Fake Smile

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P. O. V. AVERY

Als Aiden das Gespräch so ruckartig beendete, nachdem ich irgendwas hab fallen hören, machte ich mir Sorgen und versuchte Dean zu erreichen, der jedoch nicht abhob.
Ich versuchte auch, die Nummer mit der ich Aiden erreicht hatte nochmal zu wählen, doch das einzige was ich zu hören bekam war ein Besetztzeichen.
Verdammt nochmal, warum hatte ich auch nicht sämtliche Nummern seiner Kollegen!
Ich redete mir ein, dass die Verbindung einfach schlecht war da hinten, und dass er zurückrufen würde sobald er könnte, auch wenn mein Bauchgefühl was anderes sagte.

Draußen dämmerte es bereits.
Aiden wollte heute Nacht daheim sein, was heißen müsste, dass er in der nächsten Zeit losfahren würde.
Ich würde heute Nacht bestimmt kein Auge zumachen können, so viel war sicher.
„Man Aiden..." es war beängstigend, wie sehr ich mich um eine Person sorgen konnte, wie viel Panik in mir Aufstieg wenn ich nicht wusste, wie es ihm ging oder ob er sicher war.
Ich habe in den letzten Jahren erfahren müssen, wie unterschiedlich Angst eigentlich sein kann. Eigene Angst, um mich selbst, Angst vor jemanden, und Angst um jemanden, die für mich die absolut Schlimmste war.
Nervös lief ich durchs Wohnzimmer, blickte immer mal wieder durch die große Fensterwand Richtung Wald.
Als wir hier einzogen, fand ich diesen Anblick etwas beunruhigend wenn ich ehrlich bin.
Man fühlte sich so offenbart, verwundbar.
Das war natürlich völliger Unsinn.
Hier trieb es keine Menschenseele her, wenn man nicht grade hier wohnte.
Außerdem kam hier neuerdings niemand diese Straße hoch, der nicht unten beim Tor von der Security durchgelassen wurde.
Das war das gute an einer privaten Wohngegend.
Seltsame Nachbarn, aber eine gewisse Sicherheit.

Ich sah zu Snow, der vor der Terrassentür auf seiner großen Hundematte lag, was mich zum lächeln brachte.
Aiden war immer böse auf mich, wenn ich es Hundematte nannte.
Ich sollte es seiner Meinung nach ‚Kinderbett' nennen, weil es sonst zu herablassend klang.
Der Gedanke an ein Kinderbett versetzte mir oftmals einen Stich ins Herz.
Auch wenn ich damals nicht damit gerechnet hatte für ein Kind bereit zu sein, war ich es, wäre es gewesen. Ich weiß wir beide hätten das hinbekommen, alles getan um die besten Eltern wie nur möglich zu sein, doch das Schicksal hat entschieden, dass es nicht so sein soll. Feuchte Trauer, vielleicht auch ein Verlangen der Vergessenheit, kullerte aus meinen Augen.
Ich versuchte nicht mehr darüber nachzudenken, aber es war doch einfach nicht fair, als würde uns das Pech verfolgt haben, uns regelrecht heimsuchen.
So viel Verlust, dass man teilweise schon vergisst, ob man lebt um zu lieben, oder zu lernen.

~_~

3 Stunden.
Er brauchte circa 4 für die Fahrt.
Noch immer kein Anruf, keine Nachricht, nichts. Niemand war zu erreichen, totale Funkstille.
Jede Minute die verstrich, sorgte ich mich mehr um ihn.
Ich weiß ja, ich reagiere höchstwahrscheinlich über, lache im Endeffekt sicherlich über den Blödsinn der mir durch den kopf schwirrt, sobald Aiden vor Tür steht.
Plötzlich klingelte mein Handy.
Ich erschrak, reagierte jedoch sofort und griff danach.
Aiden.
„Gott sei dank! Ich dachte schon es sei was passiert."
Stille.
„Aiden?"
„Hey, uhm, Aiden fährt grade, ich sollte dich anrufen und Bescheid geben, dass wir bald da sind."
Als ich Alec's Stimme hörte bildete sich ein riesen Klos in meinem Hals, der durch seine Worte nur größer wurde.
Allerdings hörte ich den Motor eines Autos, hatte dennoch Angst ihm zu glauben, nachdem ich mit seinem Vater gesprochen hatte.

Aiden hatte mich andauernd auf Lautsprecher im Auto angerufen, ich verstand also nicht, warum er es jetzt nicht tat.
„Ach so. Warum kommt ihr eigentlich schon so früh wieder zurück?"
Absichtlich versuchte ich ein Gespräch zu führen, denn nicht einmal hörte ich Aiden im Hintergrund irgendwas sagen. Klar würde er müde sein, aber einfach so Alec das Wort lassen, die ganze Zeit über? Ich weiß ja nicht.
„Unser Major hat sich verletzt, und Aiden's Team hat dann entschieden, dass wir gemeinsam abbrechen."
Natürlich...
„Setzt er dich vorher bei Miss Shells ab?"
Wieder hörte ich nur ein leises Atmen und den Motor des Autos.
„Bei der Frau vom Kinderheim? Ich denke schon. Ja, ja Aiden hat genickt."
Mein Herz schlug schneller, irgendwas ging nicht mit rechten Dingen zu und das beunruhigt mich ungemein.
„Also schön, dann wünsche ich dir noch eine Gute Nacht, wir sehen uns bei deinem nächsten Termin."
Ein heiseres, leises Lachen.
„Ich freue mich schon auf dich, Avery." Dann war das Gespräch beendet.
Aiden saß auf keinen Fall in diesem Auto.

Only Us, HoneyWhere stories live. Discover now