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*Larissa*
Kurze Zeit später stoppte der Rettungswagen und uns wurde die Tür geöffnet. Vor uns standen zwei Ärzte, die etwas verdutzt schauten, als sie neben Theresa Koshka auch mich im Inneren des RTWs sahen.
Ohne mich vorzustellen begann ich, sie über die Patientin und den Unfall zu informieren: „Eine etwa 25-jährige Patientin, Zustand nach Sturz mit dem Fahrrad, nachdem sie von einem Auto angefahren wurde. Trug leider keinen Helm - Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma. Initial keinen Puls, deswegen Wiederbelebungsmaßnahmen und Intubation an der Unfallstelle. Mittlerweile hat sie wieder einen Kreislauf, Puls bei 115, Blutdruck von 90/65..." ratterte ich alle wichtigen Fakten herunter. Die Patientin wurde von zwei Sanitätern aus dem Rettungswagen geladen. „Puh, gute Arbeit Frau Kollegin" lobte ich Theresa lächelnd und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Danke, das meiste haben aber Sie gemacht..." entgegnete sie nur und zuckte mit den Schultern. Da ging auch schon ihr Piepser und der nächste Einsatz kündigte sich an. Also lief ich alleine mit den anderen beiden Ärzten und der Patientin in den Schocktaum. „Entschuldigung...", begann der eine junge Arzt und sah mich fragend an. „Wer sind sie überhaupt?"
Stimmt ja! Ich hatte mich meinen neuen Kollegen noch gar nicht vorgestellt!
„Dr. Larissa Johannsen - ab morgen die neue Oberärztin für Anästhesie!", sagte ich lächelnd und streckte ihm die Hand entgegen. Ich trug immer noch Handschuhe, was aber angesichts der Situation nicht allzu unhöflich wirken sollte... schließlich standen wir in einer Notaufnahme.
„Dr. Elias Bähr, Unfallchirurgie!", stellte sich nun auch mein Gegenüber vor und schüttelte strahlend meine Hand. „Schön, dass Sie da sind, Dr.Johannsen!". Er sah zu der anderen Ärztin, die der Patientin gerade Blut abnahm. „Das ist Vivienne Kling, ebenso Assistenzärztin.", erklärte er mir und auch Vivienne lachte mich an. Sie kam mir irgendwie sehr bekannt vor!
"Wir kennen uns bereits!", begann die junge Ärztin und löste den Stauschlauch am Arm der Patientin, da sie die Blutabnahme beendet hatte. "Ich habe in Würzburg studiert und dort waren Sie Assistenzärztin, richtig? Sie haben mich während einer Famulatur in der Anästhesie betreut.", erklärte Vivienne, um mir auf die Sprünge um zu helfen.
"Ja, natürlich! Jetzt erinnere ich mich!", platzte es dann aus mir heraus. Tatsächlich wusste ich noch, wie ich Frau Kling das Intubieren beigebracht hatte. Sie hat sich damals schon sehr geschickt angestellt, sodass ich es gerade ein wenig schade fand, dass sie sich dann doch nicht für mein Fachgebiet entschieden hatte.
"Wie schön! Dann sind Sie also schon die zweite Ärztin hier, die ich von früher kenne. So klein ist die Welt!", freute ich mich. Dann wandten wir uns wieder voll und ganz der Patientin zu und bereiteten sie für den OP vor.

*Vivienne*
Also war es wirklich DIE Larissa Johannsen... schon als Prof. Patzelt uns gestern verkündet hatte, dass eine neue Ärztin zur Entlastung von Dr. Sherbaz kommen würde, kam mir der Name bekannt vor. Ich hatte es während meiner Famulatur in der Uni geliebt, mit ihr zu arbeiten. Eine wirklich sehr gute Ärztin mit viel Geduld. Mit ihr zusammen hatte ich meine erste Lebertransplantation im OP erlebt. Gott, was war ich damals aufgeregt! Acht Stunden stand ich neben Dr. Johannsen am Narkosegerät und habe den Kreislauf des Patienten überwacht, habe Blutkonserven auf Anweisung der Ärztin angehängt und Medikamente verabreicht. Diese Operation vergesse ich sicher niemals.
Das wird bestimmt ein angenehmes Arbeiten mit ihr. Ich freute mich darauf!
„Dann sehen wir uns morgen, Frau Dr. Johannsen?", fragte ich und drückte im Aufzug auf den Knopf, der uns ins Erdgeschoss zur Cafeteria bringen würde. „Ganz genau, morgen ist mein erster offizieller Arbeitstag... das heute war quasi nur die Generalprobe.", antwortete Larissa und zwinkerte mir zu. „Sie haben also auch Ihre Unistadt verlassen?", wollte sie dann von mir wissen.
„Ja, ich bin jetzt das dritte Jahr hier in Erfurt und sehr glücklich am JTK.", erzählte ich. „Na, das ist doch schön. Es ist nie schlecht, wenn man mal einen Tapetenwechsel hat. Genau deshalb bin auch ich hier." Die Aufzugtür öffnete sich und wir verabschiedeten uns. Dr. Johannsen spazierte aus dem Haupteingang hinaus und ich steuerte das Assistentenzimmer an, um den anderen von der neuen Oberärztin zu erzählen...

In aller Freundschaft die jungen Ärzte - Nichts bleibt, wie es istWhere stories live. Discover now