Kapitel 18

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Immer noch keine SMS von Harry.
Seit zwei langen Stunden laufen wir schon durch London und so langsam habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Mit Laura shoppen zu gehen ist anstrengender, als erwartet. Sie will einfach in jeden Laden, weil sie überall irgendetwas super Tolles sieht, das sie unbedingt haben will. Doch letztendlich kauft sie nichts. Und als wäre das nicht genug, wollte sie auch noch unbedingt in dieses riesige Kaufhaus. Ich weiß nicht, ob ich sie hier jemals wieder heuraus bekomme. Claire und Sophie haben schon vor einiger Zeit aufgegeben und wollten lieber einen Kaffe trinken gehen.

"Okay, wir können gehen!", sagt Laura entschlossen und steckt ihr Handy wieder in ihre Hosentasche. Überrscht schaue ich sie an. "Claire und Sophie wollen sich mit uns treffen", erklärt sie. "OH MEIN GOTT, GUCK MAL!", ruft sie aufgeregt und zieht mich zu einem Stand mit Fanartikeln von One Direction. "Ich brauche diesen Pullover!", quietscht sie und hält einen grauen Pullover mit einem Bild von den Jungs drauf hoch. Entschuldigend sieht sie mich an. "Pia, kannst du schonmal alleine Claire und Sofie entgegen gehen? Ich muss den unbedingt anprobieren! Aber die beiden warten bestimmt schon!", sagt sie schnell und schaut mich mit Hundeaugen an. Seufzend nicke ich.

"Wo sind die beiden denn?"

"Das ist ganz einfach. Du gehst links die Straße entlang, die erste Straße rechts und vor dem Hollister-Laden trffen wir uns. Ist ganz einfach zu finden, selbst für dich!", lacht sie und verschwindet auch schon in Richtung Umkleidekabinen. 
Komplett unmotiviert schlurfe ich zur Rolltreppe, um zurück ins Erdgeschoss zu fahren.
Ich atme einmal tief ein, als ich in die warme Luft nach draußen trete. Wenigstens ist das Wetter gut. Wie Laura mir erklärt hat, gehe ich links die Straße entlang. Ich spüre die warmen Strahlen der Sonne in meinem Nacken, als ich verträumt in den blauen Himmel starre. Eigentlich ist London doch ziemlich schön. Hier laufen zwar ziemlich viele merkwürdige Menschen durch die Gegend, aber ansonsten mag ich die Stadt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich nicht hierher kommen wollte. Ich wäre niemals Harry begegnet. Allein der Gedanke daran macht es mir schwer zu atmen.
An der ersten Kreuzung biege ich nach Lauras Anweisungen rechts ab. Ich weiß nicht, wie lange ich gelaufen bin, als ich endlich vor einem Hollister-Laden stehe. Doch weder von Claire und Sofie, noch von Laura ist irgendetwas zu sehen. Genervt schaue ich die Straße auf und ab - nichts. 
In diesem Moment klingelt mein Handy. Schnell fummle ich es aus meiner Hosentasche. ich bin erleichtert - und auch etwas enttäuscht -, als ich sehe, dass es Laura ist.

"Pia, wo bist du?", fragt sie kaum habe ich auf den grünen Hörer geklickt.

"Die Frage ist wohl eher: Wo bist du? Und wo sind die anderen? Ich stehe vor dem Laden.", seufze ich und schaue mich nochmal nach ihnen um. 

"Eeehm, nein.", antwortet sie zögerlich. Wie jetzt? "Wir stehen vor dem Laden und von dir ist keine Spur!"

"Laura, verarsch mich jetzt nicht. Das ist nicht witzig. Wo seid ihr? Ich warte hier."

"Pia, wo verdammt nochmal bist du?!", fragt sie jetzt besorgt.

"Vor Hollister! Direkt gegenüber von Top-Shop! Jetzt kommt her!"

"Pia, ich hab' hier noch keinen Top-Shop gesehen! Ich habe echt keine Ahnung wo du bist!", antwortet sie verzweifelt. Seufzend schaue ich mich nochmals um, um sicherzugehen, dass das wirklich Hollister ist. Ja, ist es. Bin ich an einem anderen Laden vorbei gelaufen? Wie viele Hollister-Läden kann es schon in dieser riesigen Stadt geben, verdammt! "Sag mal, welchen Ausgang hast du genommen?"

"Wie, welchen Ausgang?", frage ich verwirrt.

"Na, aus dem Kaufhaus! Es gibt drei Ausgänge: Nord, Süd und West. Welchen hast du genommen?", fragt sie verzweifelt.

"Ist das dein Ernst? Ich wusste nichtmal, dass es drei Ausgänge gibt! Ich denke, ich habe den genommen, durch den wir reingekommen sind." Oder?

"Okay, das war schonmal der falsche", murmelt sie.

"Das kann doch nicht wahr sein! Na gut, dann werde ich versuchen die nächste U-Bahn Station zu finden. Wir treffen uns dann nachher im Hotel, okay?" Ich habe keine große Lust nach Laura und den anderen zu suchen. Meine Füße tun sowieso weh. Ich will einfach zurück ins Hotel.
Wieso muss sowas eigentlich immer mir passieren?
Ich drehe mich um, und halte Ausschau nach einer U-Bahn. Ich möchte auch niemanden nach dem Weg fragen. Denn das würde ja bedeuten, dass sie wüssten, dass ich mich verlaufen habe. Und wer weiß? Vielleicht spreche ich genau jemanden an, der darauf wartet, dass sich ein Mädchen ohne Orientierungssinn in dieser riesigen Stadt verläuft! Und ehe ich mich versehe, werde ich in einen schwarzen Van gezogen und gefesselt! Denn hier sieht niemand vertrauenswürdig aus.
Oh Gott, ich sollte eindeutig aufhören so viel Fernsehen zu gucken. Trotzdem, ich traue hier niemandem.
Außer..
Unsicher durchsuche ich die Kontakte in meinem Handy und rufe die einzige Person an, die mir jetzt helfen kann. Glücklicherweise hebt er schon nach dem zweiten Klingeln ab.

"Hallo?", höre ich diese Stimme, die mir sofort ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert und augenblicklich geht es mir besser.

"Hey Harry! Hier ist Pia..", antworte ich immernoch unsicher.

"Pia? Was ist los? Wieso rufst du an?", fragt er überrascht, doch ich kann hören, dass auch er lächelt.

"Ehm, naja.. Ich wollte nicht stören! Ich weiß ja, dass du gerade arbeitest.."

"Nein, kein Problem! Ich hab sowieso gerade Pause", sagt er schnell.

"Oh, zum Glück!", atme ich erleichtert aus und ich merke wie sich die Anspannung in mir langsam auflöst. "Ich brauche nämlich deine Hilfe, glaube ich", erkläre ich, als ich an einer Kreuzung stehen bleibe und mich umsehe.

"Meine Hilfe? Was ist denn los?", fragt er besorgt.

"Ich.. hab mich verlaufen. Schon wieder.", murmle ich.
Für einen Moment ist es leise und ich denke schon, dass er einfach aufgelegt hat. Doch dann schallt sein lautes Lachen durch den Lautsprecher meines Handys.

"Oh Pia! Schon wieder? Wirklich?"

"Das ist nicht witzig!", grummle ich.

"Tut mir leid!" Ich kann hören, dass er gerade grinst und auch ich kann mir jetzt ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Weißt du denn wie die Straße heißt? Oder gibt es da irgendeinen Park? Eine Sehenswürdigkeit oder irgendetwas anderes, an dem duch dich orientieren könntest? Vielleicht weiß ich ja wo du bist"
Ich gebe ihm die Straßennamen der Kreuzung, an der ich stehe und erkläre ihm wie es hier aussieht.

"Wirklich?", fragt er überrascht. Ich habe ja mit vielen Reaktionen gerechnet, aber nicht damit.

"Eh, ja? Es sei denn die Straßenschilder sind falsch.."

"Nein, nein! Ich weiß ehrlich gesagt wo du gerade bist!", sagt er lachend.

"Oh! Also kannst du mir sagen wo ich die nächste U-Bahn Station finde?", frage ich hoffnungsvoll.

"Besser! Du biegst jetzt rechts ab und gehst zirka 300 Meter geradeaus"

"Und dann?"

"Das erkläre ich dir dann"
Etwas unsicher biege ich in die Gasse ein.

"Hast du vor die ganze Zeit am Telefon zu bleiben? Ich will dich wirklich von nichts abhalten!"

"Meine Pause geht noch knapp 30 Minuten. Keine Angst, du hältst mich von nichts ab. Was machst du eigentlich alleine in der Stadt? Das ist gefährlich, Pia!" Ich verdrehe die Augen, doch dann fällt mir ein, dass er mich ja gar nicht sehen kann.

"Eigentlich war ich mit Laura und den anderen shoppen, aber dann-" Abrupt bleibe ich stehen, als ich erkenne wo ich bin. Ein breites Grinsen breitet soch auf meinem Gesicht aus.

"Pia? Pia!", höre ich Harrys Stimme aus dem Telefon.

"Ich bin da!", grinse ich. Ich weiß zwar immernoch nicht, wie ich zurück zum Hotel kommen soll, aber irgendwie bin ich froh hier zu sein.

Getting LostTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang