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                      Am nächsten Morgen nahm ich die erste Fähre zum Festland. Ich war viel zu oft kurz davor einfach umzudrehen und nicht nach Connecticut zu fahren. Doch Etwas in mir pushte mich enorm. In dem Moment als ich immer weiter und weiter weg von meinem wundervollem Zuhause, Nantucket, war, spürte ich dieses komische Gefühl in mir. Eines, welches ich so noch nie auf Nantucket verspürte. 

Aus irgendeinem Grund hoffte ich auf eine endlos lange Fahrt. Doch, da ich mich sehr für auf den Weg machte, geriet ich in keinen Stau. Irgendwann war ich auf der "95"-Autobahn und nu mehr wenige Minuten von seinem Zuhause entfernt. 

Vor einer Ewigkeit schrieb mir Ethan seine Adresse auf. "Nur für alle Fälle", meinte er damals. Oft erzählte er mir von seinem Zuhause, welches genau wie das auf Nantucket, am Meer grenzte. 

Langsam fuhr ich durch die kleine Stadt und beobachtete die Menschen. Dafür, dass es eine kleine Stadt war, war einiges los. Von jung bis alt - jede Altersklasse war vertreten. Kleine süße Restaurants, Cafés und Boutiquen waren der Grund für die Menschenmenge. 

Ich fuhr weiter und versuchte mich auf die Straßen zu konzentrieren. Jedoch konnte ich nicht anders und bemerkte, wie jede Person ein Lächeln auf den Lippen trug. Natürlich kannte ich ein solch Verhalten von Nantucket. Doch jahrelang wurde mir von Touristen erzählt, dass sie so Etwas bloß nur auf unserer Inseln sahen. 

Nach wenigen Minuten erreichte ich sein Haus. Es war eines dieser Häuser, die man in einem Katalog sah. Irgendwie passte es hier her und doch stach es enorm heraus. Das Haus war schneeweiß mit einem schwarzem Dach und großen, hohen Fenstern. 

Mein Herz blieb stehen, als ich sein Auto neben dem Haus stehen sah. Ich war kurz davor wieder umzudrehen und nachhause zu fahren. Doch dann öffnete plötzlich jemand die Haustür. 

Ethan's Mutter. 

Mit leeren Einkaufstaschen und einem Korb kam sie aus dem Haus und starrte in meine Richtung. Seine Mutter runzelte ihre Stirn, dabei versuchte sie das Kennzeichen zu identifizieren. Ihre Stirn glättete sich und danach richtete sie ihren Blick direkt auf mich. Sie wusste wer ich war. Es gab kein Zurück mehr. 

Mit Zitterenden Händen Stief ich aus und machte meine Autotür hinter mir zu. Am liebsten wollte ich verschwinden und die Sache abhacken. Ich wollte mich verstecken und nie wieder aus meinem Zimmer kommen. Doch ich wusste, dass das keine Option war. In diesem Moment stand einfach so viel am Spiel. 

"Katelyn", sage sie völlig überrascht und lächelte breit. "Oh mein Gott! Ich wusste nicht, dass du uns besuchen kommst - Ethan hat mir Nicht erzählt."Die Sachen in ihren Händen ließ sie fallen und kam mit offenen Armen auf mich zu. "Willkommen in unserem wunderschönem Ort Old Greenwich!", drückte sie mich fest. 

Ich blieb steif stehen. Was tat ich hier? Meine Sorge und Ängste, die ich versuchte bis zu diesem Zeitpunkt zu ignorieren, waren größer denn je. 

"Ethan ist gerade mit seinen Freunden am Strand, er sollte jeden Moment wiederkommen - weiß er denn schon, dass du angekommen bist?", löste sie sich aus der Umarmung und sah mich noch immer lächelnd an. 

Ethan wusste gar nicht einmal, dass ich auf dem Weg hierher war. "Ja", lächelte ich sie an und nickte. Wieso log ich seine Mutter an? In diesem Moment wollte ich einfach so wenig wie möglich reden und verschwinden. So tun als wäre ich nie hier gewesen. Doch das war nun ebenfalls keine Option mehr. 

"Fühl die wie zuhause! Ich muss ein paar Erledigungen machen und wäre dann auch in einer Stunde zuhause - Ethan ist bestimmt schon auf dem Weg", lachte sie und schüttelte ihren Kopf. "Ich kann nicht glauben, dass er mir so Etwas verheimlicht hat." Erneut lächelte sie vor sich hin und führte mich zur Eingangstür - "Die Tür ist aufgesperrt, bedien dich! Wir sehen uns später, ja?", hob sie die Sachen vom Boden auf und machte sich auf den Weg zu ihrem Auto. 

Ich lächelte ihr nervös hinterher und wartete bis das Auto aus der Sichtweite war. Danach lief ich zu meinem Auto und setzte mich hinter das Steuer. Mit zitternden Händen starrte ich das Lenkrad vor mir an und versuchte meinen ungesunden Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Mein Auto startete ich und war kurz davor wieder wegzufahren. Doch Etwas in mir hielt mich davon ab. 

Wollte ich Ethan Lewis so verlieren? Ihm nie sagen was ich für ihn fühlte? Er verdiente es über meine Gefühle ihm gegenüber Bescheid zu wissen. 

Bevor ich jedoch weiter über diese Situation nachdenken konnte, sah ich in meinem Rückspiegel ein Auto auf sein Haus zukommen. "Verdammt", murmelte ich vor mich hin während mein Herzschlag immer schneller und schneller wurde. Jetzt gab es tatsächlich kein Zurück mehr. Ich erkannte vier Jungs oben ohne in einem offenem Jeep - einer davon war Ethan Lewis. 

Als ich ihn wiedernah, erinnerte ich mich zurück an die Tage, die wir lachend miteinander verbrachten. Meine Gedanken schweiften zu dem Abend als wir nebeneinander lagen und uns in die Augen starrten. Das erste Mal in den letzten Stunden schlug mein Herz nicht vor Angst wie verrückt, sondern vor Freude. Doch dann erinnerte ich mich an seine Worte. 

Ethan Lewis schnappte seinen Rucksack und sprang lachend aus dem Auto, er verabschiedete sich von seinen Freunden. "Ich hole dich in zwei Stunden ab", rief einer seiner Freunde und drehte danach die Musik wieder laut auf. 

Ethan schüttelte lachend seinen Kopf und drehte sich nun das erste Mal zu seinem Haus zu - keine Sekunde verging und er sah ein Auto. Sofort nahm er seine Sonnenbrille ab und runzelte seine Stirn, während er langsam auf das Haus und meinem Auto zu kam. 

Mein Herz blieb stehen. 

Ethan erkannte es. Seine Füße bewegte er nicht mehr und starrte mein Auto von der Weite an. 

Jetzt gab es definitiv kein Zurück mehr. 

Meine Augen schloss ich und schnappte tief nach Luft. Jetzt war der Moment gekommen. Mit einer zitternden Hand schaltete ich mein Motor ab und stieg langsam aus. 

Ethan konnte seinen Augen nicht trauen, als er mich vor ihm stehen sah. "Katelyn?", fragte er völlig verwirrt und perplex. 

"Ethan", antwortete ich und biss mir auf die Zunge. Ich fuhr sechs Stunden für diesen Moment. Wieso konnte ich nicht mehr als seinen Namen sagen? Wieso war ich erneut still? Wieso zur Hölle sagte ich ihm nicht jetzt wie sehr ich ihn liebe? 

Seine Stirn glättete sich und ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus - diese Geste nahm mir für wenige Sekunden jegliche Sorge und Angst. Doch im nächsten Moment erinnerte er sich an unsere derzeitige Situation und an unser letztes Gespräch. In diesem Augenblick sah er mich nicht mit den eisblauen Augen an. "Was willst du hier?"


Der Sommer gehört unsWhere stories live. Discover now