27.

518 71 4
                                    

Und vielleicht war es gut so - vielleicht war es das Beste für ihn und mich. Die Monate nach dem Sommer als ich achtzehn war, waren eine sehr schwere Zeit für mich. Ich habe nicht nur mein Herz zwei Mal gebrochen bekommen, sondern auch meine Freunde auf einer Art und Weise verloren. Ruth meldete sich nach wie vor fast täglich bei mir, dennoch war es nicht dasselbe.

Die Monate lernte ich sehr viel über mich selber und irgendwann kam ich auch mit damit klar, dass einige Menschen nicht mehr in meinem Leben waren. Nicht nur Menschen, sondern auch ein treuer, bester Freund. Kurz vor Halloween ging es Clancy schlechter denn je. Ich wollte ihn von seinen Schmerzen erlösen und brachte ihn an einem Tag zu seinem Tierarzt. Während er seine Augen für immer schloss, hielt ich seine Pfote fest in meiner Hand und erinnerte mich an die Zeiten, als er mein einziger Freund war.

Im neuen Sommer arbeite ich mehr denn je in unserem Restaurant und Eisdiele, denn aus irgendeinem Grund lief das Geschäft besser denn je. In diesem Jahr wurde eine Redakteurin der New York Times, die ihren Urlaub auf Nantucket verbrachte, auf unser Restaurant aufmerksam. Sie war mehr als nur begeistert von unserem Service, sowie Ambiente und der Gerichte, dass sie unbedingt mit der Gründerin in Kontakt treten wollte.

Moms Freundin, die mir derzeit bei der Leitung unter die Arme griff, rief mich sofort an und erzählte mir, dass mich jemand kennenlernen wollte. Als ich mich von der Eisdiele auf den Weg zu unserem Restaurant machte, dachte ich, dass es bloß nur ein weiterer Kunde wäre.

Sie stellte sich mir vor und ich konnte meinen Ohren nicht glauben, als sie meinte, dass sie gerne einen Bericht über unser Restaurant auf Nantucket machen möchte, da sie wusste, dass viele New Yorker unsere Insel liebten. Natürlich entging ihr mein junges Alter nicht worauf ich ihr die Lebensgeschichte meines Vorbildes erzählte. Die Geschichte meiner Mutter.

Anfang August in diesem Sommer kam auch schon der Artikel in der New York Times und nebenbei war ein Foto von mir und des Restaurants. Mein Vater und ich konnten einfach nicht glauben, was in diesen letzten Monaten geschah. Heute noch bilden sich Tränen in meinen Augen, wenn ich darüber sprach. Dies war schon immer Moms größter Traum.

Noch viel mehr Menschen besuchten uns in diesen Monaten. Sogar im September und Oktober besaßen wir so einen Ansturm von Menschen, die unbedingt dieses eine Restaurant auf Nantucket ausprobieren wollten. In den Wintermonaten wurden wir oft für mehrere Thanksgiving-Feiern oder später für Weihnachtsfesten gebucht - es war einfach unglaublich.

Da ich die Monate viel zu tun hatte, besaß ich nicht einmal Zeit für meine Freunde, die in diesem Sommer wieder zurück waren. Und in diesem Jahr fühlte ich mich nicht schlecht darüber. Die ganzen Monate verbrachte ich meine Zeit alleine mit meinem Vater und mein Leben drehte sich rund um das Restaurant und der Eisdiele, während meine ganzen Freunde studierten und auf Partys gingen. Ich hatte das Gefühl, als hätten wir so oder so keine Gemeinsamkeiten mehr. Aus diesem Grund beließ ich es so, wie es war.

Über Ethan Lewis dachte ich aufgrund des Stresses nicht mehr nach. Ich vermisste ihn zwar und die Gefühle waren noch immer in mir, dennoch tat es gut ihn diesen Sommer nicht gesehen zu haben. Denn es war noch immer viel zu früh.

Das ganze Jahr lang über hatte ich kein Lebenszeichen von ihm. Es war beinahe so, als wäre er komplett aus meinem Leben verschwunden. Nicht einmal seine Mutter besuchte die Insel in jenem Sommer. Ihr Haus blieb leer.

Anders als in den Jahren zuvor sah ich an einem kühlen November Tag, kurz vor Thanksgiving, zwei Autos in seiner Einfahrt. Eines davon war mir mehr als nur fremd und das zweite Auto war Ethan Lewises schwarzer Jeep.

Was machte Ethan Lewis zu Thanksgiving auf Nantucket?

Während ich nach den Tüten in der Rückbank griff, sah ich aus dem Augenwinkel wie sich die Eingangstür öffnete. Ich konnte nicht anders und drehte meinen Kopf sofort in die Richtung. Zuerst kam ein etwas wütender Ethan Lewis aus dem Haus, gefolgt von einem anderem Junge, der wahrscheinlich in meinem Alter war, und von einem älteren Mann.

Ein Mann? Ich erinnerte mich zurück an den Freund von Ethans Mutter und dieser sah anders aus. Als ich jedoch die Gesichtsform des Mannes und die Augen sah, wusste ich wer er war.

Ethan war hier mit seinem Vater.

Der Sommer gehört unsWhere stories live. Discover now