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                      "Und ja deswegen bin ich schon hier", lächelte er mich an während wir gemeinsam am Pier standen und auf das Meer blickten. Ethan erzählte mir von seinem ganzen Jahr auf der Universität und, dass er bereits seine Prüfungen schrieb und deswegen viel früher nach Nantucket kam. "Meine Freunde kommen mich wahrscheinlich im Juli besuchen und meine Mom kommt ebenfalls demnächst - wird bestimmt ein toller Sommer."

                      "Da hast du Recht", stimmte ich ihm zu und stützte meinen Kopf auf meinen Händen ab. Eine leichte Meerbrise wehte durch meine braunen, nun langen Haaren während der Salzgeruch meine Nase erfüllte. Ethans Blick spürte ich auf mir ruhen.

                      "Ich mein, ich habe sehr viel verpasst. Aber seit wann magst du den Sommer?",  lachte Ethan neben mir und stützte ebenfalls seinen ganzen Oberkörper am Gelände aus Holz an. Ich versuchte nicht auf seine durchtrainierten Arme zu starren und blickte ihm deswegen in seine eisblauen Augen, welche ein Glücksgefühl in mir auslösten.

                      Ich lachte ebenfalls und schüttelte meinen Kopf, meine Augen wanderten zurück zum Strand. "Alles veränderte sich einmal, sogar hier auf unserer wundervollen Insel", lächelte ich vor mich hin und realisierte was ich sagte. Vor wenigen Jahren war ein enormes Chaos in mir - ich fühlte die ständige Einsamkeit und war unzufrieden mit meinem Leben. Doch nicht in diesem Sommer.

                     Weiterhin spürte ich Ethans Blick auf mir ruhen, doch er sagte Nichts. Aus diesem Grund drehte ich meinen Kopf und lächelte ihn fragend an. "Was?"

                     Er sah zwischen meinen Augen hin und her während er lächelnd nickte. "Du magst den Sommer, du lachst wieder ... Es ist so toll dich so zu sehen Katelyn. Du hast dich in diesen Monaten so sehr verändert. Nicht nur äußerlich sondern auch charakterlich."

                     "Ich wollte diesen Sommer als Neuanfang sehen", erklärte ich ihm und atmete tief aus. "Einfach Dinge anders machen, weißt du? Dafür ist es nie zu spät." Erneut schenkte ich ihm ein Lächeln. Die Situation zwischen uns war gar nicht peinlich. Aus irgendeinem Grund sprach keiner von Beiden jene Nacht an und wir machten dort weiter, wo wir aufhörten. "Wie sieht es bei dir aus?"

                      "Das Jahr hat mir auch sehr die Augen geöffnet - in vielen Hinsichten." Das erste Mal sah er auf seine Hände und runzelte die Stirn. "Diesen Sommer möchte ich einfach nur genießen. Der letzte Sommer mit Ava war an vielen Tagen ziemlich anstrengend und ich konnte an keinem Tag einfach nur im Sand sitzen und den Sonnenuntergang beobachten. Und irgendwie hat sich letztes Jahr auch einfach Alles um meinen Umzug gedreht. Weswegen ich dieses Jahr einfach meine Zeit genießen möchte. War auch einer der Gründe, wieso ich mich schon so Früh auf den Weg hierher machte."

                     Ich konnte nicht Anders und fragte ihn: "Bist du noch mit Ava zusammen?"

                     Seine Stirn glättete sich, worauf er leicht vor sich hin lächelte. "Wir haben im Oktober Schluss gemacht. Nach dem Sommer wollten wir es einfach noch einmal versuchen, doch es klappte einfach nicht mehr. Aus sehr vielen Gründen." Im nächsten Moment sah er zu mir, worauf sich unsere Blicke trafen. In seinen Augen konnte ich sehen, dass wir an dasselbe dachten. Seine letzte Nacht hier.

                     "Das tut mir leid Ethan", murmelte ich vor mich hin und sah dann schnell weg. "Dann war sie wohl nicht die Eine."

                     "War sie auf jeden Fall nicht." Seinen Blick spürte ich nach wie vor auf mir ruhen. Einige Sekunden dauerte er es, bis Ethan mir die Frage stellte. "Bist du mit John zusammen?"

                     Ich zwang mir ein Lächeln auf und nickte. "Ja wir sind zusammen."

                    Ethan nickte ebenfalls. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie seine Mundwinkel sich nach oben bewegten. "Es freut mich, dass du jemanden gefunden hast, der dich liebt und respektiert. Und natürlich jemanden den du liebst und respektierst."

                     Als er diesen Satz sagte, sah ich ihm tief in die Augen. Und in diesem Moment realisierte ich es das erste Mal, wieso ich zu John noch immer nicht die drei Worte sagte. Ich liebte ihn nicht. Ich liebte ihn nie.

                    Und Ethan wusste es.

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt