben will, ich um jeden Preis darum kämpfen werde.

Niall's Stimme ist es, die diesen Augenblick etwas zerstört, als er bescheid gibt, dass die Burger endlich fertig sind, nachdem ihm die ersten verbrannt sind. Nun ja, so viel zum Thema Grillmeister. Wobei ich mir zu fast 100% sicher bin, dass eher Laura an dem Missgeschick Schuld war.

Harry legt seine Hand auf meinen Rücken, während er mich zu den anderen führt. Mit einem komplett idiotischem Grinsen setze ich mich neben Amy, die mir einen kurzen, amüsierten Blick zuwirft. Neben mir merke ich wie sich Harrys Arm bewegt und er plötzlich unter dem Tisch nach meiner Hand greift. Mein Herz flattert wie Kolibriflügel in meiner Brust. Ich bin mir sicher, dass ich einem Herzinfarkt ziemlich nah bin. Und dieses peinlich idiotische Grinsen kann ich beim besten Willen nicht unterdrücken.

Fühlt es sich so an, sich zu verlieben?

"Alles okay bei dir, Pia?", fragt einer von Niall's Freunden, dessen Name ich wieder vergessen habe. Axe? Nein, es war irgendwas mit D.. Dove? Nein..

"Ja, alles okay bei mir. Wieso?" Ich versuche so ruhig wie möglich rüberzukommen, doch allein meine Stimme hört sich viel zu hoch an.

"Du siehst aus als hättest du Fieber. Du bist knallrot!", lacht er und der Typ neben ihm stimmt mit ein. Von Laura kommt ein Kichern, als sie endlich von Nialls Seite am Grill weicht und zu mir und Harry sieht. Mit ihrem "ich hab's dir doch gesagt"-Blick schaut sie mich an und zeigt mir ihren Daumen.

Verzweifelt versuche ich nur mit meiner linken Hand mein Gesicht zu kühlen, um das Rot verschwinden zu lassen. Harry scheint nicht einmal daran zu denken, meine andere Hand loszulassen. Stattdessen legt er seine rechte Hand auf meine Stirn, als würde er überprüfen, ob ich Fieber habe.

"Kein Fieber.", stellt er ernst fest, bevor auch er über mein Verhalten grinsen muss.

Weder mein Gehirn, noch mein Körper reagieren normal auf Harry Styles.

Getting LostWhere stories live. Discover now