Vazquez x Pulisic [2/4]

396 43 4
                                    

Marius hatte sich mittlerweile vom Boden erhoben und sich neben mich auf das Sofa gesetzt. Ich nahm seine Einladung an und legte meinen Kopf erschöpft auf seiner Schulter ab. Er musterte mich besorgt „Chris, wir wollen doch nur, dass es dir besser geht. Du musst wieder anfangen auf dich und deinen Körper zu achten, wenn du wieder klar kommen willst", begann er das ewige Thema. Ich wusste das sie recht hatten. Ich wusste, dass ich essen musste und ich wusste, dass ich schlafen musste, doch ich konnte einfach nicht. Mir wurde immer direkt schlecht, wenn es ums Essen ging und das wussten die Jungs auch. Marco seufzte und sah zu Marius „Lass ihn erstmal den Kakao trinken und abwarten, solange er noch ein bisschen zu sich nimmt und wir das im Auge behalten wird das schon. Er wird irgendwann anfangen sich besser zu fühlen und dann kommt das von alleine", verteidigte Marco mich. Marius wollte zum Kontern ansetzten, doch Marco unterbrach ihn „Du hast dich auch so verhalten, als du und Melina euch getrennt habt und du hast auch wieder in die Spur gefunden", erinnerte er ihn. Es stimmt, als er sich von seiner Ex getrennt hatte, hing er zwei Wochen lang komplett durch und hat sich ähnlich verhalten wie ich gerade. „Das war etwas anders Marco und das weißt du auch. Wir wissen alle, dass er essen muss", erwiderte Marius. Ich setzte mich wieder auf und stellte die Tasse auf den Tisch vor uns. „Schon gut Marco, Marius hat ja recht", murmelte ich leise. Obwohl mir schon bei dem Gedanken an Essen schlecht wurde, beschloss ich es zu versuchen, für Marius und als Dank an die Jungs, dass sie bei mir blieben. Marco schien nicht wirklich begeistert zu sein, dass ich mich jetzt zum Essen zwingen wollte und startete eine hitzige Diskussion mit Marius. Julian stand mit mir vom Sofa auf und ließ die beiden alleine. Stattdessen folgte er mir in die Küche und lehnte sich an die Theke „Du weißt das du nicht gezwungen wirst oder?", wollte er in Erfahrung bringen. Ich nickte und griff nach einer der Bananen, welche Marco in der Küche lagerte. Ganz langsam begann ich sie zu schälen und spürte, wie es mir immer schlechter ging. Ich wusste, dass ich essen musste und so zwang ich mich ein kleines Stückchen der Banane in den Mund zu nehmen und abzubeißen. Ich kaute kurz und zwang mich dann es runter zu schlucken. Julian beobachtete mich wachsam, nach zwei weiteren Bissen, schaffte ich es einfach nicht mehr. Ich legte die Banane neben mich auf die Theke und wurde keine zwei Sekunden später auch schon von Julian in die Arme gezogen. Ich spürte, wie mir schon wieder eine Träne über die Wange lief „Es tut mir leid Jule, ich würde euch wirklich gerne weniger Sorgen bereiten, aber ich kann einfach nicht. Es geht nicht, immer wenn ich an Essen denke wird mir schlecht und wenn ich dann wirklich versuche etwas zu essen muss ich immer gegen einen Würgereiz ankämpfen. Es tut mir wirklich leid, ich kann es einfach nicht", weinte ich an seine Brust. Er war deutlich größer als ich und so konnte ich mich richtig an seine Brust drücken. Julian strich mir über den Rücken „Schon gut Kleiner. Das ganze schlägt dir halt auf den Magen, dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Solange du noch ein bisschen was isst und trinkst, ist alles in Ordnung. Marius und Marco machen sich nur Sorgen um dich, genau wie ich. Nimm es ihnen nicht böse, wenn sie wollen das du isst", erklärte mir der ältere einfühlsam. Ich kuschelte mich näher an ihn und versuchte mich zu beruhigen. „Ich weiß und ich würde ja gerne wieder normal weiter leben können, aber es geht halt einfach nicht", erklärte ich ihm leise und schon um einiges ruhiger als eben noch. Julian seufzte und schloss seine Arme etwas fester um mich. „Das wird schon irgendwann wieder werden. Jetzt müssen wir erstmal dafür sorgen, dass es dir langsam anfängt besser zu gehen. Wie wäre es wenn wir erstmal damit anfangen, dass du versuchst etwas zu schlafen?", fragte er mit sanfter Stimme. Ich nickte und löste mich von dem schützenden Körper. Ich verließ mit ihm zusammen die Küche und lief zurück ins Wohnzimmer. "Können wir hier bleiben?", bat ich Julian leise. Ich wollte wissen, dass meine Freunde anwesend waren und ich nicht irgendwo alleine in einem Zimmer lag. Julian nickte mir zu und führte mich mit einer Hand auf dem Rücken zu dem Sofa, auf welchem wir vorhin auch saßen. Marco und Marius hatten ihre Diskussion beendet und waren jetzt beide mit ihren Handys beschäftigt. Sie sahen kurz auf, als ich mich zurück auf das Sofa setzte und wartete, bis Julian auch saß. Dann legte ich mich hin und bettete meinen Kopf auf seinem Schoß. Fast in der selben Sekunde hatten sich seine Hände auch schon in meine Haare verirrt und ich schloss die Augen. Das mein Körper schlaf brauchte, wusste ich auch, deswegen versuchte ich jetzt wirklich abzudriften und somit einzuschlafen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das tatsächlich gelang, doch das nächste mal, als ich wieder bewusst etwas wahrnahm, musste einige Zeit vergangen sein. Marco hatte sich mittlerweile auf dem anderen Sofa auf den Rücken gelegt und hörte über seinen Kopfhörer Musik. Marius war nicht mehr im Raum, doch Julians Beine spürte ich immer noch unter mir. Langsam richtete ich mich wieder auf und brauchte ein paar Momente, um wieder richtig im hier und jetzt anzukommen. Dann sah ich, dass Julian seinen Kopf nach hinten fallen gelassen hatte und dieser jetzt auf der Rückenlehne ruhte. Er schien ebenfalls eingeschlafen zu sein. Ich blinzelte noch ein paar mal und lehnte mich dann ebenso wie Julian an die Rückenlehne. Ich wusste, dass Julian nachdem einen steifen Hals haben würde, wenn er so weiter schlafen würde. Deswegen hob ich seinen Kopf vorsichtig an und legte ihn auf meine Schulter. Es war schon immer so, dass Julian einen verdammt tiefen Schlaf hatte, sodass so etwas kein Problem war. Julian nahm die neue Position sofort an und bewegte sich etwas auf meiner Schulter, bis er eine gute Position gefunden hatte. So blieb er dann liegen. Ich nah mir mein Handy und durchforstete etwas mein Social Media, bis ich auf ein Bild von Lucas stieß. Ich wusste, dass es ein älteres Bild war, immerhin hatte ich das Bild gemacht, doch ihn zusehen tat weh. Schnell schaltete ich mein Handy aus und beließ es dabei mich mit mir selbst zu beschäftigen. Ich griff nach dem Kakao, welcher immer noch auf dem Couchtisch stand. Vielleicht würde ich es ja schaffen diesen auszutrinken. Immerhin waren dort doch auch ein paar Nährstoffe und Kalorien drinnen, die mich hoffentlich ernähren konnten. Langsam setzte ich das mittlerweile kalte Getränk an meine Lippen und trank einen Schluck. Ich schmeckte den alt bekannten Geschmack und konzentrierte mich darauf ihn runter zu schlucken. So fiel es mir tatsächlich immer leichter die Tasse ganz auszutrinken. Kaum hatte ich die Tasse geleert, wachte Julian langsam wieder auf meiner Schulter auf. Ich wartete, bis er seinen Kopf hob und mich verschlafen musterte. "Du bist wieder wach", es war mehr eine Feststellung, als alles andere. Ich wartete darauf, was er als nächstes sagen würde. "Hast du nicht auf meinem Schoß gelegen?", kam auch schon der nächste verpeilte Satz von ihm. "Ja, aber als ich aufgewacht bin, sah deine Position nicht wirklich bequem aus, deswegen habe ich deinen Kopf auf meine Schulter gelegt", erklärte ich ihm. Julian nickte und brauchte offensichtlich noch etwas Zeit für sich, bevor er wieder voll anwesend und zurechnungsfähig war. Auch Marco löste sich endlich wieder von seinem Bildschirm und bemerkte uns. "Ihr seit ja wieder wach", stellte er fest. Ich nickte. "Wo ist Marius?", wollte ich wissen. Marco schaltete sein Handy aus und setzte sich auf "Der ist hoch gegangen. Ihm ging es wohl irgendwie nicht so gut und da wollte er sich mal hinlegen", erklärte er achselzuckend. Ich nickte und sah zu Julian, welcher langsam zurechnungsfähiger wurde. "Chris?", wandte sich Marco explizit an mich "Ja?", gab ich zurück. "Können wir mit dir reden?", sprach er weiter zögerlich nickte ich und blickte von Marcos ernstem Gesicht zu Julians, welcher Marco warnende Blicke zu warf "Das ist nicht der richtige Augenblick Marco", zischte dieser. Plötzlich wirkte er ganz wach. Marco ignorierte Julians Einwand. "Hör zu Chris, ich weiß das du Lucas geliebt hast und ich weiß auch, dass es weh tut. Das ist keine Frage, aber bitte denk daran, was geschehen ist. Er hat dich betrogen und er hat dich verletzt. Toni musste dich hier her bringen, damit wir uns sicher sein konnten, dass du auch wirklich hier ankommst. Bitte Chris, fang endlich an ihn zu vergessen. Er hat dir so sehr weh getan, lass ihn gehen und leb weiter. Die Erde dreht sich nun einmal weiter, dass ist so und wird sich so schnell auch nicht ändern. Deswegen möchte ich dich bitten, lass Lucas endlich los, lass ihn gehen und lerne jemanden neues kennen. Du bist ein wundervoller Mensch, hast einen tollen Charakter und es gibt mit Sicherheit genug andere heiße Jungs, die dich gerne näherkennen lernen möchten. Du bist jung Chris, wirf dein Leben nicht wegen Lucas weg", bat er mich mit fester und ernster Stimme. Ich schluckte und spürte wie sich ein unglaublich schweres und einengendes Gefühl in mir breit machte. Julian neben mir sah sauer zu Marco "Das hättest du nicht sagen sollen, wir haben es dir beide gesagt. Sowohl Marius, als auch ich haben dir gesagt, dass e seine beschissene Idee ist das zu sagen, wieso hast du es trotzdem getan?", wollte Julian sauer wissen. Marco sah ihn an, er schien seine Entscheidung nicht zu bereuen "Weil es stimmt. Irgendwann muss er ihn gehen lassen, irgendwann muss er sein Leben weiter leben. Das wissen wir alle", entgegnete Marco. Ich stand auf und verließ das Wohnzimmer. Ich konnte mir das jetzt nicht anhören. Es war mir egal, ob Julian es gut fand, dass Marco das gesagt hatte. Fakt war er hatte es gesagt und er hatte Recht. Ich konnte nicht ewig so tun, als würde die Welt anhalten, als hätte ich alle Zeit der Welt um wieder klarzukommen. Ich musste endlich los lassen und ihn gehen lassen. Das Problem war nur, ich konnte es nicht.

...

Ich hoffe es hat euch gefallen, lasst mir gerne einen Kommentar da, bis nächstes Mal

Kurzgeschichten Fußball ~ BoyxBoyHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin