Kapitel 3

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Abgehetzt rannte ich den Flur entlang zum Büro meines Onkels. Nach dem Mittagessen war ich tatsächlich in meinem Bett eingeschlafen obwohl ich mich nur 'kurz' hingelegt hatte. Mist. Ich schaute auf meine Uhr. Schon kurz nach zwei und ich hatte noch immer keine Ahnung welches Appartement das von Miss Blake war. Charles hatte mir vor ungefähr einem halben Jahr einmal alle Drittschlüssel für jeden Raum im ganzen Internat geliehen und seitdem vergessen ihn mir wieder abzunehmen, was ich gelegentlich zu meinem Vorteil nutzen konnte. Mit einem leisen Klicken öffnete ich das Büro und ging zielstrebig auf einen Ordner mit der Aufschrift 'Raumordnungspläne' zu, welcher ordentlich neben all den anderen im Regal stand. Ich ließ ihn auf den Schreibtisch fallen und setzte mich in den wirklich gemütlichen Bürostuhl. Drehte eine Runde mit ihm (ja das musste sein) und widmete mich den Unterlagen.

>>Adams, Bancroft, Benett, ahh da ist sie ... Blake<< nuschelte ich leise vor mich hin, während ich die, nach dem Alphabet sortierten, Seiten durchblätterte.

Appartement 5 hatten wir das auch geklärt. Schnell stellte ich den Ordner zurück, verließ das Büro, schloss ab und rannte den Gang entlang, die Treppe hoch und kam außer Atem vor der Nummer 5 zum Stehen. Abgehetzt versuchte ich ansatzweise meine Haare zu richten und noch einmal ruhig durchzuatmen bevor ich an die hellbraune Holztür mit der silbernen Nummer 5, die leicht schief hing, vor mir klopfte. Keine Reaktion. Ich richtete die Zahl. Wieder klopfte ich und wartete und abermals regte sich nichts. Ich wartete ein paar Minuten auf dem Gang und begann mir allmählich Sorgen zu machen. Ich drehte nervös den Schlüsselbund in meiner Hand. Sollte ich hineingehen, ohne Erlaubnis? War sie mich suchen gegangen, weil ich zu spät war? Einerseits hätte sie einfach irgendwo im Gebäude sein können, andererseits könnte sie auch bewusstlos auf der anderen Seite der Tür liegen. Okay, vielleicht übertrieb ich etwas, aber die Möglichkeit bestand. Ich entschloss mich weitere zehn Minuten auf dem Gang zu warten bis ich den passenden Schlüssel heraus suchte und ihn langsam ins Schloss steckte.
Entgegen meines sonstigen Selbstbewusstseins, fing auf einmal meine Hände an zu schwitzen, ich wusste dass ich das hier nicht durfte. Doch ich schloss trotzdem die Tür auf und trat vorsichtig ein. Ein unbeschreiblicher Duft, den ich heute Morgen bereits wahrgenommen hatte, stieg mir in die Nase.

>>Miss Blake?<< fragte ich in die Stille.

Wieder nichts. Leise ging ich den kurzen Flur entlang. Ich warf einen Blick in die Küche. Niemand. Auch im Wohnzimmer war keiner zu sehen, nur ein paar unausgepackte Kartons stapelten sich in jedem Raum.

Erneute fragte ich, diesmal etwas lauter >>Miss Blake sind Sie hier?<<

Mittlerweile stand ich vor ihrem Schlafzimmer, wie ich vermutete. Die Tür war nur leicht angelehnt. Durch den Spalt konnte ich weitere Umzugskartons und eine Stehlampe erblicken, aber keine Miss Blake. Ich drückte die Tür, welche ein leises Knarren von sich gab, sanft weiter auf. Mein Blick fiel augenblicklich auf das hölzerne Doppelbett, welches mit Blick nach draußen, gegenüber des Fensters an der von mir aus linken Wand stand. Auf der hell rosanen Bettwäsche lag Miss Blake auf dem Rücken. Bekleidet nur mit einem schwarzen Spitzen BH und einer Jeans und sie hatte die Augen geschlossen. Sie hatte Kopfhörer auf und wenn ich genau hinhörte, konnte ich sogar ein paar Takte erkennen. Kein Wunder, dass sie mich nicht bemerkt hatte. Sollte ich sie auf mich aufmerksam machen? Oder würde ich das bereuen? Allerdings war ich unbefugt hier, ihr ging es gut und zudem war dieser Anblick einfach unbezahlbar. Noch ein paar Mal ließ ich meinen Blick über ihren perfekten Körper gleiten, bis ich mich dazu entschloss mich an ihre Bettkante zu stellen und an der Schulter anzutippen um auf mich aufmerksam zu machen. Dumme Idee. Plötzlich, schnellte ihr Oberkörper hoch, sie riss sich die Kopfhörer herunter und schaute sich hektisch um bis sie mich sah. Miss Blake musste mich ja für total durchgeknallt und aufdringlich halten. Rehbraune Augen gezeichnet von Entgeisterung trafen auf die meinen, blau-grau.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Where stories live. Discover now