Kapitel 3

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Zurück zu meinem Problem? Wow, für jemanden, den ich gerade einfach so auf der Straße getroffen habe, ist er ziemlich zuvorkommend. Aber warum trägt er diese dämliche Kapuze und die Sonnenbrille. Das macht mich verrückt.

"Nun ja, ich kann dir helfen dein Hotel zu finden, aber zuerst gehen wir einen Kaffee trinken.", beschließt er in dieser bekannten tiefen Stimme. 

Diese Situation ist irgendwie merkwürdig. Ich bin alleine in London, in irgendeiner Gasse, ohne mein Handy und laufe mit einem zwielichtigen Typen zusammen, der mit mir einen Kaffee trinken will und mir helfen will mein Hotel zu finden. Ich fühle mich wie in einem drittklassigen Horrorfilm.

Ich schaue unsicher zu ihm auf. "Ich denke es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Meine Freundinnen warten schon auf mich.."

"Ach, komm schon. Gib mir nur eine halbe Stunde deiner kostbaren Zeit. Ich kenne ein Café hier in der Nähe", sagt er hartnäckig und zeigt mir sein charmantestes Lächeln.

Ich tippe unsicher von einem Fuß auf den anderen. Sollte ich vielleich doch zusagen? Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich so schnell ich kann weglaufen soll, doch eine andere Stimme schreit, dass ich sein Angebot annehmen soll. Ich seufze. 

"Okay, vielleicht kann ich sie noch eine halbe Stunde länger warten lassen." Die schreiende Stimme in meinem Kopf hat sich einfach zu verlockend angehört, sodass ich nicht wiederstehen konnte. Und dieser Tag kann ja eigentlich garnicht schlimmer werden, oder?

Sein Lächeln wird immer größer und er entblößt eine Reihe gerader weißer Zähne. "Großartig! Also, wir müssen da lang.", sagt er und zeigt in meine entgegengesetzte Richtung. Er legt seine Hand auf meinen Rücken und führt mich an Starbucks vorbei, weg von den einzigen Menschen, die ich sehen kann. Sofort habe ich ein unangenehmes Gefühl im Bauch. Ich versuche mich an die letzten Judo-Stunden zu erinnern, doch die liegen schon Jahre zurück. Außerdem könnte es ziemlich schwer werden, ihn auf den Boden zu werfen. Er ist zwei Köpfe größer als ich. Verdammt nochmal, was mache ich denn hier mit diesem Typen? 
Bevor ich einen halbwegs guten Plan geschmiedet habe um zu fliehen, stehen wir schon vor dem Café. In der Tür hängt ein 'CLOSED'-Schild.

"Also, wir sind da!", lächelt er.

"Oh, schade, es ist geschlossen.", entgegne ich und versuche dabei enttäuscht zu klingen.

"Keine Sorge." Er zwinkert mir zu und öffnet ohne Probleme die Tür. Er hält sie mir auf und zeigt mir mit einer Handbewegung, dass ich hereinkommen soll. Mit einem skeptischen Blick auf den Typen - Wie war sein Name? Hat er ihn überhaupt erwähnt? - betrete ich unsicher das Café. 

Es sieht ziemlich nett hier aus, obwohl kein einziger Kunde hier ist.. oder gerade deswegen.
Links steht eine kleine Theke mit Torten und Kuchen hinter einem Fenster. Die Wände sind in einem hellen Gelb gestrichen, sie haben die gleiche Farbe wie die Tischdecken auf den Tischen. Und überall sind Blumen. Es ist ziemlich hell hier, aber die Atmosphäre ist wundervoll. Es scheint eher ein Geheimtip zu sein. 

Eine kleine, alte Frau kommt durch eine Schwingtür hinter dem Tresen hervor. Ich erstarre, als würde ich gerade bei etwas Illegalem erwischt. Wahrscheinlich weil ich genau das tue. Ich bin gerade ein ein Café eingebrochen. 

Zuerst schaut die Frau verwirrt aus, doch als ihr Blick zu dem Typen neben mir gleitet weiten sich ihre Augen und ein riesiges Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Sie kommt um den Tresen herum und wirft die Hände in die Luft. "Oh, na sieh mal an wer mich mal wieder besucht!" Geradewegs geht sie auf den Jungen zu und umarmt ihn. "Harry, ich habe dich ja schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen!", beschwert sie sich und tritt einen Schritt zurück.

