Kapitel 3

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Kapitel 3 – Von ganz persönlichen Albträumen und Vorbereitungen

Mit klopfendem Herzen sieht Narie auf die Stelle wo Snow vor wenigen Minuten noch gesessen hat. Sie realisiert was geschehen ist. Sie muss die Leute überzeugen, dass sie dem Kapitol dankbar ist, nach all dem was sie getan und gesagt hatte, sonst werden ihre Freunde sterben. Marvel, Finnick, Blight, Johanna, ihre Eltern. Rosie...

Mit zitternden Knien steht sie auf. Sie hat das Verlangen nach einer Flasche Alkohol, aber sie weiß, dass ihr Vorbereitungsteam zusammen mit Marvel bald hier ankommen wird, deshalb stellt sie sich lieber unter die Dusche und dreht das Wasser eiskalt. Sie steht bestimmt 20 Minuten unter der Dusche ehe sie schließlich das Wasser aus macht. Da ihr Vorbereitungsteam bald hier auftauchen müsste verzichtet sie darauf sich großartig fertig zu machen. Marvel wird in dem Haus gegenüber fertig gemacht werden, also in Blights Haus. Und ihr Wiedersehen wird live im Fernsehen übertragen werden.

Narie sitzt mit ihren Eltern am Küchentisch, während sie warten. In der Hand hält sie eine Tasse Tee, während ihre Mutter sie mit Fragen über das Gespräch mit Snow löchert, auf die Narie allerdings nicht antwortet. Allein die Tatsache, dass Snow extra aus dem Kapitol hier her kommt erschreckt sie. Aber die Sachen, die er gesagt hatte, sind weitaus schlimmer.

Als es klingelt will Narie erst nicht aufstehen, doch sie weiß, dass sie es machen muss. Lustlos öffnet sie die Tür und wird sofort von Sunny in die Arme geschlossen.

»Narie! Es ist so toll dich zu sehen!«, meint sie und würde sie am liebsten gar nicht mehr loslassen. Doch Narie schiebt sie vorsichtig von sich, nur um dann von Lorena in die Arme geschlossen zu werden. Es geht immer so weiter, bis schließlich alle durch sind. Erleichtert atmet Narie aus.

»Marvel ist drüben?«, fragt sie dann und schielt in Richtung von Blights Haus, in der Hoffnung sie könne etwas sehen.

»Ja, er freut sich wahnsinnig dich endlich wieder zu sehen.«, antwortet Lorena ihr. Narie beginnt zu grinsen.

»Glaubt mir, ich mich auch.«, meint sie nur und geht dann in ihr Zimmer, ihr Vorbereitungsteam folgt ihr.

»Na los, macht mich hübsch.«, meint sie nur und setzt sich auf den Stuhl. Sie will endlich Marvel wieder sehen.

Sofort beginnt ihr Vorbereitungsteam sie zu stylen, wahrscheinlich haben sie schon seit Ewigkeiten darauf gewartet dies endlich zu tun. Die Leute unterhalten sich alle untereinander, nur Lorena und Sunny reden mit Narie.

»Und? Ich hab gehört Finnick war bei dir. Wie war es?«, Lorena sieht zu Narie, welche zu grinsen beginnt. Lorena ist immer noch der festen Annahme, dass zwischen Narie und Finnick etwas läuft.

»Es war schön. War eine angenehme Abwechslung.«, meint sie nur und muss den Mund schließen, weil Sunny ihr etwas Lippenstift aufträgt. Narie betet, dass es kein rot ist. Als Sunny den Lippenstift verschließt kann sie die Farbe sehen. Ein rosa, fast so wie ihre eigenen Lippen.

»Freust du dich schon auf Marvel?«, möchte dann Sunny wissen, während sie sich an Naries Haaren zu schaffen macht.

»Natürlich!«, antwortet Narie ihr nur und grinst. Ihr wird erst jetzt bewusst, dass sie Marvel gleich für mehrere Wochen wieder haben wird. Und das kann Snow den beiden ausnahmsweise nicht verbieten.

Doch dann beginnt sie an das zu denken was Snow ihr gesagt hatte. Sie muss es schaffen die anderen zu überzeugen, sonst tötet er alle die sie liebt. Darüber muss sie unbedingt noch mit Marvel sprechen. Narie fragt sich, ob Snow Marvel auch einen Besuch abgestattet hat, immerhin hatte Marvel in der Arena auch dem Plan mit den Beeren zugestimmt. Zudem hatte er in der Arena häufiger gegen die Spiele rebelliert, mit allem was er getan hatte. Narie muss augenblicklich an Cato denken, wie er am Ende der Spiele vor ihr stand. Ihr Hass auf ihn war so groß, doch trotzdem tat er ihr leid. Er wurde von klein-auf auf diese Spiele vorbereitet, es wurde ihm eingeredet, dass das seine Bestimmung ist, dass er so seine Familie stolz machen kann. Narie hatte nie darüber nachgedacht, hatte die Karrieros immer nur als blutrünstige Killer gesehen, doch ist das deren Schuld, oder die Schuld der Eltern? Sie weiß noch, wie er nach Cloves Tod bei ihr stand und so verzweifelt gewirkt hatte. Und wie er dann auf dem Füllhorn stand und mit ihnen gekämpft hat, ein letzter verzweifelter Versuch seine Eltern stolz zu machen. Narie hatte ihn gehasst, das ist richtig. Doch trotzdem hatte sie im Nachhinein Mitgefühl mit ihm. Er wurde von seinen Eltern höchstwahrscheinlich niemals richtig geliebt, musste durch den Horror der Spiele gehen und hatte am Ende eingesehen, dass die Spiele nur den Tod bringen. Aber als er geschrien hat, nachdem er vom Füllhorn gestürzt ist, das war für Narie zu viel. Sie hatte immer gesagt sie will sich an den Karrieros rächen, aber bei lebendigem Leib aufgefressen zu werden hat sie selbst Cato nicht gewünscht. Ihr Gnadenschuss war für Cato wohl die beste Sache, denn so hat er nicht mehr mitbekommen, wie die Mutationen ihn zerfleischt haben. Einzig Narie und Marvel mussten seine Leiche sehen. Sie erinnert sich noch gut daran, wie er dort lag. Blutüberströmt, die Haut hing in Fetzen an seinen Knochen herunter. Ihm fehlte ein Auge. Dieses Bild verfolgt sie immer wieder, auch wenn sie versucht es zu verdrängen. Mehrere Male kam Finnick mitten in der Nacht zu ihr, weil er sie schreien gehört hat. Narie mag es zwar tagsüber gut gehen, doch die Nächte sind die Hölle für sie. Sie träumt immer wieder von den Spielen. Entweder tötet sie die Tribute, oder jemand anderes tötet alle die sie liebt. Aber das Schlimmste ist wohl, wenn sie selber getötet wird. Unzählige Male hatte sie schon den Traum, wie Marvel vor ihr steht und sie tötet, langsam und qualvoll. Narie weiß, dass das niemals passieren würde, doch trotzdem wacht sie jedes Mal schreiend auf. Sie verbringt viele Nächte bei ihren Eltern, denn dort ist sie halbwegs geschützt vor den Albträumen. Doch Narie ist nicht die einzige, die von Albträumen geplant wird. Während der Zeit in der Finnick bei ihr war hatte sie ihn auch oft genug mitten in der Nacht schreien gehört. Ebenso wie Blight und sogar Johanna. Die Sieger, mit denen sie trainiert hatte, die haben ihr Tipps gegen Albträume gegeben, da sie selber genug davon haben, doch keiner hatte geholfen.

»Es wird so aufregend. Ich bin schon lange nicht mehr mit Siegern durch ganz Panem gefahren.«, Lorenas quietschende Stimme holt Narie aus ihren Gedanken. Sie sieht zu ihr und versucht zu lächeln. Wenn sich wenigstens Lorena auf diese Tour freut, dann ist das ja wenigstens etwas.

»Ich freue mich auch. Endlich kann ich die ganzen Sachen ausprobieren, die ich für dich geplant hatte, nachdem deine alte Stylistin hingeschmissen hat.« Sunny sprüht etwas Haarspray in ihre Haare.

»Tigra hat hingeschmissen?«, fragt Narie nur irritiert. Tigra hat ihren Job geliebt, wieso sollte sie hinschmeißen?

»Das ist zumindest was man sagt.«, Sunny zuckt nur mit den Schultern. Wissend nickt Narie. Natürlich, sie hatte nicht hingeschmissen, vielmehr wird Snow seine Finger da mit im Spiel haben.

»Aber keine Sorge, sie hat mir ihre ganzen Ideen gegeben, ich habe alles was sie für dich designt hat.«, meint Sunny dann und reicht Narie einen Stapel Klamotten. Gespielt fröhlich sieht Narie sie an.

»Na das ist ja super.«, meint sie nur und grinst. Dann geht sie wortlos aus dem Raum um sich umzuziehen. Wie jedes Mal wird sie noch mit etwas Parfüm eingesprüht, auch wenn man das durch die Kameras gleich nicht riechen kann und dann wird sie zur Haustür gebracht. Naries Eltern stehen davor und grinsen ihre Tochter aufmunternd an, sie wissen wie wenig begeistert Narie von dieser ganzen Sache ist. Dann öffnet Lorena die Tür.

Thanks an LuthienCalanor für die Korrektur <3

Rebel || Hunger Gamesحيث تعيش القصص. اكتشف الآن