Ich begann mir allmählich Sorgen zu machen, dass er vielleicht verletzt war, weshalb ich los lief und meine Augen den ganzen nassen Boden scannten, jedes Eckchen.
Nichts.
Ich blieb stehen, drehte mich im Kreis, der Regen schien plötzlich so laut, vielleicht hörte er mich nur nicht
„Snow! Komm her." Ich schrie bis meine Stimmbänder schmerzten.
„Verfluchter Scheiß." vielleicht hatte er sich verlaufen, auch wenn ich das für eher unwahrscheinlich hielt. Trotzdem ging ich weiter, sehr viel weiter als er normalerweise gehen würde ohne mich.
Und dann sah ich weißes Fell hinter einem Baum hervorblitzen.
„Da bist du ja!" Als er meine Stimme hörte rannte er mir sofort entgegen.
Ich war sehr erleichtert ihn wieder bei mir zu haben, doch dann kam mir ein Gedanke, der mir hätte schneller kommen müssen.
Warum hörte er mich ausgerechnet jetzt, er hätte mich schon vorher hören müssen.
Ein leises morsches Knacken, ausgelöst von einem nassen Stück Ast, ließ mich binnen Sekunden umdrehen, und der Person hinter mir mit vollem Schwung ins Gesicht schlagen.

Alec.
Er lag gekrümmt und mit blutiger Nase am Boden. Der Anblick war mir bereits bekannt.
Bevor er auch nur versuchen konnte aufzustehen setze ich mich auf seine Beine, überkreuzte seine Arme auf seiner Brust und drückte einmal fest zu.
„Ich kann dir jegliche Knochen inklusive Rippen, Wirbelsäule und Brustkorb brechen."
Verzweifelt schnappte er nach Luft und versuchte mit geschlossenen Augen, keinen Regen abzubekommen.
„Ich habe dir einmal gesagt das du dich von meiner Familie, so wie von meinem Grundstück fernhalten sollst, den einzigen Kontakt den du zu mir haben wirst, werde ich bestimmt, und nur ich. Ist das klar?"
Ich übte mehr Druck auf seinem Brustkorb aus, ich könnte ihn brechen, und das würde ich.
Vor höllischen Schmerz schrie er auf, öffnete sogar die Augen. Der Regen war plötzlich nur noch Nebensache für ihn, er wollte einfach nur überleben.
Ich untersagte den Druck, ließ ihn durchatmen.
„Es tut mir leid. Wirklich." Dann begann Alec wie aus dem nichts zu weinen.
Wenn er glaubte, dass ich jetzt Mitleid mit ihm haben würde, hat er sich leider geschnitten, der Zug war abgefahren.
„Was zum Teufel machst du hier? Wie bist du hier überhaupt reingekommen, durch den Security? Hast du den neuen auch umgebracht?"
Wild schüttelte er den Kopf.
„Nein, ich habe ihm gesagt, dass ich zu dir muss, ganz dringend, dass ich dein Bruder bin. Als er dich telefonisch nicht erreichen konnte war mir klar, dass du hier bist, mit Snow, was ich dem Typen auch erzählte. Er glaubt mir und ließ mich durch."

Kurz ließ ich den Kopf hängen und seufzte, wie viel Inkompetenz kann in einem Menschen stecken, dessen Beruf es war, Menschen, von anderen Menschen fernzuhalten.
„Und was führt dich hierher, außer dein Tod?"
Er zitterte, ihm war kalt, er war durchnässt.
„Ich will euch helfen, dir helfen. Ich weiß wer sie sind und was sie vorhaben, ich habe genug Schaden angerichtet, du musst mir glauben."
Ich lachte kehlig auf.
„Dir glauben? Jetzt werden wir auch noch dreist."
Wieder versuchte er ächzend Luft zu holen und schüttelte den Kopf, woraufhin ich etwas von seinem Brustkorb nachließ.
„Die Schwarz gekleideten Männer, ich kenne sie Aiden."
Anfangs wollte ich ihm so sehr vertrauen können, doch das war jetzt leider nicht mehr möglich.
„Warum sollte ich dir glauben?"
„Weil ich Beweise habe! Ich kann dir den Weg erklären wie du antworten findest! Aiden bitte!"
Kurz zögerte ich, ließ jedoch dann ganz von seiner Brust ab, woraufhin er sofort nach Luft hechelte.
„Anderer Vorschlag. Du bringst mich höchstpersönlich hin."
„Unmöglich! Wenn ich dort gesehen werde... Sie kennen mich, das geht nicht."
Und ob das geht.
„Entweder du stehst jetzt auf, folgst mir zum Auto, um dann mit mir zu deinem kleinen Geheimversteck zu fahren, oder du stirbst hier und jetzt. Das wäre mir eigentlich gleich."
„Aiden i-„
„3...2...meine Hände drückten seine Arme erneut auf seine Brust."
„Ist ja gut! Hör bitte auf!"
Ich hörte auf. Für's Erste.

~_~

Ich gab Alec wiederwillig eine Jogginghose und einen Pullover von mir, damit der nicht mein ganzes Auto versauen würde.
Jedoch gab ich ihm die Hose, auf der ein dicker Bolognese Fleck am rechten Bein war, den wir nicht mehr rausbekamen.
Ich zog mich ebenfalls schnell um, neue Hose, neuer Hoodie. Snow ließ ich daheim in der Wärme. Als wir das Haus betraten strotzte er sofort zu seiner kleinen Lieblingsdecke vor der Heizung im Wohnzimmer.
Alec ließ ich nicht rein, er konnte sich in der Garage umziehen.
Als ich den Motor anließ und langsam los fuhr, wurde seine Atmung immer unruhiger.
Das könnte entweder bedeuten, dass er wirklich Angst vor diesen Leuten hatte, oder dass sein Plan gerade nicht aufging und er mit mir zusammen in die Falle lief.
Letzteres bezweifelte ich jedoch, er wüsste ich würde ihn töten, jeden Knochen mit Freude einzeln brechen, er hatte Angst, jedes Mal wenn er mich sah, doch ich durfte schnell feststellen, dass ich nicht der einzige war vor dem er sich fürchtete.
Ich raste, bremste jedoch als wir am Security Point ankamen scharf ab, hupte laut und ließ mein Fenster runter. Kalter Wind schoss sofort ins Auto.
Der Typ hinter der dicken Glasscheibe erschrak, öffnete nach kurzem Zögern das Schiebefenster.
„Was kann ich fü-„
„Halt die Schnauze! Was ist ihr Job?"
Er straffte seine dünnen Schultern und versuchte mich eindringlich anzusehen.
„Ich passe auf, dass hier niemand durchkommt, der nicht hier wohnt oder keinen offiziellen Termin hat, der hier in meinem schlauen Buch eingetragen ist."
Ich lächelte ihn an.
„Dann erklären Sie mir doch mal, wer das hier ist?"
Schlaubi Schlumpf sah über mich hinweg zu Alec.
„Na ihr Bruder." sagte er ganz selbstsicher.
„Negativ. Ein Fremder, den Sie in meine Privatsphäre haben eindringen lassen."
Als er leicht mit den Schultern zuckte und sich am Kopf kratze, hätte ich ihm am liebsten den Schädel eingeschlagen.
„Oh..das tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen."
„Da haben Sie ausnahmsweise mal recht.
Ich werde dafür sorgen, dass ihr Arsch ab spätestens morgen Früh nie wieder auf diesem Stuhl sitzen wird. Einen schönen Tag noch.
Panini Kopf."

~_~

„Ja Honey ich weiß, ich beeile mich auch, versprochen. Sei nicht böse, du weißt ich traue Alec nicht."
„Ich sitze direkt neben dir." Unterbrach das Pissbrett mein Telefonat mit Avery.
„Fresse."
„Pardon." murmelte ich ihr zu. 
„Mir gefällt das nicht Aiden, warum sagst du mir bei sowas nicht vorher Bescheid? Wie würdest du reagieren wenn ich einfach zusammen mit Alec abhauen würde um was herauszufinden?"
Ich würde vollkommen durchdrehen, in mein Auto springen und nicht anhalten bis ich sie gefunden hätte.
„Das ist was anderes."
„Ist es nicht du Arsch! Du kehrst jetzt um und holst mich ab! Oder besser, du wartest irgendwo auf mich und ich fahre zu euch!"
„Auf keinen Fall."
„Dann rufe ich Dean an!"
So eine kleine....
„Nein! Mach das nicht...bloß nicht.."
Ich seufzte verzweifelt, hielt an der nächsten Tankstelle und lies mir alles durch den Kopf gehen.
Ich wollte sie nicht dabei haben, weil ich sie in Sicherheit wissen wollte, wo war sie momentan noch sicher.. allein zu Hause, oder bei Alec und mir.
„Verfluchter Dreck... also schön. Ich stehe an der Sunoco Gas Station, da wo wir letzte Woche dieses Hammer Kirsch Slush Eis geholt haben."
Zufrieden atmete sie aus.
„Bin in 15 Minuten da. Bis gleich, ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch."

Erschöpft schaltete ich den Motor aus, lehnte den Kopf gegen die Lehne und schloss meine Augen, nur für einen Moment Ruhe.
Ich hätte Lust auf ein Slush Eis.
„Ich glaube es war die richtige Entscheidung. Auch wenn.."
Ich hörte wie Alec tiefer in seinen Sitz rutschte. 
Ich ließ meine Augen geschlossen, sagte nichts.
„Auch wenn du ihr kaum ins Gesicht schauen kannst?"
Er schluckte schwer, weil ich recht hatte.
Er schämte sich für das was er getan hatte.
Das hieß für mich jedoch noch lange nicht, dass ich ihm jetzt allmählich verzeihen könnte, das kann und werde ich nie.
Wie Avery damit umgeht, das überlasse ich ihr ganz selbst, aber soweit ich sie kenne, wird sie irgendwann brechen, einsinken in ihrer eigenen Art, sie mag es nicht Menschen zu hassen, sie vergibt gerne wenn es jemand wirklich verdient.
Was Alec in meinen Augen einfach nicht tat.
„Ich wünschte ich könnte alles rückgängig machen." flüsterte er.
„Ach ja?„ eine verachtende Lache bildete sich in meiner Kehle.
„Ich war nicht ich selbst, das war ich schon öfter nicht, du muss mir glauben."
Nun öffnete ich meine Augen, sah direkt in seine, er versuchte nicht zu weinen.
„Wie meinst du das?"
Sein Blick brach, genau wie seine Stimme.
„Haben diese Leute was damit zu tun?"
Alles was er tat war nicken.
Ich dachte an meinen Gedanken von vorhin, Menschen die aus anderen Menschen Maschinen machten, etwas formten, wessen ursprüngliches Material es Ihnen nicht bieten konnte.
Und wie und woran testete man am besten, welcher Wirkstoff nun wirklich die Wunderwaffe war.
Infusionen, Pillen, Shots.
„Lassen sie dich manchmal was einnehmen?"
Als er erneut nickte, schlug ich so fest mit beiden Händen aufs Lenkrad, dass ich fast befürchtete das mir der Airbag Entgegenkommen würde.
Ich wusste es.
„Warum Verflucht nochmal hast du mir nie davon erzählt als es noch früh genug war? Du hättest dir einiges ersparen können."
„Nein" immer noch mit gesenktem Kopf schüttelte er die Schultern.
„Diese Leute kann man nicht einfach so stoppen."
Man konnte jeden stoppen wenn man schlau war, wenn man nur genug nachdachte, und genug Wissen hatte.
„Das glaube ich nicht."
„Aiden." Alec sah direkt in meine Augen.
„Diese Leute dort, sind nicht wie du und ich, du magst stark und kämpferisch sein, aber wenn sie wollen, dass du stirbst, stirbst du. Du bist ihre Spielfigur, und du erfüllst entweder alle Aufgaben und erreicht ihr Ziel, oder fällst auf gradem Wege in den Tod. Sie machen die Spielregeln, und nicht wir."

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Bin wieder spät dran ( who's surprised )
Die üblichen Ausreden, viel zu tun.
Jetzt kommt erstmal mein Franzose vorbei für 2 Wochen, also wird da wahrscheinlich auch erstmal wieder stille auf Wattpad herrschen.
I am sorry ☹️♥️

Only Us, HoneyWhere stories live. Discover now