Kapitel 1

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»David Johnson, bitte kommen Sie unverzüglich in das Büro der Direktorin. Ich wiederhole, David Johnson.« Verwirrt blickte der Footballspieler zu seinen Freunden, bevor er sich schulterzuckend erhob und aus der Cafeteria lief. Wenn ich er wäre, würde ich nicht so entspannt sein.

Lia warf mir über den Tisch einen fragenden Blick zu. Unauffällig nickte ich in Richtung des Schulhofs, wo in der Ferne der Parkplatz unserer Schule zu sehen war. Die Augen meiner besten Freundin weiteten sich und ich zog genussvoll an dem Strohhalm meines Milchshakes - erfüllt mit dem Gefühl eines weiteren Sieges. David Johnson anzuhängen, das Auto der Direktorin besprüht zu haben, war zwar ziemlich einfallslos, aber es erfüllte seinen Zweck. Außerdem kaufte man ihm diese Tat ab, da er der Typ für solche Aktionen war.

Mein vollendeter Plan gegen Johnson bedeutete aber etwas ganz anders, was mir das süffisante Grinsen von den Lippen wischte: Nun hatte ich nämlich Zeit, mich auf mein nächstes, bisher größtes und schwierigstes Opfer vorzubereiten, welches auch unter dem Namen Cole Banks bekannt war.

Dieser saß nur einige Tische von mir entfernt, wo zuvor auch Johnson gesessen hatte und unterhielt sich mit einigen seiner Co-Spieler über das letzte Match gegen die Hollywood High. Soweit ich wusste, trainierten sie dreimal die Woche nach der Schule und unser Team war eines der besten Kaliforniens. Nicht, dass ich mir jemals ein Spiel angesehen hätte. Mein Interesse für Football hielt sich in Grenzen, eingeschlossen für diejenigen, die es spielten.

Genauso war ich mir im Klaren über Banks' Wochenendaktivitäten, die größtenteils aus Partys, Trinkgelagen und Mädchen abschleppen bestanden.

Es kursierte einmal ein Video auf Instagram, das ihn angeblich zeigte, wie er betrunken eine Gruppe Jungs zusammenschlug. Nur war die Qualität des Bildmaterials alles andere als aussagekräftig, weshalb man nicht genau sagen konnte, ob es sich wirklich um Besagten handelte.

»Hey«, schnipste mir Lia vor dem Gesicht herum. Ich schaute verwundert auf, bevor sie in Richtung Eingangstür zeigte. Durch diese kam Johnson, fuchsteufelswild und steuerte zielstrebig auf den Tisch der Footballer zu. Dass ihn dabei die halbe Cafeteria anstarrte, schien er gar nicht zu bemerken.

»Ihr werdet es mir nicht glauben. Diese Church hat mir tatsächlich unterstellt, ich hätte ihr Auto besprüht. Die Alte hat ja wohl nen Knall«, polterte er los und sein Gesicht lief prompt einen Ticken roter an als zuvor, was mich an einen Hummer oder eine Tomate mit blonden Haaren erinnerte.

»Bruder, ganz ruhig. Was ist denn überhaupt passiert?«, fragte einer seiner Freunde. Johnson, der sich aggressiv durch das Haar fuhr, setzte fort:

»Irgendwer hat heute das Auto von Church besprüht und schiebt die ganze Sache mir in die Schuhe. Die Sprühdose mit der Farbe wurde in meiner Sporttasche gefunden. Das ist schon das zweite Mal, dass sich jemand mit mir anlegen will.« Ich erinnerte mich daran, wie Johnson schon einmal wegen vermeintlichem Diebstahls dran gekommen war. Dafür durfte er drei Wochen lang dem Hausmeister unter die Arme greifen und wurde vom Football-Training ausgeschlossen.

»Langsam geht das aber echt zu weit«, bestätigte ein dunklerer Typ, dessen Name mir entfallen war. Ich dachte, er hieß Grey oder so, aber ich war mir nicht sicher. »Du musst den oder die drankriegen, sonst sitzt du irgendwann richtig tief in der Scheiße.« Johnson lachte kurz auf.

»Wohl eher ein der. Ich kenne kein Mädchen, dass gleichzeitig den Mut besitzt, sich mit mir anzulegen und über so viel Grips verfügt, diesen Plan auszuführen«, gab er abgehoben von sich und einige Mädchen am Tisch fingen an, dumm zu kichern.

Ich verdrehte nur genervt meine Augen. Die Jungen an unserer Schule hatten generell keine allzu hohe Meinung von uns Mädchen. Vielleicht waren nicht alle solch ein Paradebeispiel für Sexismus wie Johnson, jedoch zog sich ein gewisses Muster durch die männlichen Reihen unserer Schule, die nicht in den höchsten Tönen vom weiblichen Geschlecht sprachen.

RachegöttinWhere stories live. Discover now