Kapitel 2

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Kapitel 2 – Der Geruch von Blut und Tod

Narie öffnet die Tür und setzt einen emotionslosen Blick auf. Etwas anderes hat die Person vor ihr nicht verdient, wenn nicht sogar einen Blick voller Hass. Er sitzt dort, vor ihr, auf ihrem Stuhl und sieht freundlich zur Tür, doch Narie weiß, dass diese Freundlichkeit nicht echt ist. Sie schließt die Tür und bleibt stehen.

»Präsident Snow, wie schön sie zu sehen.«, meint sie, doch man hört den Sarkasmus in ihrer Stimme.

»Haben sie ihre Wachhunde mitgebracht?«, fragt sie dann noch und stellt sich gegenüber von Präsident Snow.

Ihr Blick fällt auf die Projizierung neben ihr. Es ist der Ausschnitt aus der Arena, wo Marvel und sie die Beeren essen wollten.

»Meine Berater hatten Sorge, du könntest Schwierigkeiten machen, aber du hast nicht vor, Schwierigkeiten zu machen, oder?«, Snow sagt das, als wäre es nichts, obwohl Narie weiß, dass er ihr nur Angst machen will. Dann wendet er den Blick zu der Projizierung.

»Solch eine Tapferkeit. Solch ein Kampfgeist. Solch eine Verachtung.«, meint er. Innerlich stimmt Narie ihm zu. Ja, Verachtung. Verachtung für ihn, aber mehr auch nicht.

»Ich glaube wir vereinfachen uns die Situation ungemein, wenn wir uns darauf einigen einander nicht zu belügen, was denkst du?«, fragt er dann noch und Narie sieht zu ihm, direkt in seine Schlangenaugen. Das ist das erste Mal, dass sie anfängt ihn zu betrachten. Seine Augen, gleichen denen einer Schlange, doch seine Lippen sind im Gegensatz dazu auffällig voll, so als wäre es nicht natürlich. Die Haut an den Lippen spannt und Narie fragt sich, ob er sich die Lippen operieren lassen hat um vielleicht attraktiver zu wirken. Wenn das sein Ziel war, dann klappt es nicht im Geringsten. Seine Haare sehen, passend zu seinem Namen, aus wie Schnee und verleihen ihm in Kombination etwas sehr Gruseliges. Doch am auffälligsten ist der Geruch von Blut der im Raum hängt. Sie weiß, dass der Geruch von ihm ausgeht, doch sie weiß nicht wieso er nach Blut riecht. Sie zweifelt daran, dass er einfach nur eine Wunde hat durch die er so riecht, nein. Jedes Mal, wenn er den Mund aufmacht, dann wird der Geruch von Blut stärker. Er blutet innerlich.

»Ja, ich denke das würde helfen.«, meint sie und sieht zu ihm.

»Setz dich bitte.«, meint er und sieht zu ihr. Es passt Narie überhaupt nicht, dass er ihr in ihrem eigenen Haus Befehle gibt, so als würde es ihm gehören doch trotzdem lässt sie sich kommentarlos auf einen Stuhl gleiten. Präsident Snow macht die Projizierung aus, sodass er nun Naries völlige Aufmerksamkeit hat. Ihr Blick fällt auf etwas, was vor ihm liegt. Das sind ihre Briefe! Snow folgt ihrem Blick.

»Oh, ich hoffe du hattest nichts dagegen. Es war so schrecklich langweilig hier zu warten.«, meint er nur und innerlich grinst er provokant. Narie sieht zu ihm, verengt die Augen.

»Genau genommen schon, schließlich sind das meine Briefe.«, meint sie nur und sieht ihn böse an. Snow tut so, als würde ihn das überraschen.

»Ich habe ein Problem, Miss Summers.«, meint er dann und lehnt sich zu ihr. Hat er ein Problem mit seinem Aussehen oder mit seinem Geruch?

»Ein Problem, das in dem Moment begann, als du in der Arena die giftigen Beeren hervorgeholt hast.«, fährt er fort und sieht zu Narie, die aber nichts dazu sagt.

»Hätte der oberste Spielmacher Seneca Crane nur ein bisschen Hirn im Kopf gehabt, dann hätte er dich in die Luft gejagt, in tausend Stücke.«, fährt er fort. Narie zieht einen Mundwinkel nach oben.

»Aber das hat er nicht.«, meint sie nur und lehnt sich etwas zurück.

»Ja. Ich denke du kannst dir vorstellen wo er ist.«, erzählt er dann weiter und Narie nickt.

Wenn es so was wie Himmel und Hölle gibt, dann wird er im Moment wohl zusammen mit Cato und Clove dort sitzen und höchstwahrscheinlich von den beiden gequält werden. Denn kurz vor Catos Tod war er auch nicht mehr so gut auf die Hungerspiele zu sprechen. Höchstwahrscheinlich hatte er bereut was er getan hatte, nur zu spät.

»Nach diesem Fiasko blieb uns nichts anderes übrig, als dich dein Spielchen zu Ende führen zu lassen. Und du warst wirklich gut. Die Vorstellung des völlig unschuldigen Schulmädchens, beeindruckend, ganz im Ernst. Du hast die Menschen im Kapitol voll und ganz überzeugt. Aber in den Distrikten ist bedauerlicherweise nicht jeder darauf hereingefallen. Das weißt du natürlich nicht, aber in mehreren von ihnen wertet man deinen kleinen Trick mit den Beeren als einen Akt der Herausforderung. Nicht als einen Akt der Verzweiflung. Und wenn ein Mädchen, was dazu auch noch aus Distrikt 7 kommt das Kapitol herausfordern kann und damit auch noch davon kommt, was hält sie davon ab sich daran ein Beispiel zu nehmen? Was hält sie davon ab einen Aufstand anzuzetteln? Der vielleicht zu einer Revolution führt.«, Snow sieht sie eindringlich an und Naries Blick wird mit jedem Satz finsterer. Ein Aufstand wäre genau das, was Panem vielleicht Freiheit verschaffen kann. Oder aber den Tod für alle bringt.

»Und ehe man sich versieht würde das ganze System zusammenbrechen.«, meint er dann noch. Narie sieht ihn an.

»Das muss ja ein brüchiges System sein, wenn eine Hand voll Beeren es zum Einsturz bringen kann.«, meint sie nur und sieht ihm direkt in seine Schlangenaugen.

»Ja, das ist es. In der Tat. Aber nicht so wie du es dir vorstellst.«, erklärt er.

»Wie soll ich es mir denn vorstellen?«, stellt sie die Gegenfrage. Sie kann sich die Antwort schon ausmalen und weiß, dass sie ihr nicht gefallen wird.

»Stell dir vor, dass Tausende und Abertausende deiner Leute mit dem Leben bezahlen. Dass von deiner Stadt nur ein Haufen Asche übrig bleibt. Dass sie ausgelöscht ist. Atomar verseucht, verschüttet, so als hätte sie nie existiert, so wie Distrikt 13.« Snow lehnt sich näher zu ihr.

»Miss Summers, du hast sehr tapfer gekämpft in den Spielen. Aber es waren Spiele. Möchtest du einen richtigen Krieg erleben?«, fragt er.

»Nein.«, antwortet Narie sofort.

»Gut, ich nämlich auch nicht.«, meint er und lehnt sich etwas zurück, nimmt einen Schluck aus der Teetasse.

»Ein sehr guter Tee. Nicht aus diesem Distrikt, oder?«, meint er und stellt die Tasse ab. Narie schluckt. Diesen Tee hatte Finnick ihr mitgebracht.

»Nein, Finnick hat ihn mir geschenkt.«, antwortet sie ihm und hofft, dass er nicht weiter nachfragen wird.

»Finnick... gerade so jemand wie Finnick...«, murmelt Snow vor sich hin, sodass Narie ihn nur irritiert ansieht und sich fragt, was er damit meint. Doch Snow verschweigt ihr lieber, dass gerade Finnick bei einer Rebellion ein sehr starker Verbündeter wäre. Die Frauen im Kapitol liegen ihm zu Füßen, es gäbe sicherlich welche, die ihm ohne nachzudenken folgen würden.

»Du magst ihn, nicht wahr?«, fragt er und Narie sieht kurz zu Boden, dann sieht sie ihm wieder direkt ins Gesicht.

»Wir sind Freunde.«, gibt sie nur zurück. Snow nickt wissend.

»Wieso töten sie mich nicht gleich?«, fragt sie dann. Snow lächelt.

»Ich möchte dich nicht töten. Ich möchte, dass wir Freunde werden. Oder zumindest Verbündete.«, erklärt er ihr und Narie ekelt sich augenblicklich. Sie vermeidet Bündnisse und Freundschaften mit Menschen wie ihm.

»Und was soll ich tun?«, fragt sie.

»Wenn du und Marvel auf Tour seid, dann musst du lächeln. Du musst dankbar sein. Sorge dafür, dass die Rebellionsgedanken aus den Köpfen der Leute verschwinden. Denkst du, du bekommst das hin?«, durchdringend sieht er sie an, sein Blick ist einschüchternd, selbst Narie hat Respekt vor ihm.

»Okay.«, meint sie und nickt.

»Okay, was?«, harkt er erneut nach.

»Ich werde alle überzeugen.«, gibt sie zurück und Snow beginnt zufrieden zu lächeln.

»Gut. Es wird besser sein für die Leute die du liebst, glaub mir.«

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