Kapitel 1

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Piep! Piep! Piep!

Das nervtötende Piepen unseres Weckers im Sekundentakt, ließ Lily, Melissa und mich um viertel vor sechs augenblicklich aus unseren schönsten Träumen erwachen. Montag.

>>Man Zoe, mach das verdammte Ding aus!<< jammerte Lily und vergrub ihren Kopf abermals unter der rosa-geblümten Bettdecke.

>>Jetzt hetz mich doch nicht so<< gab ich genervt von mir, stellte den Wecker aus und stieg aus dem Bett.

Im Halbdunkeln tapste ich zu dem Fenster, zog die Vorhänge zur Seite und öffnete es weit. Ein kühler Luftzug strömte mir entgegen. Von dem hellen Licht, welches an diesem recht sonnigen Morgen in unser Zimmer schien, wurde so langsam dann auch Melissa wach. Wieso auch immer schaffte sie es Morgen für Morgen dieses Ding zu überhören.

>>Morgen... wie spät haben wir's?<<
Fragte sie müde und gähnte herzhaft. Während ich meine Sachen zusammensuchte, die irgendwo verteilt im Zimmer waren, nuschelte ich eine Antwort.

>>Sieben Uhr, wie jeden Morgen wenn der Wecker klingelt. In ungefähr einer halben Stunde müssen wir beim Frühstück sein, sonst gehen wir, wie so oft, leer aus.<<
Nachdem ich dann auch endlich meine Hose vom Vortag, in einer Ecke entdeckt hatte, verschwand ich im Bad und machte mich fertig. Ich stand vor dem Spiegel und überlegte, was ich mit meinen dunkel blonden, glatten Haaren, die etwa bis zur Schulter reichten, anstelle sollte. Ich entschied mich nach Minuten langer Überlegung, kreativer Weise dazu, sie heute, wie fast jeden Tag, offen zu tragen, als ich Lily von draußen meckern hörte.

>>Zoe verdammt, beeil dich ich muss mal<< schimpfte Lily. Prompt machte ich die Badezimmertür auf und sie huschte an mir vorbei, mitsamt ihrem ordentlich gefalteten, nach Größe sortierten Stapel Kleidung.

>>Na, die hat aber heute eine unschlagbare Laune<< murmelte Melissa, mehr zu sich als zu mir.

>>Frag sie besser nicht nach dem Grund<< gab ich zurück und wusste nicht genau ob ich damit eher sie oder mich selbst warnen wollte.

>>Ich bin doch nicht lebensmüde!<<

Nachdem Lily sich fertig gemacht hatte, nutzte Melissa die verbleibenden zehn Minuten um unter anderem ihre knapp bis zu den Schulterblättern reichenden, braunen Locken zu bändigen und in einem Zopf zusammen zu binden. Wir schnappten uns unsere Schultaschen und verließen gemeinsam das Zimmer, um den langen Flur bis zur Treppe entlang zu gehen. Es war bereits mein viertes und somit auch letztes Jahr in diesem wirklich schönen und stilvollen Internat in Lizard, dem südlichsten kleinen Städtchen Englands auf dem Festland. Das Internat selbst allerdings lag ein bisschen abseits, damit ungestörtes Lernen und Leben möglich war, wenn man den Slogan der Werbeflyer für Neuankömmlinge zittierte. Zwar war es hier recht idyllisch, man hatte aber auch kaum eine Möglichkeit einfach mal Auszugehen am Wochenende, bis auf ein kleines Kaff, indem sich dann jedoch gefühlt die ganze Schule traf. Das wiederum stand natürlich nicht in irgendeiner Broschüre.
Wir nahmen die Treppen nach unten, da sich die Räume der Mädchen und Lehrerinnen über die gesamten 2. Etage des Gebäudes erstreckten, gingen einen weiteren Flur entlang und bogen dann nach rechts in einen hell erleuchteten, großen Speisesaal ein. Neun Tische für jeweils zwölf Personen befanden sich hier. Einer davon war für die neun Lehrer und unseren Direktor, der zufällig mein Onkel war, was auch erklärt warum mich meine Eltern auf genau dieses Internat geschickt hatten. (Dass er mein Onkel war wussten jedoch nur vereinzelt ein paar Schüler der Schule und auch nur wenige Lehrer, währenddessen dachte der Rest die Übereinstimmung unserer Nachnamen wäre schlicht und ergreifend ein witziger Zufall) Eine feste Sitzordnung gab es nicht, jedoch hatten alle ungefähr ihren Stammtisch oder sogar Stammplatz. Wir drei setzten uns an einen der reichlich gedeckten Tische.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Where stories live. Discover now