12.

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               Ich erkannte es erst später, doch seit jenem Abend fühlte ich anders über Ethan Lewis. Noch wusste ich nicht in welcher Art und Weise, die Erleuchtung kam mir erst später.

               Die Tage vergingen viel zu schnell. Tagsüber war ich mit John oder Ruth unterwegs und am Abend verbrachte ich meistens meine Zeit mit Clancy. Manchmal, wenn ich meine gewohnten Runden mit ihm drehte, sah ich Ethan und Ava entweder Hand in Hand am Strand spazieren oder in seinem Auto. Zwei Mal sah ich sogar, wie er sie küsste. Und aus irgendeinem Grund wollte ich nach den Szenen immer so schnell wie möglich verschwinden.

              Ethan stellte mir sogar an einem Abend seine Freundin vor. Ava war ein sehr wundervolles und tolles Mädchen. Sie war total interessiert an mir und stellte mir unendlich viele Fragen. Ethan erzählte ihr wohl auch von unserem gemeinsamen Sommer vor elf Jahren. "Du bist diese Katelyn?", fragte sie mich damals mit einem großen Lächeln. "Ach Gott, Ethan hat mir, bevor wir tierhergekommen sind, alles über euren tollen Sommer hier erzählt und wie gern er diese Insel hat!" Damals konnte ich es nicht verstecken und lächelte von einem Ohr zum anderen. Es machte mich in diesem Moment unendlich glücklich, dass er manchmal an mich dachte. Irgendwie fühlte ich mich nicht mehr wie der größte Idiot, der ständig an diesen einen Sommer dachte. Denn Ethan tat es auch.

            Ich erzählte John ebenfalls von Ethan, doch er hatte keinerlei Interesse Ethan Lewis kennenzulernen. Die Sache war, dass viele ihn auf dieser Insel kannten und in seiner Single-Zeit hinterließ Ethan keinen besonders guten Eindruck. Irgendwie schaffte Ethan Lewis es, dass ihn fast die ganze Insel kannte. Doch aus irgendeinem Grund überraschte es mich nicht. Wie sollte man jemals diese eisblauen Augen vergessen?

            Zwar unternahm ich in diesem Sommer als ich 17 Jahre alt war, sehr viel. Doch die Einsamkeit in mir verschwand einfach nicht. Wenn ich nicht mit John war, dann war ich mit Ruth oder Hannah - an manchen Tagen unternahmen sogar wir alle Etwas. Die ganzen Stunden mit meinen Freunden jedoch halfen auch nicht dagegen. Weiters konnte ich nicht aufhören an die Ethan Lewis zu denken oder an der Tatsache, dass er meine Einsamkeit verschwinden ließ.

           Irgendwann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und machte mich auf den Weg mit Clancy zu Ethan. Als ich so vor seiner Haustür an diesem Tag stand, erinnerte ich mich zurück an alte Zeiten. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich jemals so nervös war anzuläuten. Früher spazierte ich einfach nur durch diese Haustür und in diesem Moment war ich kurz davor einfach wieder umzudrehen. Doch ich tat es.

          "Oh hey Kat", öffnete Ethan Lewis oben ohne die Tür. In dem Moment versuchte ich nicht auf seinen trainierten Oberkörper zu starren. Ich konzentriere mich darauf ihm in die Augen zu sehen und mir Nichts anmerken zu lassen, doch meine Röte verriet mich. "Alles okay?", schmunzelte er vor sich hin. Er wusste genau was er tat und er genoss jede Sekunde.

         "Uhm", suchte ich nach den richtigen Worten. "Ich wollte dich fragen o-"

         "Ist die Pizza da?", hörte ich Ava rufen. Seine Freundin stand in der nächsten Sekunde in ihrem Bikini im Flur. "Oh hey Katelyn", lächelte sie mich freundlich an und stellte sich neben Ethan hin.

         Während Ava mich noch immer anlächelte, schenkte mir Ethan einen neugierigen Blick. Einige Sekunden sah ich zwischen Ava und ihm hin und her. Ethan Lewis hat eine Freundin und ich eigentlich einen Freund. Wieso wollte ich dann Zeit mit ihm alleine verbringen? Wieso zerfraß mich der Gedanke, dass sie mit ihm war?

        "Wir haben Pizza bestellt, wenn du möchtest, kannst du gerne dazu stoßen", meinte Ava freundlich und lächelte mich noch immer an. Ich wusste damals, dass Ava diese Einladung ernst meinte - sie war durch und durch eine so tolle und liebe Persönlichkeit. Doch ich war nicht bereit mit ihnen meine Zeit zu verbringen. Ich konnte nicht einmal ertragen, wie sie ihre Hand um ihn hatte.

       "Sehr nett, aber ich muss mit Clancy noch eine kleine Runde drehen", lehnte ich ebenfalls freundlich ab und sah dann wieder zurück zu Ethan. Ich vergaß den eigentlichen Grund für meinen Besuch. "Uhm ...", dachte ich nach. "Weißt du was, es kann warten", sagte ich in der nächsten Sekunde und lächelte Ethan falsch an und ging langsam rückwärts. In dem Moment war mir einfach Alles peinlich. Ich wusste doch, dass sie bei ihm war - wieso dachte ich, ich könnte Zeit alleine mit ihm verbringen?

        Besorgnis breitete sich auf Ethans Gesicht aus, während Ava mich weiterhin anlächelte. "Bist du dir sicher, Kat?", fragte Ethan mich und sah mir in tief in die Augen.

       "Oh ja, war nicht einmal so wichtig", lächelte ich ihn an und versuchte so schnell wie möglich von seinem Grundstück zu verschwinden. "Man sieht sich!", rief ich noch und ging mit schnellen Schritten die Straße entlang. Ethans Blick spürte ich die ganze Zeit auf mir.

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt