Kapitel 15

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Naeun

Die nächsten Monate waren mehr als anstrengend für mich. Ich sollte mit ATEEZ auf World Tour, als Backup-Tänzerin, gehen. Somit hieß es für mich, stundenlange Trainings und wenig Pausen. Mein Körper fühlte sich ausgelaugt und ich hatte keine Energie für die normalen Dingen im Alltag. Renya und Brandon sah ich immer seltener, da sie ebenfalls mitten in den Tourvorbereitungen für ONEUS steckten.  Doch die beide hatten es definitiv einfach als ich, weil sie Männer waren und viel mehr Energie hatten. Ich war nach gefühlt acht Songs platt und musste noch länger durchhalten. Mein größter Respekt galt allen Sängern, die ein drei Stunden Konzert auf die Beine stellten und alles durchhielten. Wooyoung hatte mir zwar versichert, dass man mindestens zwei Songs mehr tanzen konnte, da die ganzen Fans einem Energie gaben. Allerdings konnte ich das nicht beurteilen, weil ich noch nie Erfahrungen mit sowas gemacht hatte.

„Pause!", schrie der Choreograf und klatschte in die Hände. Das war mein Stichwort, um auf den Boden zu fallen und alle Viere von mir zu schmeißen. Ich war jetzt schon völlig ausgelaugt und konnte nicht mehr geradeaus laufen. Wooyoung war so nett und schmiss mir seine Wasserflasche hin, damit ich was trinken konnte. Gierig leerte ich die Flasche, stand auf und stellte sie an den Rand, damit keiner drüber fiel. „Ich gebe euch noch zehn Minuten für eure Pause", sagte der Choreograf und verschwand aus dem Raum. Dies nutze ich ebenfalls aus und verschwand in meinem Tanzsaal. Ich musste unbedingt Mona schreiben, dass ich, wenn alles gut ging, bald nach Deutschland reisen werde. Außerdem reisten wir auch nach Kanada, wo ich mich am meisten drauf freute. »Hey Mona, ich werde wahrscheinlich demnächst nach Deutschland kommen! Die Band, bei der ich als Backup-Dancerin dabei bin, geht auf Tour.«, schrieb ich ihr schnell. Da ich leider kaum Zeit hatte, konnte ich ihr immer erst viel zu spät schreiben. Außerdem brachte die Zeitverschiebung viel zu viel Chaos in unsere Freundschaft. Doch als ich noch in Kanada lebte, gab es diese Schwierigkeiten auch.

„Wo warst du?", fragte mich Yeosang und schaute mich besorgt an. „In meinem Raum", antwortete ich einfach zurück. Der Junge neben mir atmete erleichtert aus: „Ich dachte schon, dass du flüchten willst!" Ich und flüchten? Da kannte er mich definitiv noch nicht gut genug. Deswegen lachte ich auf: „Ich renne vor diesen Aufgaben nicht weg. Schließlich brauche ich meinen Uniabschluss, da kommt streiken nicht in Frage!" Ich wollte unbedingt meinen Abschluss schaffen und konnte mir keine Schwächen erlauben. Sowohl mein Tutor, als auch mein Chef hatten hohe Ansprüche an mich und diese musste ich erfüllen. „Ach ja, du machst ja noch deinen Schulabschluss", neckte mich Jongho und pikste mir in die Seite. „Ey, ich muss halt noch ein bisschen hart arbeiten", verteidigte ich mich. Sie hatten ihre Zeit als Trainee schon hinter sich gebracht und konnten sich jetzt wieder über mich lustig machen. Yunho klopfte mir auf die Schulter: „Mach dir keine Sorgen! Wenn es einer verdient hat erfolgreich zu werden, dann die, die Sympathie, Spaß, Talent und Arbeit zu schätzen wissen." Da hatte er vollkommen Recht.

»WAASS? Du kommst nach Deutschland. Wann denn?« schrieb mir Mona zurück. Sie musste es mit Nachrichten und Sprachnachrichten ihre Freude noch deutlicher ausdrücken. Das alles konnte ich mir erstmal anhören und durchlesen. »Ich höre mir das alles später an, muss noch ein bisschen proben.« antwortete ich ihn zurück. Tatsächlich wollte ich noch ein bisschen für mich üben, damit ich mir die ganzen Choreografien merken konnte. Plötzlich gab mein Handy erneut einen Ton von sich: »Hey you, ich weiß genau, dass es bei dir spät abends ist. Naeun, ich mache mir ernsthafte Sorgen um dich.« Mona war die fürsorglichste Person, die ich kannte. Wir hatten uns vor der Zeit, als ich nach Südkorea gezogen bin, kennengelernt. Sie hatte mich über Instagram angeschrieben und so blieben wir in Kontakt und waren jetzt die besten Freunde. Leider hatten wir beiden noch nie die Möglichkeit uns zu treffen, da uns immer tausende Meilen voneinander trennten. »Mona, wenn ich mich jetzt nicht reinhänge, dann wird das nie was. Die Welt der Stars ist leider nicht so glamourös, wie man sich das vorstellt. Ich habe panische Angst, dass ich mich auf so einer großen Bühne einfach vertanze.« antwortete ich ihr zurück. Es wäre mein größter Alptraum, wenn ich auch nur den kleinsten Tanzschritt falsch machte.

Völlig übermüdet, fiel ich auf mein Sofa und kuschelte mich in die kleine Decke ein. Meinen ganzen Körper konnte ich nicht mehr spüren. Ich hatte das Gefühl, dass ich gerade ein Gummimensch war. Da ich heute nicht mehr nach Hause fahren konnte, beschloss ich mich hier schlafen zu legen. Schnell kramte ich meine Notfall-Hygienesachen zusammen und verließ meinen Raum, um ins Bad zu verschwinden. Es hatte echt einen Vorteil, wenn das Entertainment mitdachte und Badezimmer mit Duschen eingeplant hatte. Meine Abendroutine für heute war abgeschlossen und ich machte mich wieder auf den Weg zurück zu meinem Tanzraum. Dann legte ich mich auf das Sofa, zog meine Schlafmaske über und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Ich hatte es mir angewöhnt, wenn ich nicht zu Hause schlafen konnte, dass ich woanders immer Musik hören musste. Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, schon fiel ich in das Land der Träume.

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My last Dance [ATEEZ]Where stories live. Discover now