Lingard x Rashford [4/4]

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Entspannt lag ich in unserem großen Bett. Der Tag, an dem ich mit meiner Mutter ins Stadion zu dem Real Spiel gegangen war und Jesse kennen gelernt hatte, lag mittlerweile vier Jahre zurück. Wir hatten uns immer öfter getroffen und ich hatte gelernt Jesse immer mehr Vertrauen zu schenken. Wir hatten uns besser kennen gelernt und ich hatte gemerkt, dass Jesse gar nicht so perfekt war, wie ich immer dachte. Auch er hatte so seine Probleme. Es hatte etwas gedauert, bis ich das erkannt hatte. Mittlerweile waren wir seit drei Jahren zusammen. Irgendwie hatte sich das ganze langsam aufgebaut. Anfangs hatten wir uns immer irgendwo getroffen, wo wir alleine waren, dann hatte er angefangen mich mit zu sich nach Hause zu nehmen und irgendwann hatte ich den Schritt gewagt. Ich hatte ihn mit zu mir nach Hause genommen. Ich hatte Jesse zwar nie gesagt, wie wichtig mir mein Zuhause war und was für eine Bedeutung es für mich hatte, doch ich hatte den Eindruck gehabt, dass Jesse es trotzdem gewusst hatte. Er hatte nie einen abfälligen Kommentar über mich verloren, hatte mich nie dumm umgeschaut oder sonst etwas getan. Er hatte mich immer wie jeden anderen Menschen auch behandelt und das rechnete ich ihm echt hoch an. So kam es, dass ich ihm irgendwann bedienungslos vertraute und bereit dazu war mich ihm vollständig zu öffnen. So kamen wir dann schlussendlich auch zusammen und bisher gab es in unserer Beziehung noch keinen Moment, in dem ich es bereut hatte mit ihm zusammen zu kommen. Auch wenn ich ihm davor schon vollständig vertraut hatte, hatte es mich doch noch eine Menge Überwindung gekostet dem ganzen zuzustimmen und mich voll und ganz auf Jesse einzulassen. Er war meine erste Beziehung und das sagte ich ihm auch. Mittlerweile waren wir seit drei Jahren zusammen und ich war irgendwann bei ihm eingezogen. Meine Eltern hatten ihn etwa ein halbes Jahr nach dem Stadion Besuch wieder gesehen und ihn sofort ins Herz geschlossen. Ich wusste, dass sie froh waren, dass ich jemanden gefunden hatte, der mich so nahm, wie ich war. Für Jesse zählte mein Aussehen nicht, ihm war es egal, dass ich dem Schönheitsideal nicht entsprach. Er hatte sich nie für mich geschämt. Seine Eltern hatte er wahrscheinlich vorgewarnt, doch auch diese hatten mich nie verletzt, nicht durch Blicke und auch nicht durch irgendwelche Kommentare. Ich fühlte mich einfach unfassbar wohl und sicher bei Jesse und seiner Familie und so kam es, dass er mittlerweile nicht mehr aus meinem Leben weg zudenken war. Damals hatte Jesse mich dazu überredet seiner Mannschaft noch eine Chance zu geben und so verstand ich mich mittlerweile auch mit ihnen gut. Nach der saftigen Ansprache, die Jesse ihnen damals noch verpasst hatte, gaben sie mir eine Chance und lernten mich offener kennen. Jesse hatte mich nie gefragt, was mir passiert war, dass ich so aussah. Für ihn spielte es einfach keine große Rolle und wahrscheinlich wollte er mich nicht dazu zwingen ihm etwas zu erzählen, wozu ich nicht bereit war. Doch ich hatte mich entschieden es ihm jetzt zu erzählen. "Jesse?", fragte ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Er lag neben mir im Bett und ich hatte mich an ihn gekuschelt, während er immer wieder über meinen Rücken fuhr und mich streichelte. "Ja Darling?", antwortete er mir mit leiser Stimme. Es war schon spät und ich wusste, dass er kurz vorm einschlafen war. "Kann ich dir was erzählen?", versuchte ich das Thema etwas einzuleiten. "Natürlich", Jesse setzte sich etwas auf und ließ so von meinem Rücken ab. "Erzähl, was ist los?", fragte er nach. Ich setzt mich ebenfalls auf und sah ihn stumm an. War es wirklich das richtige ihm zu erzählen, was ich noch nie irgendwem erzählt hatte? Sollte ich ihm wirklich erzählen, was in dieser Nacht vor 20 Jahren passiert war? Ich atmete einmal tief durch und entschied mich dann es einfach zu tun. "Ich weiß, dass du nie gefragt hast und ich weiß, dass es für dich auch keine Rolle spielt, aber ich würde dir gerne erzählen was damals passiert ist", erklärte ich. Aufmerksam setzte Jesse sich richtig hin und sah zu mir "Du weißt, dass du das nicht machen musst. Ich will dich nicht dazu drängen und ich kann auch mit dir zusammen sein, ohne es zu wissen. Also fühl dich bitte nicht dazu gezwungen mir zu erzählen, was dafür verantwortlich ist", sprach er sanft, während er mir den Fingern über meinen Arm fuhr. Ich hatte am ganzen Körper solche Narben, dass hatte Jesse schon gesehen. Doch nie hatte er mich hässlich genannt, das bestärkte mich in meinem Vorhaben es ihm zu erzählen. "Es war in einer Nacht vor 20 Jahren. Ich war damals fünf Jahre alt und alleine Zuhause. Meine Eltern waren nur noch kurz einkaufen gefahren, da wir am nächsten Tag Besuch kriegen sollten und meine Mutter noch ein paar Sachen kaufen wollte. Sie wollten nicht lange weg, nur ein paar Minuten, zehn oder fünfzehn vielleicht. Also echt nicht lange. Ich habe zu dem Zeitpunkt gerade auf der Couch geschlafen. Meine Eltern wollten mich nicht wecken. Ich hatte die Tage zuvor wohl ziemlich hohes Fieber gehabt und sie waren froh, dass es mir endlich wieder besser ging. Deswegen wollten sie mich nicht wecken und haben mich auf der Couch schlafen gelassen. Immerhin wollten sie ja nur kurz weg und da wäre es halt einfach unnötig gewesen mich zu wecken, ob wohl ich endlich wieder schlief. So sind sie dann los gefahren. Allerdings gab es auf dem Rückweg einen Unfall auf der Autobahn. Sie waren zwar nicht direkt darin verwickelt, doch sie mussten warten, bis die Polizei sie weiter fahren ließ. Als sie dann wieder Zuhause angekommen waren, hatten sie wohl den Schock ihres Lebens. Das Haus brannte Lichterloh. Überall stand die Feuerwehr und versuchte das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Eins war klar, dieses Haus würden sie so schnell nicht wieder bewohnen können. Doch das größere Problem war für sie wahrscheinlich einfach, dass ich noch in dem Haus war. Ich selber erinnere mich nicht mehr wirklich daran, alles was ich dir erzählen kann, beziehungsweise, alles was ich weiß stammt von den Erzählungen meiner Eltern. Ich habe diesen Abend nur mit Glück überlebt. Scheinbar ist irgendwo eine Kerze oder so umgekippt und hat das Haus in Brand gesteckt. Ich weiß noch, dass ich durch die Rauchmelder wach geworden bin, allerdings konnte ich das Geräusch damals noch nicht zu ordnen. Mit wurde erzählt, dass die Feuerwehr meine Eltern gefragt hat, ob das Haus leer war und als sie dann meinten, dass ich noch drinnen wäre, ist wohl Panik aus gebrochen. Denn das Haus brannte schon viel länger, als ein Kind da drin überleben könnte. Trotzdem sind sie rein und haben mich dann gefunden. Ich wurde sofort zusammen mit meinen Eltern ins Krankenhaus gebracht. Die Feuerwehr hat nach weiteren Stunden den Brand unter Kontrolle bekommen, doch die Ärzte haben wohl viel länger gebraucht, um auch mein Leben zu retten. Meine Eltern meinten, dass sie sechs Stunden lang nicht zu mir konnten und ihnen auch niemand sagen konnte, ob ich noch lebte oder nicht. Laut den Ärzten war es ein medizinisches Meisterwerk, dass ich noch lebte. Denn als ich aus dem Haus betragen wurde, hatte ich überall Verbrennungen dritten und vierten Grades, dazu kam eine starke Rauchvergiftung. Außerdem hatte ich wohl die verschiedensten Dämpfe, die durch das Feuer freigesetzt wurden eingeatmet. Als ich in den Krankenwagen kam, hatte wohl niemand Hoffnung, dass ich das überleben würde. Einzig und alleine der Fakt, dass mein Herz noch schlug und ich atmete, brachte die Ärzte dazu mich zu versorgen. Im Krankenhaus gab es dann wohl ein paar mehr Fachärzte, die noch Hoffnungen für mich hatten, doch auch sie sagten, dass es sehr schwer werden würden. Meinen Eltern hat das an dem Abend niemand so gesagt, denn immerhin ging es um ihren Sohn, der durch ihren Fehler fast umgekommen wäre. Meine Eltern machen sich bis heute noch Vorwürfe, dass sie mich nie hätten alleine lassen dürfen, oder das sie die Kerze ausgemacht haben müssten. Doch am Ende des Tages, war es keine Situation die so noch nie vorgekommen war. Es wäre ja auch alles gut gegangen, wäre die Kerze nicht umgefallen. Ich habe meinen Eltern nie Vorwürfe gemacht, oder ihnen die Schuld gegeben, denn sie konnten es nicht wissen, ich wurde vor diesem Abend oft für fünf oder zehn Minuten alleine gelassen, wenn ich geschlafen hatte und da wurden die Kerzen auch nie ausgemacht, warum auch? Wir hatten keine Haustiere, die sie umschmeißen könnten und ich war zu klein um dran zu kommen. Niemand weiß bis heute, weshalb die Kerze dieses Mal umgefallen war. Doch es ist geschehen und ich hatte verdammtes Glück, dass ich überlebt habe. Ab diesem Abend haben meine Eltern mich logischerweise nie wieder alleine gelassen und es wurde jedes offene Feuer in unserem Haus verboten. Ich habe kaum Erinnerungen daran, wie es vor diesem Abend war, ich weiß nur, wie es danach war. Ich habe gelernt mich mit diesen Brandnarben, die sich über meinen ganzen Körper verteilen, zu Leben. Trotzdem tut mein Spiegelbild mir manchmal schon noch ein bisschen weh, es löst zumindest ein unangenehmes ziehen aus, denn es erinnert mich jedes Mal wieder an diese eine Nacht, die mein ganzes Leben verändert hat und lässt sie mich nie vergessen. Ich habe noch nie mit jemandem darüber geredet, deswegen bist du die erste Person die es erfahren hat und ich weiß nicht, ob ich an alles gedacht habe, aber wenn du noch Fragen hast, dann kannst du sie mir ruhig stellen", somit war er der erste Mensch, mit dem ich über diesen einen Abend gesprochen habe. Dieser eine Abend, an den ich kaum Erinnerungen hatte und der trotzdem so verhängnisvoll wurde. Jesse war die ganze Zeit still gewesen. Er hatte mir einfach nur zugehört und jetzt wo ich zu ihm auf sah und ihm ins Gesicht sah, sah ich wie sich eine Träne nach der anderen aus seinen Augen verabschiedete. Er sah mich stumm an und weinte einfach nur. Ich breitete meine Arme aus. Sofort ließ er sich in diese sinken und fing jetzt auch an zu schluchzen und sich an mich zu krallen. "Hätte ich gewusst, wie dünn der Faden war, an dem dein Leben hing, hätte ich mich nicht so oft mit dir gestritten. Ich hätte dich nicht so oft für den Fußball versetzt, ich wäre bei dir geblieben, an statt zu den Spielen zu fahren. Ich hätte besser auf dich aufgepasst. Ich hätte dich mehr zu schätzen gewusst. Es tut mir so Leid, jede Situation in der ich dich verletzt habe tut mir so unfassbar Leid. Ich hätte dich und dein Leben so viel mehr zu schätzen wissen sollen. Du hast wen besseres verdient", weinte er in mein T-Shirt. Bei diesen Worten drückte ich ihn von mir weg. "Sag so etwas nicht. Ich will niemand anderen als dich. Du bist so ein toller Mensch, du hast mich von dem ersten Tag nicht als abstoßend empfunden, du hast mich nie angewidert angeguckt, hast mich nie beleidigt und hast dich nie davor geekelt mich zu berühren. Du hast mich immer so behandelt, als wäre ich ein ganz normaler Mensch und als würden diese Narben nicht existieren. Ich möchte keine extra Behandlung, ich möchte mich auch mit dir streiten können, ohne das du meine Geschichte die ganze Zeit im Hinterkopf hast. Ich möchte das du, wenn du mal wieder vergessen hast, dass deine Mannschaft spielen muss und wir kein Date haben können, du trotzdem zu deinen Spielen fährst. Ich möchte, dass du mich genauso behandelst, wie vor diesem Gespräch auch schon. Nur weil ich es dir jetzt erzählt habe, brauche ich keine Sonderbehandlung. Du bist genau richtig für mich, denn du packst mich nicht in Watte und genau das liebe ich an dir. Ich brauche niemand anderen als dich", versuchte ich ihm seine Gedankengänge auszureden. Jesse sah mich aus nassen Augen an "Ich liebe dich", hauchte er bevor er seine Lippen auf meine legte. Ich schmeckte seine Tränen, allerdings spürte ich auch die Liebe, die er in diesen Kuss legte. Als wir uns lösten strich ich ihm einmal über die Wange "Ich liebe dich auch", flüsterte ich zurück und strich ihm die Tränen weg.

...

Damit ist diese Kurzgeschichte auch schon wieder zu ende. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich würde mich über eure Gedanken und Meinung zu dem ganzen freuen :)

Kommentar von @dreaming_t

[Also auch wenn ich Jesses kleinen emotionalen Ausbruch am Ende nicht ganz verstehe (du bist doch ein toller Mensch, Bby), ist er mega toll geworden, wie die ganze Story. Aber sorry, ich verstehe nicht wie man sein 5 Jähriges Kind alleine zu Hause lassen kann - da ist es egal, wie viele Minuten es sind. Das geht einfach nicht.]

Kurzgeschichten Fußball ~ BoyxBoyWhere stories live. Discover now