Auf Anhieb wird ihr Gesichtsausdruck ernster und sie bemustert mein ganzes Gesicht. Nach meinem Gesicht, scannt sie meinen restlichen Körper ab und bleibt dann an meinem Finger stehen, welcher mittlerweile nur noch mit dünnem Verband eingewickelt ist.

„Hayat." fängt sie ruhig an. „Was ist passiert?" Ich nehme tief Luft und schaue ihr lange in die Augen. Ich weiß nicht wie ich anfangen soll, ob ich ihr von meinen Gefühlen zu Cesur erzählen soll, oder nicht.

Ich vertraue ihr. Mehr als allen anderen. Aber ist es denn überhaupt richtig? Ich hätte nicht diese Gefühle zu lassen sollen. Es ist falsch und wie falsch es ist, aber mein Herz sehnt sich so sehr nach Cesur.

Nach seiner Wärme. Nach seiner Liebe. Denn ich weiß, dass seine kalte, sture Art nur eine Fassade ist. Ich weiß, dass sich hinter dieser Fassade ein zerbrechlicher Junge, welcher hintergangen wurde und sich nur nach Liebe sehnt, versteckt.

„Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind alle bei dir." Ich schüttele langsam den Kopf. „Ich habe keine Angst." flüstere ich und starre auf meine weiche Decke. „Was?" schaut sie mir voller Verwirrung ins Gesicht. „Aber warum schweigst du dann?"

Ich schlucke. „Ich kann nicht." nuschele ich vor mich hin. Ich spüre den sanften Druck ihrer Hand an meinem Arm. „Was ist passiert?" schaut sie mich mit dieser gewissen Wärme, welche mir immer Geborgenheit schenkt, an.

„Leyla." schaue ich sie hilflos an. „Es tut weh." Ich drücke meine zitternde Hand an meine Brust. „Es tut verdammt weh." Sie übt mehr druck an meinem Arm aus, jedoch nicht zu fest.

„Erzähl es mir. Glaube mir, es wird dir gut tun. Manchmal ist es besser alles raus zu lassen, statt alles in sich hinein zu fressen." Ich schaue ihr wieder einfach nur ins Gesicht und sage nichts. Ihr warmer Blick erwärmt mein Herz und ich muss schmunzeln. Sie ist wirklich ein Engel.

„Er wollte mich umbringen." fange ich leise an. Ich schaue nur auf meine Finger, die zittern. Kann ihr keine Blicke mehr zu werfen. „Er wollte mich wegen Cüneyt umbringen." Ich erhebe leicht den Kopf, um in ihr geschocktes Gesicht zu schauen.

„Was?" schaut sie mich entsetzt an. „Aber warum wegen Cüneyt?" Ich schlucke schwer. „Er ist sein Bruder." Mit offenem Mund schaut sie mich nur sprachlos an und ehe sie was dazu erwidern kann, erzähle ich weiter.

„Cesur-" Mein Herz rast unglaublich schnell bei seinem Namen. „Cesur will Rache an Cüneyt nehmen. Rache für sein hinterhältigen Verrat. Als er erfahren hat, dass ich seine Freundin bin, wollte er mich umbringen, um an Cüneyt ranzukommen."

Ich schaue ihr kurz in die Augen. Sie schaut mich immer noch sprachlos an, als hätte sie das sprechen verlernt. „Ich habe ihm klar gemacht das Selim Polizist ist und so hat er mich gezwungen ihn zu heiraten."

Mein Blick fällt auf meinen Ringfinger. Noch immer trage ich den wunderschönen Ring von Cenk Dayi, welchen ich am Anfang nicht wollte. Es kribbelt in meinem Bauch und ich spiele mit dem Ring, um so meine Nervosität zu überspielen.

„Es hat in mir gebrannt meine Familie mit einer Lüge zurück zulassen. Ich habe mich jeden Tag nach meiner Familie gesehnt. Habe ihn angebettelt mich frei zu lassen. Habe tagelang geweint. Aber das einzige was er getan hat, war mich zu verletzen. Körperlich und seelisch. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich tot. Als würde ich gar nicht mehr leben und nur wie eine Leiche rumlaufen."

Einige Tränen rollen meine Wange entlang und auch meine beste Freundin kann sich nicht zurück halten. Sie umschließt sofort meine Hände und drückt zu. „A-aber ich habe auch seine guten Taten gesehen. Auch wenn er so herzlos zu mir war, ich wusste er hat ein Herz. Ein Herz, welches von Eis umhüllt wurde und darauf wartet bis das Eis durch Liebe schmilzt."

Ich schließe meine Augen und sofort erscheint Cesur vor mir. Ich schnappe schnell nach Luft und kneife meine Augen zusammen. Diese schwarzen Augen, die in meine Seele hindurch schauen. Seine Lippen, welche meine berühren. Wie er mich gegen die Wand drückt und küsst.

„Ich habe mich in ihn verliebt." kommt es prompt von mir und ich spüre eine Träne, welche wortwörtlich in mir brennt, meine Wange entlang rollen. Scharf zieht meine beste Freundin die Luft ein und schaut mich mit großen Augen unglaubwürdig an.

„Und du weißt gar nicht wie es in mir brennt." Stumm lasse ich den Tränen freien Lauf. „Er hat ein Feuer in mir ausgelöst und es kümmert ihn nicht, dass das Feuer sich immer mehr entfacht."

Voller Leid schaue ich Leyla an. Sie öffnet ihren Mund, um etwas zu erwidern, aber es kommt nichts. So wie sie ihren Mund geöffnet hat, schließt sie ihn auch wieder.

„Aber was habe ich mir denn auch erhofft?" lache ich spöttisch auf. „Dieser Mann ist innerlich tot! Nichts und niemand kann ihn je wieder zum Leben erwecken. Er lässt dies nicht zu." Ich schüttele den Kopf. Ich habe es nicht geschafft.

„Warum?" flüstert Leyla. Ich schaue sie lange an. „Seine Augen haben mich in den Bann gezogen. Pechschwarze Augen. Seine kalten Blicke. Aber ich habe kurz die grauen Sprenkeln in seinen Augen aufblitzen sehen."

„Hayat. Er wollte dich umbringen! Komm zu dich. Du liebst ihn nicht. Du bildest dir das nur ein, weil du dich an seine Nähe gewöhnt hast." Mein Kopf schellt sofort in ihre Richtung. „Ach ja?" schluchze ich noch lauter auf. „Wieso brennt es dann so, als wäre all das hier echt?"

Sofort schlingt sie ihre Arme um mich und drückt mich an sich. Sie streicht mir behutsam den Rücken entlang und ich weine mich an ihrer Schulter aus. „Warum bist du nur so naiv, mein Schatz?" flüstert sie in meine Haare.

„O seni hiç bir zaman sevmeyecek. Kalbi boş olan bir adama harcama sevgini." („Er wird dich niemals lieben. Verschwende deine Liebe nicht an einem Mann, dessen Herz leer ist.") Ich schreie in ihre Brust und lasse den Schmerz raus.

„Aber mein Herz." flüstere ich gebrochen, gebrochen wie mein Herz. „Warum hofft mein Herz, dass er eines Tages kommen wird. Das er kommt und mich genauso lieben wird."

Sie drückt mich noch fester an sich. „Ölsen haberi olmayacak birini bekliyorsun. Bekleme canım arkadaşım. Değmez." („Du wartest auf jemanden, der nicht mal deinen Tod mitbekommen wird. Warte nicht meine liebe Freundin. Es lohnt sich nicht.")

Dieses Kapitel widme ich ganz besonders meiner dayi ogli tekduamsin ❤️ Mein Goldschatz! Thank you for everything, du snake ❤️ 

C E S U R - IOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz