53.

530 74 7
                                    

                "Und hier bin ich", lachte ich und band mir meine Schürze um die Hüfte. Ich sah zu Beatrice, eine unserer Kellnerinnen, und atmete tief aus. "Seit wann ist denn die Hölle schon um diese Uhrzeit los?", band ich mir meine Haare zusammen und schnappte dann nach meinem Notizblock. 

"Kat, du weißt, dass wir voll besetzt sind, du musst uns nicht helfen. Ruhe dich doch ein Wenig aus!", meinte sie lächelnd und bereitete die Getränke für ihre Gäste zu. "Wir schaffen das schon." Beatrice hatte Recht. Keiner brauchte wirklich meine Hilfe, weder im Restaurant noch in der Eisdiele - Alles lief wie geschmiert. Natürlich konnte ich die Zeit nutzen um mich ein Wenig zu erholen und zu entspannen. Doch so war ich nicht - das Wort "Entspannung" war nicht in meinem Wortschatz. Vielleicht, weil ich dann am Meisten über Dinge nachdenke und andere Situation überdenke - und vielleicht auch, weil in solchen Momenten meine Gefühle am lautesten sind. 

"Ich räume die Tische ab und helfe in der Küche", schenkte ich ihr ein weiteres Lächeln. Beatrice rollte lachend ihre Augen und machte sich auf den Weg zu den nächsten Gästen. Jeder in diesem Restaurant wusste, dass man nicht gegen meinen sturen Kopf gewinnen konnte. Eigentlich müsste ich nicht mehr im Restaurant oder in der Eisdiele auftauchen, weil meine Kollegen Alles prima im griff hatten. Doch aus irgendeinem Grund verging kein Tag, an dem ich nicht Aushelfen kam. Vielleicht, weil meine Mutter es ebenfalls so machte und ich ihr Vermächtnis fortführen möchte. 

Als es nach dem großen Anstoß ein wenig ruhiger zuging, machte ich mich auf den Weg zur Eisdiele um dort nach dem Rechten zu sehen. "Hey", lächelte ich die zwei 16-jährigen Mädchen hinter der Theke an und fuhr fort: "Wie lief der heutige Tag ab?" 

Eines der Mädchen legte schnell ihr Handy weg und lächelte mich ein Wenig beschämt an. Ich wusste, dass meine Mutter so Etwas nie toleriert hätte, doch ich war ein wenig gelassener. Solang Beide ihrer Arbeit nachgingen und nicht ständig an ihren Telefons hingen, war es mir recht egal. "Alles lief super", meinte das andere Mädchen und gewann nun meine Aufmerksamkeit. "Der Lieferant kam heute Nachmittag nicht mehr und wir besitzen einige Früchte nicht mehr." Sofort drehte sie sich um und holte ein Stück Papier hervor. 

Ich ging um die Theke herum und nahm die Liste an. "Okay, ich rufe gleich an." Meinen Blick wanderte ich nun zu meiner Armbanduhr - 17.46 Uhr. "Ich denke jedoch nicht, dass ich jemanden bis morgen Früh erreichen werde", murmelte ich leise vor mich hin und sprach in diesem Moment eher mit mir selber, als mit den zwei Mädchen vor mir. Für einige Sekunde überlegte ich, was die beste Strategie war die fehlenden Produkte zu ersetzen. "Ihr könnt gerne schon Schluss machen, ich kann die restliche Stunde übernehmen", lächelte ich Beide an und schnappte danach nach meinem Handy. Beide sahen mich ein Wenig verwirrt an und wusste nicht, ob ich meine Aussage tatsächlich ernst meinte. "Ihr seid zwei junge Frauen und es ist ein Freitagabend! Los, habt Spaß mit euren Freunden. Ich sehe Euch Montagmorgen!", lächelte ich Beide an. Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, nahmen sie ihre Schürzen ab, verabschiedeten und machten sich auf den Weg ins Wochenende. 

Die nächste Stunde verbrachte ich damit die Produkte für Morgen bei einem anderem Lieferanten zu bestellen und eine Beschwerdemail an meinen eigentlichen Lieferanten zu schicken. Der Weg einiger Leute verschlug sich noch in die Eisdiele, doch die letzten dreißig Minuten tauchte niemand mehr auf. Aus diesem Grund verbrachte ich diese Minuten damit die Eisdiele zu putzen und auf Vordermann zu bringen. 

Nach meiner Arbeit machte fuhr ich zu meinem altem Zuhause um die Post meines Vaters in das Haus zu bringen. Während ich auf die Haustür zuging, ging ich die Briefe in meiner Hand durch und checkte ob irgendetwas für mich dabei war - gekonnt ignoriert ich das Haus nebenan. Im Haus drinnen sortierte ich die geschäftlichen und privaten Briefe. Danach brachte ich die Pakete, die vor dem Haus standen, in das Büro meines Vaters. 

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt