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                Wie gewohnt ging ich auch an diesem ersten Sommertag nach der Arbeit im Restaurant in die Eisdiele um nach dem Rechten zu sehen. Dieses Jahr arbeitete Ruths kleine Schwester in meiner Eisdiele - aus diesen Gründen war ich mir mehr als nur sicher, dass Alles rund lief. 

                Das Trinkgeld teilte ich zwischen Leo - Ruths kleiner Schwester - und Meg auf. Ich schickte beide früher nachhause und übernahm die Eisdiele für die letzte halbe Stunde. Wie auch immer ging ich die Bestände im Lager durch und putzte die Diele sauber. Nachdem all dies getan wurde, setzte ich mich hinter den Tresen und ging die Einnahmen des heutigen Tages durch. 

              In den letzten fünf Minuten drehte ich die Musik leiser und legte das Geld in meiner Tasche. Danach sammelte ich meine Sachen und entschied mich heute fünf Minuten früher zu gehen, da so oder so keine Kunden mehr kamen. Eine warme Sommerbrise kam mir entgegen, als ich aus der Eisdiele trat - ich drehte mich um und schloss die Tür hinter mir ab. 

             "Hey Katelyn", hörte ich jemanden meinen Namen sagen. Mein Herz stoppte für einige Sekunden. Im nächsten Moment fragte ich mich ob es überhaupt möglich war und im darauffolgenden Moment realisierte ich, dass das hier ebenfalls sein Zuhause war. 

             Langsam drehte ich mich um und sah ihn vor mir stehen - meinen Ex-Freund. "John", flüsterte ich leise und sah ihn mit großen Augen an. In den letzten zwei Jahren sprach er kein Wort mit mir und in diesem Moment fiel mir ein enorm großer Stein vom Herzen. Denn ich dachte, dass er nie wieder ein Wort mit mir wechseln wird. 

            Doch in diesem Augenblick, musterte er mich und schenkte mir ein warmes Lächeln. Dieses eine Lächeln, welches er mir vor Jahren jeden Tag gab. Im nächsten Moment konnte ich nicht anders und fiel ihm in die Arme. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich ihn nicht vermisste. Nicht in einer romantischen Art und Weise, sondern in einer anderen. Immerhin verband ich sehr viele Erinnerungen mit ihm. John war mein erster Freund. "Es ist so schön dich wieder zu sehen", flüsterte er leise in mein Ohr und drückte mich in der nächsten Sekunde fester. 

           Ich löste mich aus der Umarmung und lächelte ihn an. "Wie geht es dir? Wann bist du angekommen? Wie läuft es mit deinem Studium?", bombardierte ich ihn mit Fragen voll. 

           "Ich habe gehofft wir könnten über das alles mit einem Becher Eis reden?", schenkte er mir erneut ein Lächeln und deutete auf die Eisdiele. Obwohl ich müde war, stimmte ich ohne zu zögern zu. Heute noch fühlte ich mich an manchen Tagen mies, da ich ihm damals enorm das Herz brach - mies war untertrieben. Ich verabscheute mich. Aus diesem Grund stimmte ich ein, da ich wirklich wissen wollte wie sein Leben derzeit so lief und was er die letzten Jahre so machte. 

           Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit uns von unseren letzten Jahren zu erzählen - manchmal sprach er sogar die Vergangenheit und unsere gemeinsame Zeit an. Ihn so neben mir sitzen zu haben, machte mich enorm glücklich. Vielleicht liebte ich ihn nicht als Partner und dennoch schätzte ich ihn als Freund. "Kann ich dich Etwas fragen, John?", sah ich ihn nun an und strich mir leicht über meinen Oberarm. 

           "Natürlich", nickte er und versuchte meinen plötzlichen Stimmungswechsel zu verstehen. 

            "Wieso jetzt?", fragte ich vorsichtig. "Wieso warst du genau heute vor der Eisdiele? Wieso hast du dich genau heute entschieden wieder mit mir zu reden? Wieso?"

              Er atmete tief aus und lächelte leicht. "Ich habe diese Insel die ganzen zwei Jahre gemieden, weil ich nicht an den Schmerz erinnert werden wollte." Nun sah er hoch zu mir und zuckte mit den Schultern: "Ich brauchte ein wenig Zeit für mich selber, weil ich dich wirklich geliebt habe und ich mir eine Zukunft mit dir vorstellen konnte und es war nicht einfach damit klar zu kommen, dass deine Liebe jemandem anderen gehört." 

            Ich schluckte stark und spürte den Schmerzen in mir. Diesen einen, den ich auch damals spürte, als ich mit ihm Schluss machte. "John", sagte ich heiser seinen Namen. 

            John lächelte und schüttelt den Kopf. "Es ist okay Katelyn. Ich bin gestern angekommen und wollte sehen wie es dir geht. Seitdem ich den Zeitungsartikel gesehen habe, konnte ich nicht aufhören an dich zu denken. Und ich habe so lange überlegt wie ich mich bei dir melden soll - so oft war ich kurz davor dich einfach anzurufen doch ich hatte Angst davor, dass du mich nicht mehr in deinem Leben haben möchtest. Ich will dich einfach als Freundin wieder in meinem Leben. Keine Beziehung, bloß nur Freundschaft." 

           Der Schmerz in mir wurde von Sekunde zu Sekunde geringer und Erleichterung machte sich in meinem Gesicht breit. "Sehr gerne, John", atmete ich erleichtert aus und drückte ihn in eine Umarmung. "Du hast keine Ahnung was für ein Stein mir gerade vom Herze fällt." 

           Wir unterhielten uns weiterhin über andere Dinge. Ich wusste, dass ihn eine Frage beschäftigte. Diese konnte ich ihm von den Lippen lesen. Und irgendwann fragte John mich diese auch. "Bist du derzeit in einer Beziehung?" 

           Ich dachte über die Situation zwischen Ethan Lewis und mir nach. Wir waren in keiner Beziehung und dennoch wusste ich, dass Etwas zwischen uns war. "Ich bin in keiner Beziehung", antwortete ich schließlich. "Und du?"

           John schüttelte seinen Kopf: "Ich bin seit zwei Monaten wieder Single." Zwar gab er mir eine Antwort auf meine Frage und doch sah er mich komisch an. Irgendetwas beschäftigte ihn. 

            "Alles okay?", fragte ich vorsichtig und versuchte seinen Blick zu interpretieren. 

            "Ich habe so das Gefühl, dass du mir nicht eine volle Antwort gabst. Aus irgendeinem Grund fühlt es sich so an, als würde da noch ein "Aber" kommen", sprach er offen seine Gedanken aus. "Du bist in keiner Beziehung, aber dein Herz ist vergeben?" 

          Ich sah John an und dachte über die Gefühle die ich Ethan Lewis gegenüber spürte. John wusste, wenn ich log und nicht - aus irgendeinem Grund erkannte er dies noch heute. "Ja, mein Herz ist vergeben", sagte ich diese Wort das erste Mal in all diesen Jahren. 

          "Ethan Lewis?", sah John mich nun an. 

          Ich nickte. Egal ob sechs, vier oder zwei Jahren. Mein Herz gehörte Ethan Lewis schon immer. 

Der Sommer gehört unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt