Kapitel 17

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Wütend schaue ich in das Make-Up-bedeckte Gesicht von Penelope.

"Würde dein fetter Arsch nicht die ganze Treppe versperren, müsste ich nicht aufpassen!"

"Was machst'n du überhaupt schon so früh hier?", fragt sie misstrauisch und verschränkt die Arme von ihrer Brust.

"Geht dich gar nichts an! Jetzt lass mich durch", keife ich sie an.

"Weißt du, Frau Becker wird's bestimmt brennend interessieren, dass du hier rumschleichst..", seufzt sie und inspiziert ihre rot lackierten Fingernägel.

"Ich wollte frühstücken!", sage ich wütend.

"Es gibt erst ab 7Uhr Frühstück", gibt sie zurück.

Ups.

"Deswegen gehe ich ja jetzt auch wieder in mein Zimmer. Aber was machst du überhaupt hier?", frage ich misstrauisch.

"Ich hole mir Tee", zwitschert sie und geht an mir vorbei die Treppe runter.

Die Wut in mir kocht fast über. Diese miese kleine...

Aufgebracht stampfe ich die Treppe zum dritten Stock herauf. Ich stehe gerade vor meiner Zimmertür, als jemand im Flur meinen Namen ruft.

"Was!?", schnauze ich genervt und drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Natürlich ist es Frau Becker. Urgh, ich hätte es fast geschafft.

"Pia, wieso bist du schon so früh wach?", fragt sie mit zusammengezogenen Augenbrauen und kommt mit großen Schritten auf mich zu.

"Ich.. eh.. wollte mir Tee holen. Sie wissen schon, wegen meinem Hals. Der kratzt noch etwas.", erkläre ich unschuldig.

"Du hast aber keinen Tee bei dir", stellt sie fest und mustert mich aufmerksam, als könnte sie an meinem Aussehen erkennen, wo ich herkomme.

In meinen Gedanken danke ich Gemma für ihre Klamotten!

"Ich wusste nicht, ob wir die Tassen mit auf's Zimmer nehmen dürfen, also habe ich ihn unten getrunken" Soll ich ihr auch noch erklären wie der Tee geschmeckt hat und welche Temperatur er hatte? Ich will doch einfach nur in mein Bett und schlafen, verdammt!

"Oh natürlich! Wie geht es dir denn? Du siehst immernoch ziemlich mitgenommen aus" Besorgt schaut sie mich an.

"Mir geht es schon viel besser! Wie gesagt, mein Hals kratzt noch etwas, aber sonst ist alles super!", lächle ich und bete, dass sie endlich verschwindet.

"Schön zu hören. Also, wir sehen uns spätestens um 11. Wenn wir uns alle in der Lobby treffen, bevor ihr wieder in die Stadt könnt.", erklärt sie, als sie meinen fragenden Gesichtsausdruck sieht.

"Ja, klar! Bis dann!", sage ich schnell und drehe mich wieder der Tür zu. Erleichtert atme ich aus, als ich höre wie Frau Beckers Schritte leiser werden.

Ich will die Tür gerade mit meiner Schlüsselkarte öffnen, da schwingt sie schon vor mir auf.

"Hey", lächle ich entschuldigend Laura an. Ihr böser Gesichtsausdruck verwandelt sich sofort in ein erleichtertes Lächeln. Sie greift nach meinem Arm und zieht mich in meine feste Umarmung.

"Du hast es wirklich geschafft!", sagt sie überrascht.

"Hast du etwa an deinem Plan gezweifelt?", kichere ich und mache mich auf den Weg in mein Bett. Claire und Sofie schlafen noch - oder schon wieder.

Laura schließt die Tür und kommt sofort zu mir gesprungen.

"Erzähl mir alles! Was habt ihr gemacht? Wo wart ihr? Wieso hast du bei ihm geschlafen? Wessen Klamotten hast du an? Wann siehst du ihn wieder?", sprudelt sie sofort los und setzt sich auf mein Bettende.

"Wow, langsam! Ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen. Er arbeitet heute. Und deine restlichen Fragen habe ich leider vergessen!", seufze ich müde. "Kann ich vielleicht vorher schlafen, bevor du mich mit Fragen löcherst?"

"Schön, aber lange kannst du sowieso nicht schlafen" Etwas enttäuscht steht sie von meinem Bett auf.

"Laura? Danke nochmal für alles! Du hast echt was gut bei mir!"

"Okay!" An ihrem Grinsen kann ich erkennen, dass sie schon genau weiß, was sie von mir will.

Gähnend nehme ich mein Handy und schreibe Harry, dass ich es endlich geschafft habe und alles mehr oder weniger glatt lief, bevor ich lächelnd meine Augen schließe.

"Wenn du noch duschen willst, solltest du langsam aufstehen!", weckt mich eine bekannte Stimme und ich werde unsanft am Arm geschüttelt. Anscheinend ist Laura immer noch etwas enttäuscht, weil ich ihr noch nichts von dem Date mit Harry erzählt habe.

"Ist ja gut!", grummle ich und öffne langsam meine Augen. "Wie spät?", frage ich gähnend. Ich bin überrascht, als ich sehe dass die drei schon alle startbereit sind.

"Halb elf", antwortet Claire, als sie von ihrer Armbanduhr aufschaut.

Das heißt ich habe noch eine halbe Stunde Zeit bis wir uns in der Libby treffen? Na super! Stöhnend steige ich aus meinem Bett und suche mir Unterwäsche, irgendeinen Pullover und eine dunkle Jeans aus meinem Koffer. Ohne auf die anderen zu achten schlurfe ich ins Badezimmer. Kaum stehe ich unter der Dusche wird mir klar, dass das alles mit Harry gar kein Traum war. Das ist alles wirklich passiert! Meine Lippen formen sich zu einem müden Lächeln, als ich an gestern Abend zurück denke. Und an heute morgen.

Ich hatte mir eben nicht einmal die Mühe gemacht auf mein Handy uu schauen! Vielleicht hatte Harry ja nach seiner letzten SMS noch etwas geschrieben. Automatisch erhöht sich mein Tempo und ich dusche schnell zu Ende, putze schnellstmöglich meine Zähne und föhne meine Haare nur kurz an, bevor ich sie zu einem Pferdeschwanz zusamnenbinde. Angezogen stürme ich fast zurück ins Zimmer und suche mein Handy in meinem Bett. Schließlich finde ich es auf dem Boden.

Keine neue Nachricht. Nichts. Etwas enttäuscht stecke ich das Handy in meine Hosentasche.

"Also, können wir los?", fragt Sofie. "Es ist 10:50 und wir wollen ja pünktlich sein" Alle bis auf Laura verdrehen die Augen.

Widerwillig machen wir uns auf den Weg nach unten.

Wenigstens werde ich beim Shoppen etwas Ablenkung haben.

Alle fünf Minuten schaue ich auf mein Handy, nur um zu sehen, ob Harry mir geschrieben hat. Das letzte was er geschrieben hat war, dass er sich freut, dass ich es heute Morgen geschafft habe. Ich weiß, dass er mit Aufnahmen und so beschäftigt ist, aber trotzdem fühlt es sich an, als würde etwas fehlen.

Getting LostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt