Kapitel 17

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Kapitel 17 – Von eingehaltenen Versprechen

Als Narie aus dem Fenster sieht, weiß sie, dass heute wieder ein schlechter Tag werden wird. Seitdem sie von der Tour zurückgekehrt war, hatte sie meistens schlechte Tage, denn sie fürchtet sich vor dem, was Snow ihr antun wird. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem sie die Todesnachricht eines Freundes erreicht und ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wird.

»Wir sind dann arbeiten, Schatz, bis morgen.«, ertönt es von ihrer Mutter und Narie antwortet ihr gar nicht erst, weil sie weiß, dass ihre Eltern ohnehin schon die Tür geschlossen haben. Stattdessen sieht sie aus dem Fenster und sieht, wie Johanna zu Blight geht.

»Toll, also kann ich mich dort auch nicht ablenken gehen.«, grummelt sie dann und lehnt sich wütend zurück. Seit Tagen war Johanna nun fast durchgehend bei Blight, kommt aber jedes Mal mit einem genervten Gesichtsausdruck abends wieder heraus.

Narie hatte mitverfolgt, wie der erste Schnee gefallen war und geht seitdem täglich in den Wald, damit sie wenigstens etwas zutun hat.

Gerade stürmt Johanna erneut wütend aus Blights Haus und Narie hat genug von der ganzen Sache. In wenigen Sekunden zieht sie sich Stiefel und Jacke an und stürmt aus dem Haus.

»Johanna!«, ruft sie und die Gerufene bleibt wie erstarrt stehen. Narie rennt zu ihr und bleibt dann bei ihr stehen.

»Hey, was ist denn los bei euch in der letzten Zeit?«, fragt Narie dann und Johanna will gerade antworten, als sich die Tür von Blights Haus öffnet.

»Du wirst jetzt nicht mit ihr darüber reden!«, warnt er und Narie sieht ihn verwirrt an.

»Das geht dich nichts an, Narie.«, fügt er dann noch hinzu und gerade als sie etwas Schnippisches erwidern will, hört sie Schreie von weiter weg. Johanna und sie sehen sich an, dann sprinten beide fast zeitgleich los.

Narie weiß nicht ob Blight ihnen folgt, aber sie geht davon aus. Trotzdem läuft sie einfach ungehindert weiter. Selbst wenn Blight ihnen nicht folgen würde, dann wäre ihr das in diesem Moment egal. Denn die Schreie, die sie gehört hat, und auch immer noch hört, machen ihr in diesem Moment mehr Sorgen. Urplötzlich kommt ihr ein Gedanke und sie wäre beinahe gestolpert, als sie daran gedacht hat. Was ist, wenn Snow seine Drohung wahr gemacht hat? Was ist, wenn er wirklich anfängt ihren Distrikt zu zerstören, ihre Leute zu töten? Augenblicklich bereut sie es, dass sie sich nicht bewaffnet hat, das würde es im Ernstfall deutlich leichter für sie machen. Denn wenn Snow wirklich ihren Distrikt angreifen lässt, dann hat sie keinerlei Hemmungen anzugreifen und für möglichst viel Schaden auf seiner Seite zu sorgen.

»Kannst du sehen was da abgeht?«, ruft Johanna und stößt ein paar Leute beiseite, die ihnen panisch entgegen kommen. Narie wollte erst »nein« sagen, doch dann weiten sich ihre Augen und sie erkennt tatsächlich ein paar Friedenswächter, die auf die Zivilisten einprügeln.

»Fuck, verdammt! Johanna, besorg dir eine Waffe!«, meint Narie dann und sieht sich schon nach einem Friedenswächter um, dem sie jetzt heimlich die Waffe entwenden kann. Sie sieht nicht, dass Johanna weiter rennt, sie kümmert sich nur um sich selbst. Ein Friedenswächter, bewaffnet mit einem dieser langen, weißen Schlagstöcke, kommt in ihr Blickfeld und wendet ihr den Rücken zu, da er lieber ein paar Kindern Angst machen will.

Sie versucht die Kinder auf sich aufmerksam zu machen und formt dann lautlos ein »Ablenken« mit dem Mund. Die Kinder verstehen und ziehen die Aufmerksamkeit des Typen auf sich. Narie atmet noch einmal tief durch und rennt dann los. Der Friedenswächter sieht sie erst kommen, als sie sich mit voller Wucht gegen ihn wirft, ihn zum Fall bringt und nach einer kurzen Rangelei seine beiden Schlagstöcke entwendet und ihn dann sofort ausknockt. Schwer atmend, vor Angst, richtet sie sich wieder auf. Sie kann es nicht fassen, dass Snow seine Drohung wahr gemacht hat. Die Kinder sehen sie mit großen Augen an, so etwas wie Erwartung in ihren Augen.

Rebel || Hunger GamesWhere stories live. Discover now