"Ich war ein bisschen beschäftigt, Ma'am", antwortet er grinsend. "Auch schön dich zu sehen." Etwas verlegen steckt er seine Hände in seine Hosentaschen.

"Und du hast eine junge Lady mitgebracht, Harry?" sagt sie mit einem freundlichen Lächeln zu mir gewandt.

"Ja, das ist.. eh..", stammelt er mit einer Geste zu mir.

"Mein Name ist Pia. Nett sie kennenzulernen", antorte ich und rette ihn aus der peinlichen Situation.

"Oh, schön, schön! Ich bin Amber." Sie nimmt meine Hand und schüttelt sie. "Du musst ja jemand Besonderes sein, denn Harry hat noch nie ein Mädchen mit her gebracht. Außer Gemma natürlich!" Bei dem letzten Satz muss sie lachen.

Whoa, warte. Gemma? Harry? So wie Gemma und Harry Styles? Das ist merkwürdig. Haben denn Engländer keine anderen Namen für ihre Kinder? 

Amber dreht sich wieder um zu Harry. "Setzt euch doch. Und nimm diese alberne Kapuze und die Sonnenbrille ab. Hier bist du sicher." Harry tut was Amber ihm gesagt hat und augenblicklich fällt meine Kinnlade herunter. Jetzt weiß ich warum er sein Gesicht verstecken muss.

"Ich wusste doch du kommst mir bekannt vor!", platze ich heraus. 

Er schaut mich an, als würde er jetzt irgendetwas Lustiges erwarten. 

"Wusstest du, dass du aussiehst wie Harry Styles? Dieser Sänger von One Direction?"

Amber schaut mich geschockt an, dann zu Harry. Hat sie denn diese Ähnlichkeit noch nie bemerkt? Vielleicht kennt sie auch diese Band nicht. Ist schließlich nicht ihre Altersklasse.. Sie sieht wieder zu mir und fängt laut an zu lachen. "Ach, Liebes.", sagt sie und berührt mitleidig meinen Arm, immernoch lachend. Es scheint auch nicht so, als würde sie in der nächsten Zeit aufhören können. 

Ich schaue Harry verwirrt an. Ich kann sehen, dass es ihm eine Menge Selbstkontrolle kostet, um nicht auch laut loszulachen. "Ja, das habe ich schon öfter gehört.", murmelt er. "Komm, setzen wir uns."

Er führt mich in den hinteren Bereich des Raumes und wir setzen uns. Amber ist wieder durch die Tür verschwunden, aus der sie vorhin gekommen ist, doch ich kann sie immernoch lachen hören. Harry schaut mir in die Augen, was mir kurz meine Gedanken vernebelt, und beginnt dann zu sprechen: 

"Okay, fassen wir das Ganze mal zusammen: Du weißt, dass mein name Harry ist, offensichtlich sehe ich auch noch so aus wie Harry Styles von one Direction, Amber hat gesagt, dass ich mit einem Mädchen namens Gemma hierher komme und ich laufe durch London mit Sonnenbrille und Kapuzenpullover. Ja, ich verstehe, warum du denkst, dass ich nur irgendein Kerl bin!", fügt er sarkastisch hinzu.

"Willst du mir gerade erzählen, dass du der echte Harry Styles bist?", frage ich ungläubig. Das ist das Dümmste, was mir je jemand erzählt hat. 

Er grinst über das ganze Gesicht. "Endlich ist der Groschen gefallen! Ja, ich bin Harry Styles. Schön dich kennenzulernen.", antwortet er und lehnt sich zurück, den Blick immernoch auf mich gerichtet.

Ich runzle die Stirn. "Nein. Nein, du bist in Frankreich. Verarsch' mich nicht." Ich verschränke die Arme vor der Brust. Ich bin nicht so naiv.

Doch er lacht nur. "Es tut mir leid, aber ich verarsche dich nicht. Wieso glaubst du, dass ich nicht der echte bin?", fragt er etwas enttäuscht. "Ich bin gestern übrigens aus Frankreich wieder nach Hause gekommen.", fügt er hinzu.

"Zeig mir deine Tattoos.", platze ich heraus. Seine Tattoos sind das erste, was mir in den Sinn gekommen ist, um ihn ganz einfach zu identifizieren.

"Oh, du bist clever!", nuschelt er.

Getting LostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt