Lingard x Rashford [3/4]

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Ich drehte mich um und rannte schon fast aus dem Raum. Was hieß fast, ich rannte. Ich flüchtete und fühlte mich so unfassbar unwohl. Mir wurde schmerzlich klar gemacht, weshalb ich große Menschengruppen nicht mochte, warum ich sie mied. Mir wurde wieder ein vor Augen geführt, wie abstoßend die Menschheit war. Wie war ich eigentlich auf die Idee gekommen im Fußball einen Zufluchtsort zu finden? Es war doch insgeheim klar gewesen, dass auch Fußballer nicht in der Lage dazu waren ihre Mimik zu kontrollieren, nicht in der Lage dazu waren sich unter Kontrolle zuhalten, ich will gar nicht wissen, was noch alles für Kommentare gekommen wären, wenn ich nicht so schnell wieder weg gerannt wäre. Mein ganzes Leben schon hielt ich mich versteckt, mein ganzes Leben schon lief ich weg. Ich versteckte mich vor der Grausamkeit der Menschen und gerade dann, wenn ich diese Grausamkeit kurz vergessen hatte, weil Jesse so nett zu mir war, mich so normal behandelt hatte, da zeigte mir das Leben direkt wieder, welches Schicksal ich hatte. Ich hatte direkt wieder gezeigt bekommen, dass ich nicht unter Menschen sein sollte, ich sollte ein Einzelgänger sein, ich sollte keine Freunde haben und keine neuen Menschen kennen lernen, denn sie alle verurteilten mich unbewusst, sie alle steckte mich in eine Schublade, ob sie es mit Absicht taten oder nicht. Deswegen hatten meine Eltern so lange versucht mich Zuhause zu halten, hatten mir einen Privatlehrer geholt, der mich Zuhause unterrichtete. Sie hatten ganz genau gewusst, was mit mir passieren würde, wenn ich in die Öffentlichkeit geriet. Sie wollten mich schützen und in diesem Moment war ich ihnen so unfassbar dankbar, dass sie es getan hatten. Denn auch wenn meine Kindheit nicht immer leicht war, hatte ich Eltern, die sie leichter gemacht hatten, die sie verschönert hatten und dafür war ich einfach nur dankbar. Ich wollte nicht noch einmal in diese Situation geraten, denn was viele Menschen scheinbar vergaßen war, dass auch ich Gefühle hatte. Auch ich konnte fühlen, auch mir taten Blick weh, taten Worte weh. Ich war auch nur ein Mensch und ich wünschte mir echt, es gäbe ein paar mehr Menschen wie Jesse. Ein paar mehr Menschen, die mich so nahmen wie ich war, die keine Fragen stellte, die nicht dumm guckten, die einfach nur sie selbst waren. Denn wenn sie das waren, dann konnte auch ich, ich selbst sein. Dann konnte ich vergessen, wie ich aussah und ich konnte endlich vergessen und richtig verarbeiten, was vor 16 Jahren passiert war. Ich wollte nach Hause, ich wollte in mein Bett. Ich wollte mich vor der Welt verstecken. Ich wusste, dass mir schon längst Tränen über die Wangen liefen. Es war einfach zu viel. Ich hatte endlich wieder das Gefühl gehabt normal zu sein, hatte endlich das Gefühl gehabt wieder etwas Boden unter den Füßen zu bekommen. Ich hatte endlich das Gefühl gehabt, dass alles gut werden würde, dass mich endlich jemand so akzeptierte wie ich war. Jesse hatte mir soviel Sicherheit gegeben, wie ich sie sonst nur Zuhause verspürte. Doch dann hatte ich mich wohl zu sicher gefühlt. Ich war mit ihm in die Kabine gegangen und hatte sofort den Boden unter meinen Füßen weg gerissen bekommen, mir wurde sofort alle Sicherheit genommen und ich fiel, ich fiel genau dahin zurück, wo ich mich all die Jahre aufgehalten hatte. Zurück an den Ort, von dem Jesse mich innerhalb von 50 Minuten geholt hatte. Wo zum Teufel war der Ausgang? Ich wollte doch einfach nur noch nach Hause. Ich irrte durch die Gänge und fand mich schließlich ganz alleine in einer anderen Kabine wieder. Wahrscheinlich war dies die Gästekabine. Wo waren denn die ganzen Aufseher hin. Sie hätten mir bestimmt ohne das ich fragen musste den Weg nach draußen gezeigt. Doch jetzt stand ich hier in mitten der Gästekabine von Manchester United und wusste nicht wie aus diesem riesigen Stadion raus kommen sollte. Ich beschloss einfach hier zu bleiben. Soweit ich wusste, war das nächste Spiel ein Auswärtsspiel und so konnte ich hier auf jeden fall eine Weile alleine bleiben. Ich wusste, dass ich hier nie im Leben bis zum nächsten Heimspiel bleiben könnte, doch für den Moment reichte es mir alleine zu sein. Denn nach Hause fand ich so schnell scheinbar nicht und so konnte ich wenigstens ein bisschen runter kommen und versuchen etwas mehr Sicherheit zu bekommen, als ich im Moment hatte. Ich ließ mich auf dem Boden der Kabine nieder und versuchte irgendwie wieder runter zu kommen. Ich konnte nicht einschätzen, wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwann öffnete sich die Tür "Marcus?", hörte ich eine fragende Stimme meinen Namen rufen. Ich erkannte diese Stimme wieder und wusste, dass es Jesse war, welcher scheinbar nach mir suchte. Ich hatte es auf dem Kabinenboden nicht geschaffte meine Sicherheit wieder zu finden und so beschloss ich über einen anderen Weg meine Sicherheit zu suchen. Die Sicherheit, die ich Zuhause hatte, war immer dadurch entstanden, dass dort Menschen waren, die mich nicht verurteilten, die mich einfach normal behandelten. Jesse hatte mich auch so behandelt. Deshalb beschloss ich ein letztes Mal an diesem Tag aus mir heraus zu kommen, dem ganzen eine letzte Chance zugeben. Ich brauchte gerade einfach wen, der mir zeigte das ich nicht alleine war, dass ich kein Monstrum war. "Ja?", gab ich leise schluchzend von mir. Sofort wurde die Tür ganz geöffnet. Ich sah wie Jesse herein stürzte und sich sofort zu mir kniete. Ich sah ihm in die Augen und versteckte mich zum ersten Mal nicht. Ich wusste nicht woher ich dieses Vertrauen nahm, doch ich zeigte ihm alles, was sich in mir abspielte. Ich wusste, dass er in meinen Augen alle meine Emotionen sehen konnte und ich wusste auch, dass ich mich so noch verletzlicher machte. Doch irgendwas sagte mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Irgendwas sagte mir, dass er mein Vertrauen nicht ausnutzen würde. Jesse blickte eine Zeit lang zwischen meinen beiden Augen hin und her und zog mich schließlich in eine feste Umarmung. "Es tut mir so, so leid. Ich hätte dich nicht mit nehmen sollen. Ich hätte wissen müssen, dass sie so idiotisch reagieren. Es tut mir so unfassbar Leid. Ich wollte dich nicht so verletzen, ich wollte dich nicht dieser Situation aussetzten, es tut mir Leid, dass musst du mir glauben, bitte. Ich hätte es wissen müssen", redete er darauf los. "Du kannst nichts dafür", murmelte ich leise, damit er sich nicht die Schuld gab. "Doch Marcus, dass kann ich. Du hast einen wundervollen Charakter, dass durfte ich in den letzten Stunden merken, ich würde wirklich gerne noch einmal etwas mit dir machen, ich würde dich gerne weiter in meinem Leben haben. Doch diese Hirnverbrannten Idioten, die ich mein Team nenne, haben wahrscheinlich dafür gesorgt, dass du mir dazu keine Chance mehr gibst", widersprach er mir. Ich spürte wie sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen bildete. Es war verrückt, wie schnell und wie leicht Jesse in der Lage war mich von dort hoch zu holen, wo ich die ganzen Jahre war. Er schaffte es in so kurzer Zeit mich besser fühlen zu lassen, dass es mir schon fast Angst machte. "Hirnverbrannte Idioten?", fragte ich mit einem schmunzeln auf den Lippen nach Jesse nickte "Deren Reaktion war definitiv Hirnverbrannt und idiotisch", erklärte er. Dann strich er mir über die vernarbte Wange "Du bist ein wunderschöner Mensch. Ich kann mir denken, dass dir das nicht viele sagen, doch das bist du. Vielleicht nicht äußerlich, doch vom Charakter her, habe ich noch nie einen Menschen getroffen, der schöner war als du es bist. Lass dir nichts von den allen sagen. Bleib bitte wie du bist, denn du bist echt. Du bist echt und das sind nur noch die wenigsten. Ich bin unfassbar froh dich angesprochen zu haben", seine Stimme war sanft und ich spürte, wie ich mich wieder unwohl fühlte. Ich war es nicht gewohnt, dass man mir so etwas sagte. Ich wusste, dass ich rot wurde und so vergrub ich mein Gesicht so schnell ich konnte in seiner Schulter, damit Jesse es nicht sah. Er lachte rau auf und strich mit sanft über den Rücken "Du bist wunderschön Marcus, bitte nimm dir das zu Herzen", murmelte er wieder. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Noch nie hatte mir jemand gesagt ich sei schön, auch wenn er es nicht auf mein äußerliches bezogen meinte. Jesse war der erste Mensch, den ich nicht kannte und bei dem ich mich direkt wohl fühlte, der erste Mensch, der mich Zuhause fühlen ließ und er war der erste, der mir eine Chance gegeben hatte und mich richtig kennen lernen wollte. Er war der erste Mensch, der mich normal behandelte. Ich wünschte alle Menschen wären so wie Jesse es war. "Marcus? Verzeihst du mir, dass ich dich dieser Situation ausgesetzt habe und triffst dich noch ein weiters mal mit mir?", fragte er mich etwas unsicher. Ich löste mich von ihm und sah ihn etwas fassungslos an "Du willst dich noch einmal mit mir treffen?", fragte ich verwirrt nach. Jesse lachte und nickte "Natürlich. Ich mag dich Marcus", ich konnte den Worten noch nicht so ganz Glauben schenken, doch ich wollte und so nickte ich, während ich zu strahlen begann "Ja Jesse, will ich und ich war dir nie sauer, dass du mich mit in die Kabine nehmen wolltest", erklärte ich ihm. Auch Jesse begann zu Grinsen und nahm mich wieder in den Arm. Ich genoss diese Nähe, denn sie fühlte sich einfach unfassbar gut an.

...

Ich hoffe es hat euch gefallen, jetzt gab es (zumindest am Ende) etwas süßes :) ich hoffe es hat euch gefallen, lasst mir gerne etwas Feedback da, bis zum letzten Teil

Kommentar von @dreaming_t

[aw Bbys<3 es war idiotisch, wie das Team reagiert hat, aber ich weiß ja, dass du es nochmal rettest (^-^) deswegen: das Ende ist mega cute c:)


Kurzgeschichten Fußball ~ BoyxBoyWhere stories live. Discover now